Die Kritiker

«Countdown: Der Bäcker war es»

von

Story:


In der Backstube einer kleinen Bäckerei fesselt und knebelt ein Mann eine völlig verzweifelte Frau. Tränen laufen ihr über die Wangen, ihr Gesicht ist angstverzerrt. Außer sich vor Wut hält ihr der Mann eine Pistole an den Kopf.

24 Stunden vorher:
Bei einem Banküberfall auf eine Sparkassenfiliale wurden der Filialleiter Roland Kopp und eine Frau erschossen. Der Täter ist flüchtig. Erste Recherchen des Ermittlerteams um Hauptkommissar Jan Brenner und Leonie Bongartz ergeben, dass rund 30.000 Euro gestohlen wurden und der Täter daraufhin die zwei Zeugen des Überfalls getötet hat. Brenner und Leo verhören Stefanie Kopp, die Frau des getöteten Filialleiters Roland Kopp, die die Opfer entdeckt und den Alarm ausgelöst hat.

Darsteller:


Sebastian Ströbel («Gonger») ist Jan Brenner
Chiara Schoras («Tulpen aus Amsterdam») ist Leonie Bongartz
Philip Baltus («Soul Kitchen») ist Mario Falck
Andreas Windhuis («Nicht von dieser Welt») ist Klaus Frings
Oliver Stritzel(«Fünf Sterne») ist Dr. Ritter

Kritik:


Am Donnerstag zeigt RTL bereits die vierte Episode von «Countdown» - was viele Zuschauer aber wohl nicht wissen: Eigentlich sollte es gar nicht die Vierte sein – „Der Bäcker war es“ war vielmehr als zweite Ausgabe der Krimireihe angedacht. Warum RTL sich entschlossen hatte, die Ausgabe später zu senden, darüber kann nur spekuliert werden. Möglicherweise war man nicht ganz zufrieden damit – denn Parallelen zur Pilotfolge sind durchaus zu erkennen. Erneut ist es eine Zeugin, die in tödlicher Gefahr ist – sie wird in einem Kellerraum gefangen gehalten – der Mörder droht sie zu töten. Zum Vergleich: In der ersten Ausgabe rannte die Zeugin in einem Waldgebiet vor dem Mörder davon – und stürzte schließlich.

Auch inhaltlich gibt es etliche Ähnlichkeiten zur ersten Ausgabe: Besonders deutlich werden diese an der Figur des im Mittelpunkt stehenden Kommissars Brenner, dessen Frauengeschichten deutlich stärker thematisiert werden als in den vergangenen beiden Ausgaben. Seine Figur hatte sich in der Serie eigentlich schon weiter entwickelt und wird sich nun wegen der geänderten Reihenfolge deshalb etwas unlogisch verhalten. Auch die Tatsache, dass Kripochef Ritter anfangs noch krankgeschrieben war, ist auf die Geschehnisse der Pilotepisode zurückzuführen (dort wurde er angeschossen). Letztlich spielt das jedoch keine entscheidende Rolle, die meisten Zuseher werden dies wohl gar nicht wahrnehmen.

Was stören könnte, sind kleine Fehler, die sich durch die Episode ziehen: Eine Zeugenbefragung am späten Abend – gegen 21.00 Uhr. Sie findet in einer kleinen Wohnung statt, in die allerdings helles Sonnenlicht scheint. Selbst im Sommer ist dies nahezu unmöglich – und auch sonst übersprangen die Macher die Nachtstunden fast komplett. Lediglich eine Studioszene wurde in die nachtschlafende Zeit verlegt – Außendrehs im Dunklen waren offenbar zu aufwendig. Gehalten ist die Episode größtenteils in wundervollen Farben – blau und orange dominieren, hier hat sich die Produktion an amerikanischen Serien wie beispielsweise «CSI: Miami» orientiert.

Zurück aber zur Handlung. Diese ist von den Figuren sicherlich ähnlich stark wie die in der vergangenen Woche. Zwar nicht zum ersten Mal, aber doch sehr eindrucksvoll wird gezeigt, was passiert, wenn ein ganzes Dorf eine Familie vorschnell verurteilt – es leiden alle, vor allem die Angehörigen. Das Erzähltempo ist gewohnt hoch, es gibt gute Wendungen – Hagen Moscherosch, Autor der Folge hat demnach gute Arbeit geleistet. Eine entscheidende Rolle in der Folge spielt Bäcker Manfred Döhring, den Regisseur Heinz Dietz mit Uwe Bohm besetzt hat. Bohm ist sicherlich ein guter Schauspieler, seine Wandlungsfähigkeit hat er allerdings noch nicht wirklich bewiesen. Wann auch immer er auftritt – und das tut er gerne in RTL-Serien («Cobra 11» ist das beste Beispiel) spielt er eigentlich einen Mann im besten Alter, der allerdings kurz vor dem Kurzschluss steht. Sei es wie bei «Cobra 11», dass seine Braut ermordert wurde, oder wie er hier vor dem finanziellen Ruin steht.

Sein Spiel ist demnach recht begrenzt, eben weil es sehr viele Parallelen zu vergangenen Figuren gab. Bohm wäre demnach eigentlich zu wünschen, dass er solche Charaktere nicht mehr mimen muss. Insgesamt ist die neueste «Countdown»-Folge sicherlich kein Must-See-TV, nicht zuletzt, weil man eben in gewisse Muster der ersten Folge verfällt – auch wenn hier der Täter nicht von Anfang an bekannt ist. Potential hat die Serie inhaltlich allemal – es bleibt zu hoffen, dass die Macher in der zweiten Hälfte der ersten Staffel ein wenig auf manches Klischee verzichten werden und auch Kommissar Brenner etwas glaubwürdiger erscheint. Oder haben Sie schon einmal einen zum Tatort eilenden Kommissar gesehen, der wegen seines Fahrstils dafür sorgt, dass ein anderer PKW gar auf den Gehsteig ausweichen muss und dort gegen Gegenstände rumpelt? Mehr Realität täte dem Format in diesem Punkt also durchaus gut.

RTL zeigt die Folge „Der Bäcker war es“ aus der Serie «Countdown» am Donnerstag, 04. Februar 2010, um 21.15 Uhr.

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