Kirschs Blüten

«Kirschs Blüten»: Ein paar Kilo zuviel

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Das neue Programm von kabel eins könnte etwas abspecken, vor allem dann, wenn man nur auf die nackten Zahlen schaut, findet Jürgen Kirsch.

kabel eins hat sein neues Programm bekannt gegeben. Mal ehrlich, so viel Neues gab es da nicht. Das wussten wir, die sich mit den Medien täglich auseinander setzen, sowieso schon im Voraus. Von daher blieb die ganz große Sensation bei der Jahrespressekonferenz des kleinen Senders aus. Dennoch lässt sich die Veranstaltung zum Anlass nehmen, um die verschiedenen Programm-Vorhaben einmal genauer zu betrachten. Zum einen sind da die Spielfilme, die kabel eins zeigen möchte. Der kleine Sender hat ohnehin das Image des Spielfilmsenders, der sich dabei aber eher auf die älteren Produktionen als auf neuartige Hollywood-Streifen spezialisiert hat. „Die besten Filme aller Zeiten“, heißt ein Claim von kabel eins. Unterm Strich bleibt man dieser Marke also treu. Das muss man gut heißen, denn diese Nische bedient unter den vollwertigen Programmen nur noch Sat.1. Der vielgeschmähte Bällchensender aus der gleichen Sendergruppe hat damit noch Erfolg. Ja, tatsächlich, so etwas gibt es auch dort noch. Die Spartensender Tele5 und Das Vierte – wobei Letztere sich von ihrem Film-Image immer mehr abwenden - einmal ausgenommen, ist das Spielfilm-Programm für kabel eins lukrativ, sozusagen ein Pferd, auf das man aufspringen muss, um weiterhin erfolgreich zu bleiben.

Neue Serien hat kabel eins auch im Gepäck. Darunter auch jene, die bei der konzerninternen "Schwester" ProSieben nicht mehr rund gelaufen sind. Dort wurden sie abgesetzt, da aber teuer eingekauft, sollen sie noch eine Chance erhalten, ehe sie im Giftschrank von ProSiebenSat.1 versinken. Bestes Beispiel ist das schon angelaufene «Lost». Keine Frage, die US-Serie, mittlerweile in der fünften Staffel, hat sich selbst verändert. Vielleicht mag es auch daran liegen, dass die Zuschauer sind ab der vierten Staffel stetig abwendeten. Vielleicht ist das der Grund dafür, dass die fünfte Staffel von «Lost» offensichtlich nur noch von Hardcore-Fans geschaut wird. Aber auch «Primeval» ist solch ein Format, das ProSieben an den kleinen Sender kabel eins weitergab und nach wie vor kein Quotengarant ist. Oder nehmen wir «24», das aber noch halbwegs ordentliche Zahlen vorzuweisen hatte. Auch wenn man wenig zufrieden war, es geht in die achte Staffel. Auch die finale sechste Staffel von «Lost» wird man zeigen. «Terminator S.C.C.» und «Jericho – der Anschlag» sind weitere Serien, die zur ProSieben-Resteverwertung gezählt werden können. Doch dass sie keinen Erfolg mehr hatten, heißt im Umkehrschluss ja nicht, dass sie nicht gut waren. Es heißt auch nicht, dass sie keinen Erfolg mehr haben werden. Der Anspruch ist bei kabel eins freilich geringer. Daher muss man ihnen Zeit geben. Es ist genau das gefragt, was die meisten Sender nicht haben: Geduld.

Geduld, die allerdings kabel eins zu haben scheint. Oder zumindest wagt der kleine Sender den Mut, um seinen Formaten Zeit zu geben. Denn sonst gäbe es sicherlich keine zweite Staffel des Musik-Magazins «Number One» mit Markus Kavka. Das ist vorbildlich, denn hier siegt offensichtlich die Qualität über die nackten Zahlen. So ist es unbestritten, dass «Number One» eine informative Sendung über die Musik-Branche ist, die es in dieser Form auf keinem der Vollprogramme gibt. Doch zum Leidwesen der Zuschauer geht auch kabel eins mit dem Trend: Neue Doku-Serien und eine Castingshow gehören auch zum neuen Programm. Hier wiederum mögen sich schlicht die nackten Zahlen durchgesetzt haben. Nämlich jene, die bei der Konkurrenz für anhaltenden Erfolg sorgen. Natürlich will man sich eine Scheibe davon abschneiden. Aber ob der Zuschauer davon nicht irgendwann genug hat? Momentan ist das noch nicht der Fall, denn sonst würden sämtliche Casting-Shows in der Krise stecken. Somit wird auch «Deutschlands beste Partyband» gekürt. Ob da womöglich die Hermes House Band mitmacht, bloß Coversongs rauf und runter gespielt werden oder doch sogar talentierte Amateur-Musiker eine Plattform erhalten, ist nicht überliefert. Wir werden es sehen, wenn wir denn einschalten mögen. Selbst wenn nicht: Die Jury um Anja Lukaseder und Oli P. wird schon die richtige Musik-Truppe finden – geballte «DSDS»-Erfahrung trifft «Gameshow»-Marathonläufer könnte der Suchauftrag für diese Zusammensetzung gelautet haben. Ein wenig abgeschaut klingt übrigens das Konzept bei «Jumbos Würstchenmillionär». Der XXL-Tester Jumbo, der bei «Galileo» am Sonntag oft zu sehen ist, hilft seinen Kandidaten in der Doku-Serie beim Aufbau eines Würstchen-Imperiums Marke Hoeneß. Dabei hatte Rainer Callmund den Versuch doch schon mal durch die Sendung «Big Boss» bei ProSieben gestartet. Mit wenig Erfolg. Der "Big Boss" ist nun immerhin ein paar Kilo leichter, heißt Jumbo statt Calli, aber ums Essen geht es weiterhin – möglichst für sieben Euro in der Südkurve neben Uli Hoeneß. Das wird ein Spaß. Trotzdem: Geben wir doch lieber den qualitativ guten US-Serien eine Chance. Bei den vermeintlichen Quoten-Garanten aus Doku-Soaps und Sinnlos-Castings lässt sich getrost abspecken.

«Kirschs Blüten» gehen auch nächste Woche wieder auf - Dienstags nur bei Quotenmeter.de!

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