In Folge des Schleichwerbeskandals musste Chefdramaturg Lüder die ARD-Daily 2005 verlassen – seitdem ging es bergab mit dem Format. Nun kehrt er zurück.
Es waren turbulente Zeiten für die ARD-Soap «Marienhof», als im Jahr 2005 bekannt wurde, dass in dem ARD-Vorabendformat massiv Schleichwerbung betrieben wurde. 117 Fälle soll es gegeben haben – verantwortlich gemacht wurde damals Chefdramaturg Werner Lüder, der die Bavaria in Folge dessen ebenso verlassen musste wie die Produzenten Bechtle und Mossner. Seitdem ging es für die Seifenoper aber konsequent nach unten. Zur Verdeutlichung: Im ersten Halbjahr 2007 kam die Soap in der Zielgruppe noch auf 11,4 Prozent Marktanteil, im ersten Halbjahr 2009 waren es nur noch 8,6 Prozent. Ein im Sommer vergangenen Jahres vorgenommener Relaunch und die Einführung einer Telenovela-ähnlichen Geschichte, die ein Jahr andauerte, brachten keine Besserung.
Im zweiten Halbjahr 2009 fiel die Durchschnittsquote bei den Umworbenen auf 8,4 Prozent, im Jahr 2010 liegt man aktuell nur noch bei etwas mehr als sieben Prozent und droht somit erstmals in der Geschichte des Formats unter den Senderschnitt bei den 14- bis 49-Jährigen zu fallen. Der 2009 zum Projekt gekommene Simon Müller-Elmau scheint also nicht die richtigen Hebel betätigt zu haben. Um die Soap vor dem Fernsehfriedhof zu retten, hat die Bavaria nun denjenigen zurückgeholt, den man vor fünf Jahren vom Hof scheuchte. Seit einigen Tagen ist Werner Lüder wieder an der Produktion des «Marienhofs» beteiligt.
Ein entsprechender DWDL-Bericht wurde inzwischen bestätigt. Lüder arbeitet seit Januar als Consultant und Bavaria-Chef Esche sieht auch wegen Lüders Vergangenheit kein Problem, schließlich seien fünf Jahre vergangenen seit dem Schleichwerbeskandal. Werner Lüder wird jedoch nicht direkt zum Stab der Produktion gehören, sondern den Autoren und Produzenten in beratender Form zur Seite stehen. Lüder ist es, der die Erfolgsgeschichten der Daily kennt wie kaum ein Zweiter – und Lüder soll es sein, der den «Marienhof» wieder dahin führen soll, wo der Anfang des Jahrtausends stand.
Unklarheit herrscht extern noch, wie groß der Einfluss Lüders auf die Produktion genau ist: Manche behaupten, inzwischen bekäme Lüder jedes Drehbuch zu sehen, andere bestreiten dies. Zweifelsfrei – und das bestätigte auch der Bavaria-Chef – fällt es aber vielen schwer, Lüders Willen in thematischen Fragen zu widersprechen, schließlich hat kaum jemand am Set so viele Erfahrungen mit dem «Marienhof» gesammelt wie Lüder selbst.