Die Kritiker

«Castle» (1x01)

von

Story


Seine Figur aus dem letzten Bestseller hat er sterben lassen: Der Schriftsteller zahlreicher Kriminalromane Richard Castle ist aufgrund des großen Erfolgs müde geworden, da ihm zudem neue Storys nur schwer einfallen. Als er auf einer weiteren Buchvorstellung haufenweise Frauen Autogramme in den Ausschnitt schreibt, findet die Polizei gleichzeitig die Leiche einer jungen Frau, die wie ein Opfer aus den Castle-Romanen mit Sonnenblumen auf den Augen und mit Rosenblättern übersäht aufgefunden wird. Schnell hat die Polizei diesen Zusammenhang zu dem Bestseller-Autor ebenfalls hergestellt. Die energische Leiterin des mit dem Fall vertrauten Polizei-Teams, Kate Beckett, befragt Robert Castle. Es kommt zwar zu Reibungen aufgrund der lässigen Art des Schriftstellers, doch schon bald werden er und die Polizistin, an der er ebenfalls etwas Gefallen gefunden hat, zusammen arbeiten. Denn eine neue Leiche ist aufgetaucht. Wieder gleicht der Tatort einem in Castles Büchern beschriebenen Mord. NYPD-Captain Roy Montgomery beordert Castle in die Polizeistaffel. Er soll dabei helfen, die Fälle um den Nachahmungstäter aufzuklären. Bald darauf lässt Polizistin Beckett einen geistesgestörten Verdächtigen festnehmen. Doch da Castle seine Bücher besser kennt, glaubt er nicht daran, dass die Polizei den richtigen Täter erwischt hat. Er setzt alles daran, den Fall aufzuklären, bringt Beckett umständlich zu weiteren Ermittlungen und hat dabei auch noch seine nächste Bestseller-Story im Visier.

Darsteller


Nathan Fillion («Halo 3») ist Richard Castle
Molly C. Quinn («Eine Weihnachtsgeschichte») ist Alexis Castle
Stana Katic («The Spirit») ist Polizistin Kate Beckett
Seamus Dever ( «Drop Dead Diva») ist Kevin Ryan
Susan Sullivan («The Nine») ist Martha Rodgers
Jon Huertas («Dark Blue») ist Javier Esposito
Ruben Santiago-Hudson («The Invention of Lying») ist Captain Roy Montgomery
Tamala Jones («Busted») ist Lanie Parish

Kritik


Sehr frisch kommt die neue US-Serie im Programm des kleinen Senders kabel eins daher. Die Pilotfolge der ersten Staffel hält zunächst einige Großaufnahmen eines ermordeten Mädchens bereit, das ganz «American Beauty«-mäßig in rote Rosenblätter gehüllt zu sehen ist und dem Blut auf der Haut herab läuft. Ein starker Auftakt mit gut gewählten Bildern. Auch gefällt das zwischenzeitliche Hin und Her zwischen den Aufnahmen des Mädchen-Opfers und den Szenen bei einer Buchvorstellung von Hauptfigur Castle. Diese brillant gemachte Anfangssequenz endet dann, wenn plötzlich Polizistin Beckett zu sehen ist, deren Polizei-Truppe sich mit dem Fall des ermordeten Mädchens auseinander zusetzen beginnt. Dann wechselt das Bild wieder zu Bestseller-Autor Castle, der mit seiner Tochter über seine Arbeit redet. Er wünscht sich, dass mal etwas „Neues passiert“. Schon sind auch die Polizisten da und nehmen ihn mit aufs Revier. Das hat Regisseur Rob Bowman wunderbar umgesetzt.

Leider ist aber dieser hervorragende Einstieg von den ABC Studios nicht als Grundlage für eine weiterhin solide Folge genommen worden. Das Drehbuch von Andrew W. Marlowe forciert dann nämlich eher die spitzen Dialogen zwischen der aufstrebenden Polizistin und dem Bestseller-Autor, die auch in den folgenden Staffeln der Serie noch zu Genüge ausgeschlachtet werden dürften. Auch der Fall wird schließlich behandelt, die Geschichte im Drehbuch hat alles, was für ein Drama nötig ist. So gibt es den Höhepunkt, als die Polizisten den vermeintlichen Täter schnappen. Den Wendepunkt, wenn Hauptfigur Castle seine Gegenspielerin Beckett dazu bringt die Spurensuche noch einmal aufzunehmen. Das Ende ist dabei allerdings ein Auftakt für weitere Fälle und natürlich weitere Geschichten zwischen den beiden Charakteren, die zuvor 40 Minuten lang genau gezeichnet wurden. Logisch, denn bei einer Folge soll es nicht bleiben.

Somit lernt man also zwei Hauptfiguren kennen, die in der US-Serie «Castle» die tragenden Rollen spielen und gesetzt dem Fall, man möchte sie zu seinen Lieblings-Krimi-Serien abonnieren, häufig – nein, eigentlich immer – auftauchen. Ihr Zusammenspiel überzeugt. Vor allem sind die Dialoge so gewählt, dass es nicht nur bei den gegenseitigen Reibereien bleibt, sondern auch mal der eine oder andere flotte Spruch fällt, der die Serie wieder etwas auflockert. Bleibt nur die Frage, ob man auch in den weiteren Folgen kreativ genug ist, um die Interaktion zwischen den beiden Hauptfiguren nicht eintönig werden zu lassen.

Im Pilotfilm sind es jedoch nicht die Dialoge oder die filmische Umsetzung, die enttäuschen. Das ist vielmehr die Geschichte, die in weiten Teilen viel zu vorhersehbar ist. Da sind wir wieder beim Drehbuch, das nach dem ersten Viertel der ersten Folge von «Castle» plötzlich versucht eine ganz andere Geschichte zu erzählen. Hier hätte man einfach seiner Linie aus der Anfangssequenz treu bleiben sollen, denn dann wäre das Endergebnis von «Castles» erster Episode vielleicht auch ein Bestseller geworden. So bleibt man trotz vieler Ambitionen doch nur im Mittelfeld der Crime-Serien. Denn an ein «CSI: Miami» reicht es nicht im Ansatz. Durch den unterschwelligen Humor und die Sprüche zwischendurch kann man «Castle» eher mit der Serie «Monk» vergleichen, hier gibt es sicherlich mehr Gemeinsamkeiten von der Konzeption her. Doch ist «Monk» da auch ganz anders angelegt, so dass «Castle» auch hier nicht heran kommt. Die US-Serie wirkt sympathisch, ja. Sie versucht sich darin lockere Krimi-Geschichten zu erzählen und ist als seichte Unterhaltung gerade richtig. Aber da die Geschichten nicht spannend, sondern vorhersehbar sind, gibt das Punktabzüge. Auch der Humor ist noch ausbaufähig. Und in Zukunft dürften die Dialoge zwischen den Hauptcharakteren nicht zu sehr ausgeschlachtet werden. Dann wird es bestimmt ein Bestseller. Für die Primetime genau richtig.

kabel eins zeigt die Pilotfolge von «Castle» am Samstag, den 06. Februar 2010 um 20.15 Uhr.

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