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Aus vollkommen ersichtlichen, aber in Wahrheit undefinierten Gründen sind Emmas Erzeuger fernab ihrer Tochter. Kristallklare, obgleich unbekannte Motive führen die junge Schülerin an ein neues Lehrinstitut, das Isar-Internat. Gehörte, doch unerwähnt gebliebene Tatsachen haben es zu verschulden, dass Emma Freunde in aller Welt besitzt. Die Ausgangsposition: Eine recht hübsche Teenagerin, die ohne Kontakte an eine neue Schule wechselt. Die Frage: Was wird die Konstante der Erzählung und wie wird eben diese verlaufen? Steigt Emma mit einem im Jugendslang versunkenen Chemiker in das Amphetamin-Geschäft ein, bekämpft sie fortan Terroristen im 24 Stunden Rhythmus oder übt sie sich im wiederholten Ausbrechen aus Bildungsstätten? Leider Gottes entsprechen nur Bruchteile dieser verwegenen Hoffnungen der schlussendlichen Wahrheit. Das unveränderliche Parameter ist im Übrigen die Kamera, die die Protagonistin stets mit sich trägt – hierbei sei auf die «Abschlussklasse» verwiesen, das offensichtliche Vorbild des neuen Formats.
Zu Beginn sieht der Zuschauer jedoch mehr Hand als Emma. Kein Schreibfehler, es handelt sich weder um Hans, noch Hanf. Die liebliche Auszubildende hält es schlicht für notwenig, alle 30 Sekunden in die Kamera zu winken sowie zusätzlich jede Person zu animieren, es ihr gleich zu tun – die Darstellerin wird vermutlich einen starken Muskelkater zu spüren bekommen haben. Wurde nun die Überraschung ruiniert? Emma und all ihre Kumpanen wie Tom, Sebi, Filiz und Ohrhan, von denen noch die Rede sein wird, werden von Laienschauspielern poträtiert. Lüge: Selbstverständlich ist umfassende Menschenkenntnis vonnöten, um dieses Faktum anzuerkennen. Wahrheit: Wer dies nicht registriert, sollte sich verpflichtet fühlen, eine unbezahlte Gastrolle im «Internat» zu übernehmen. Soziales Engagement hat noch keiner Menschenseele geschadet! Das war eine Lüge. Die ehrliche Seite: Emma hat es zutiefst benachteiligt.
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Bereits zu diesem Zeitpunkt war es möglich, die zahlreichen Schwachstellen der Produktion ausfindig zu machen, wobei die Schauspielerei, insofern man sie als solche bezeichnen kann, keiner weiteren Erwähnung wert ist – ist man wahrhaftig enttäuscht, so hatte man definitiv die falsche Erwartungshaltung. Die ständigen Intermezzos, ergo die kurzen Einspieler Emmas, die das Geschehen in weiterem Maße dokumentieren sollen, wirken deplaziert und sollten künftig zweifellos anderen Inhalten weichen. Ein anderer Punkt ist die Zeichnung der Charaktere. Lena ist schwanger, das Kind ist jedoch nicht von ihrem Freund Jonas. Sebi ist ein Außenseiter, wird „gedisst“ und macht während des Spielens von Ego-Shootern „Ratatat“-Geräusche. Ohrhan bezeichnet sich selbst als Checker und ist wie auch Tom darauf aus, bei Neuling Emma zu landen. Sandra fühlt sich hingegen zu ihrem Lehrer Herrn Hanke hingezogen. Das größte Manko sind die störenden Wiederholungen, was bei einer enzigen Folge schwer ins Gewicht fällt. Zweimal wird Emma von ihrer neu gewonnenen Erzfeindin aus demselben Raum vertrieben, dreimal trifft sie nach dem Umlaufen einer Ecke auf den liebevollen Ohrhan und mehrmals sind ähnliche Drohbotschaften des Death Warrior zu lesen: „Auch du wirst sterben“, „Auch wenn du die Neue bist, du wirst auch sterben“ und last but not least „Ihr werdet wirklich alle sterben!“.
Dass am Rande Werbung für die Lokalisten betrieben wird, fällt bei all diesen Kehrseiten kaum auf – womöglich ein gerissener Masterplan seitens der roten Sieben. An dieser Stelle eine deutliche Empfehlung: «Das Internat – Emma bloggt» liegt fernab von Gut und Böse, es sollte unter allen Umständen gemieden werden. Abschließend einige Zitate aus Episode #1: „Das ist ja Stoff für ’ne Talkshow hier!“, „Die Typen hier sind eigentlich die totalen Vollspacken“ und „Das reicht mir für’s erste erstmal“. Das Rennen machte allerdings die Reaktion Jonas’, als er von den Adoptions-Plänen seiner hochschwangeren Freundin erfuhr: „Ey, was soll des?!“ Mal ehrlich: Was soll das?