The day the music changed the world
Die Geschichte des Benefiz-Events «Live Aid» beginnt 1984 mit der Musikgruppe Band Aid, die sich zusammenschließt, um mit dem Lied „Do they know it’s Christmas?“ Geld für die notleidende Bevölkerung in Äthiopien zu sammeln. Die Single ist so erfolgreich, dass einer der Band-Gründer Bob Geldof beschließt, ein weltweites Charity-Konzert mit den Größen des Musikbusiness zu organisieren, das bei den Zuschauern zu Spenden aufruft. Ursprünglich ist das Projekt klein; die Veranstalter von «Live Aid» erwarten nicht mehr als eine Million Pfund an Spenden. Doch mehr und mehr internationale Top-Stars sagen zu, beim Konzert aufzutreten und ihren Einsatz für Afrika zu zeigen.
Am 13. Juli 1985 beginnt das Konzert in den frühen Morgenstunden im Wembley-Stadion in London; knapp zwei Stunden später startet auch das US-Konzert im JFK-Stadium in Philadelphia. Die großen Stars der Musikszene geben sich die Klinke in die Hand, die zwei Bühnen vereinen sogar Bands, die sich vorher aufgelöst haben: Unter anderem treten Led Zeppelin, The Who und Black Sabbath für den guten Zweck noch einmal zusammen. Unter den Solo-Künstlern befinden sich Namen wie Tina Turner, U2, David Bowie, Elton John, Phil Collins, Mick Jagger, Bob Dylan, Madonna, Paul McCartney, Eric Clapton, Santana und Bryan Adams. Phil Collins schafft es sogar, auf beiden Kontinenten gleichzeitig aufzutreten: Nach seiner Performance in Wembley wird er per Helikopter zum Heathrow Airport gebracht und fliegt nach Philadelphia. In JFK gibt er schließlich auch den Drummer für Eric Clapton und Led Zeppelin.
Der 20-minütige Auftritt von Queen mit einigen ihrer größten Hits gilt als der beste ihrer Bandgeschichte; in einer BBC-Umfrage von 2005 wird die Mega-Performance sogar zum besten Live-Gig aller Zeiten gewählt. Die beiden Konzerte dauern jeweils über 16 Stunden und die Menschenmenge, die sich vor den Bühnen eingefunden hat, feiert die Stars bis in die Nacht. Das Event schließt mit den der Charity-Hits «Do they know it’s Christmas» und «We are the world», welche die Stars auf einer Bühne vereinen, auf beiden Kontinenten. Die Höhe der Spenden übertrifft selbst künste Erwartungen der Veranstalter und Stars: Am Ende kommen über 150 Millionen Pfund für die Hungerhilfe in Afrika, insbesondere in Äthiopien, zusammen. Der Erfolg des Events wird 20 Jahre später wiederholt: Bob Geldof organisiert «Live 8», das mit zehn Konzerten am 02. Juli 2005 das Original sogar übertrifft. Diesmal werden keine Spenden gesammelt, sondern weltweite Unterschriften, um die G8-Staaten zur Aufstockung der staatlichen Hungerhilfe für Afrika zu bewegen.
400 Millionen sehen zu
Geschätzte 400 Millionen Menschen sahen am 13. Juli 1985 in über 60 Ländern die Konzerte oder Teile davon live im Fernsehen. Insgesamt erreichte «Live Aid» über 1,5 Milliarden Menschen. Das Event gehörte zu den ambitioniertesten der Fernsehgeschichte und markierte nach dem Elvis-Konzert in Hawaii 1973 einen weiteren Schritt nach vorn in der weltweiten Fernseh-Satellitentechnik. In europäischen Ländern sorgte die BBC für Live-Bilder; allein in Großbritannien sahen zehn Millionen Menschen das Programm. In den USA verfolgten über 40 Millionen Zuschauer die Konzerte beim veranstaltenden Network ABC. Für Kabelkunden übertrug der noch eher unbekannte und junge Musiksender MTV die komplette Veranstaltung und erfuhr damit einen weiteren Popularitätsschub.
Wie viele Menschen in Deutschland «Live Aid» verfolgten, ist nicht bekannt. Aber auch hier sahen mit Sicherheit mehrere Millionen Zuschauer die großen Auftritte der Stars zugunsten der Afrika-Hungerhilfe. Als Fernseh-Event bleibt «Live Aid» als wichtiger und technisch besonderer Meilenstein in Erinnerung. Wer sich das „Woodstock der 80er-Generation“, wie Sängerin Joan Baez das Konzert bei ihrer Performance bezeichnete, noch einmal in voller Länge ansehen will, der kann ein mittlerweile erhältliches DVD-Set erwerben. Erlöse aus dem Verkauf kommen der Hungerhilfe zu Gute.