Manuel Weis, Chefredakteur Quotenmeter.de
Olympia ist keine WM – das ist vollkommen klar. Letztlich handelt es sich bei den derzeit in Vancouver gezeigten Sportarten auch um Randsportarten, die einzeln nicht viele Menschen interessieren. Ski Alpin, Langlauf und Skispringen wären hier möglicherweise auszuschließen, beim Curling, Eishockey oder Eisschnelllaufen trifft dies aber definitiv zu. Dass Olympia dennoch auf bis zu acht Millionen Zuschauer kommt, ist also der Marke Olympia zuzuschreiben – sie sorgt für Glanz, auch in diesem Jahr. Das zeigte die erste Woche mit Geschichten um Maria Riesch ganz deutlich. Es war wohl eine gelungene Woche – wenngleich die Übertragungen von ARD und ZDF nicht frei von Kritik blieben. Manchem Reporter merkte man leichte Unsicherheiten an, die Sendeleitung blendete schon einmal ein „Live“ ein, obwohl ein Wettbewerb zeitversetzt gezeigt wurde und allgemein kam oftmals erstaunlich wenig Sport. Es mag Geschmackssache sein – aber etwas weniger Interviews und Gespräche, dafür mehr Wettkämpfe (und gerne auch unbekannte, schließlich ist das mit der Reiz von Olympia) wären schön gewesen. Natürlich kann man sich fragen, ob ARD oder ZDF tagtäglich bis zu 18 Stunden für Olympia freiräumen müssen - eben weil Teile dieser Zeit nur für Wiederholungen oder seichte Gespräche genutzt werden. Andererseits: Olympia dauert etwas mehr als zwei Wochen - und solange dürfte jeder auch extreme Berichterstattung ertragen.
Jan Schlüter, Redakteur Quotenmeter.de
Es gibt eine Art Sprichwort im Fernsehgeschäft: Der Zuschauer hat immer recht. Soll heißen: Wenn die Quote einer Sendung stimmt, dann kann man schlecht verlangen, dass sie abgesetzt werden soll – deswegen gibt es beispielsweise so viele Volksmusik-Shows im Fernsehen. Die Olympischen Spiele, ob Sommer- oder Winterspiele, sind alle zwei Jahre ein absoluter Quotengarant und Zuschauermagnet mit teils exorbitanten Marktanteilen auch in der werberelevanten Zielgruppe. Und deswegen kann einfach gesagt werden: Die Olympischen Spiele haben auch in der Primetime ihre Daseinsberechtigung. Weil sie erstens oft bessere Zuschauerzahlen erzielen als die anderen, regulären Programme der öffentlich-rechtlichen Sender Das Erste und ZDF und weil sie zweitens die größten Sportturniere der Welt sind. Dass die diesjährigen Spiele aus Vancouver nun in der Primetime stattfinden, liegt natürlich an der Zeitverschiebung. Trotzdem haben die Olympischen Spiele, egal ob zur Primetime oder in den Morgenstunden, immer ihre Daseinsberechtigung in ARD und ZDF. Ginge es um Leichtathletik-Weltmeisterschaften oder weniger beliebte Sportprogramme, könnte über Primetime-Sendeplätze diskutiert werden. Nicht aber beim Milliardengeschäft Olympia. Es ist auch eine Anerkennung an sonst wenig populäre Sportarten und ihre Sportler, die einmal für ihre jahrelange harte Arbeit im Rampenlicht stehen dürfen.
Sidney Schering, Film-Redakteur Quotenmeter.de
Welchen Platz die Olympischen Spiele im Fernsehen einnehmen sollten? Eine knifflige Frage, auf die es meines Erachtens nach keine simple, jeden zufrieden stellende Antwort gibt. Einerseits holen die Olympischen Spiele stets solide bis sehr gute Quoten. Es reicht zwar nicht an die magnetischen Qualitäten des Volkssports Fußball heran, dennoch dürften die öffentlich-rechtlichen mit der Publikumsresonanz mehr als nur zufrieden sein? Wieso sollte man also mit der Berichterstattung zur besten Sendezeit aufhören? Andererseits verstopft dieses Sportgroßereignis tagelang das Programm von ARD und ZDF, was Sportmuffeln gehörig auf den Geist gehen kann. Hinzu kommt, dass sich die Olypmiaübertragungen mehr und mehr zu einem Zusammenschnitt aus holprigen Interviews und schlechten Montagen wandelt, und zu wenig vom eigentlichen Wettbewerb zeigt. Wen interessieren schon Berichte, wie Sportreporter X im Schnee von A nach B stapft, oder was unbekannte Sportlerin Y zu ihrem siebten Platz beim Trainingslauf sagt?
