Hass auf Karneval

Unser Praktikant schreibt über die Sinnlosigkeit des Karnevals und den Versuch, dem Treiben zu entkommen.

Helau und Alaaf! Endlich ist der Karneval vorbei! Die „fünfte Jahreszeit“, wie sie scherzhaft genannt wird, ist mit Aschermittwoch endgültig von den Fernsehbildschirmen verschwunden, die Rosenmontagszüge werden eingemottet, der Restalkohol abgebaut. Viele Millionen feiern ihren Karneval, doch auch beim Blick auf die TV-Shows rund um das Thema als auch die Züge am Montag frage ich mich: Warum wird hier gefeiert?

Politische Relevanz hat der Karneval schon seit Jahren verloren. Die satirischen, ironischen Seitenhiebe gegen die politische Nomenklatura dieser Welt sind reißerischen, polarisierenden und billig provozierenden Statements gewichen – besonders im traditionell politischen Düsseldorfer Karneval. In den Sitzungen und Shows, die im Fernsehen in den Wochen vor Rosenmontag zu sehen waren, wurden auch weniger rhetorische Kabarettkünstler begrüßt, sondern eher die üblichen Verdächtigen.

Seien wir ehrlich: Für die meisten ist der Karneval nur noch ein Grund, sich zu besaufen, vor allem für die Jugend, die sich sonst grundlos zukippt. So findet der Karneval in bestimmten Gesellschaftsschichten zumindest eine Relevanz als Fest der Selbstdarstellung und –überschätzung. Dass die jüngeren Menschen sich für den Karneval als Fest an sich überhaupt nicht begeistern, zeigt ein Blick auf das Fernsehprogramm: Seit vielen Jahren schon wird Karneval nur noch in den öffentlich-rechtlichen Programmen ausgestrahlt, wo größtenteils die älteren Semester ab 50 Jahren zuschauen.

RTL hat schon vor Jahren seine Aktivitäten rund um das Fest eingestellt, obwohl man noch in den 90er Jahren die Szene sehr aktiv mit Prunksitzungen und Fernsehübertragungen mitgestaltet hat. Immerhin hat RTL seinen Sendersitz ja auch in Köln. Heute ist der Karneval eine billige Klamaukveranstaltung mit maximal zweistrophiger Partymusik geworden, die zwar als große Stadtyparty taugen mag, aber nicht mehr als intelligenter und sinnhaftiger, pointierter Brauch mit Relevanz. Dies hat auch Das Erste am Montagabend gezeigt: Anstatt wie sonst traditionell die Abschluss-Festsitzung des Kölner Karnevalskomitees zu übertragen, zeigte man lieber die Olympischen Winterspiele aus Vancouver. Das ZDF verzichtete auf eine Übertragung aus Mainz und sendete eine «Traumschiff»-Wiederholung. Danke ARD und ZDF, dass wir Otto-Normalzuschauer bei euch dem sinnlosen Treiben entkommen konnten…

Tag für Tag erleben wir im Fernsehen skurrile Situationen und verrückte Ereignisse. Unser Quotenmeter-Praktikant nimmt den Wahnsinn der TV-Welt zum Anlass, um seine Gedanken aufzuschreiben. Also gibt es jeden Mittwoch die Ansichten eines Fernsehjunkies in „TV und so“. Nur auf Quotenmeter.de.