Die Ideallösung wäre eigentlich eine komplette Berichterstattung auf den digitalen Schwesterkanälen von ARD und ZDF, die lediglich durch eine knappe Highlightsendung auf den „großen“ Sendern ergänzt wird. Dies ist jedoch erst dann ohne Zuschauerproteste umsetzbar, sobald Fernsehdeutschland flächendeckend digitalisiert ist.
Torben Gebhardt, Redakteur Quotenmeter.de
Alle zwei bis vier Jahre – je nachdem, welche Olympischen Spiele man als Referenz heranzieht – übernimmt eine Überdosis Sport die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten. 2010 ist es wieder soweit und ARD und ZDF übertragen die Olympischen Winterspiele aus Vancouver. Und so geraten wieder viele kleine Randsportarten in den Fokus der Öffentlichkeit. Nach eigenen Aussagen übertragen die beiden Sender über 300 Stunden live und versorgen die Zuschauer daheim mit den aktuellsten Inhalten. Dass da die eine oder andere Lücke im Programm mit Interviews oder weiteren Berichten sowie Zusammenfassungen gefüllt werden müssen, ist angesichts der doch überschaubaren Wettbewerbsdichte, unabdingbar. Zudem bietet dies auch die Möglichkeit, die nächtlichen Übertragungen auch einem größeren Publikum zur besten Sendezeit zu präsentieren. Nur so haben beispielsweise Curling und Skeleton überhaupt mal die Chance ins rechte Licht der Öffentlichkeit gerückt zu werden. Dass so etwas funktioniert, zeigten nicht zuletzt die hervorragenden Zuschauerzahlen der Winterspiele 2002 in Salt Lake City, als eben jene Curler wahre Zuschauermagneten wurden. Und den Gegnern der Sport-Dauerberieselung in der Primetime sei gesagt: es sind nur etwas mehr als zwei Wochen und ein TV-Ereignis dieser Dimension hat einen Rahmen verdient, der diesem auch gerecht wird.
Marco Croner, Redakteur Quotenmeter.de
Auf Grund eines hohen Grades an Nihilismus gegenüber den olympischen Spielen, - handle es sich nun um Vancouver, Frühling oder Bugs Bunny auf Skiern -, sowie dem allseits beliebten Sport des runden Leders, muss die Angelegenheit an dieser Stelle gezwungener Maßen aus anderen Blickwinkeln betrachtet werden: Finanzen und Zukunft – Steuern und Tod. Weshalb sollten andere Programminhalte den unterschiedlichen Winter-Disziplinen weichen, welches Motiv sollte den deutschen Bürger dazu veranlassen, den Hype ziehen zu lassen? Vier Gründe. Zum einen spülen die großartigen Einschaltquoten natürlich Gelder in die Kasse, die im Nachhinein für andere Projekte genutzt werden können; immerhin werden doch konstant innovativere und demnach oftmals kostspieligere Formate gefordert. Zweitens sollte die Arbeit der unzähligen Moderatoren, Kamera- und Produktionsteams in angemessenem Rahmen gewürdigt werden. Für Eurosport sind dieses Jahr mehr als 500 Mitarbeiter durchgehend beschäftigt, um die Live-Übertragung für das Publikum so angenehm wie nur irgend möglich zu gestalten. Drittens: Wer “Helau” sagt, muss auch “B” sagen. Und zu guter Letzt: Wieso nicht? Olympia scheint Spannung und Emotionen zu bieten und ist sogar in High Definition zu betrachten. Sogar ich schalte in diesem Jahr ein. Womöglich.