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Mit Sicherheit existieren Zuschauer, die es als paradox empfinden, sechs nachgewiesener Maßen vollkommen geistesgestörte Frauen ohne Fußfesseln in einer Luxus-Herbege einzuquartieren. Zuschauer, denen es nicht möglich ist, nachzuvollziehen, weshalb das paradisische Malberg, Heimat von 500 Rentnern und 100 Kleinkindern, das Opfer dieser satanistischen Sechs werden muss. Zuschauer, die es betrauern, dass eine einzige Stadt den Preis für das Scheitern einer ganzen Gesellschaft zahlen muss. Ja, die Gesellschaft trägt die Schuld an den destruktiven Lebensstil der straffälligen Sechs. "Welcome to Arkham Asylum Reloaded", würden diese ignoranten Zuschauer rufen. "Nur ohne Batman."
Doch was ist beispielsweise mit der lernwilligen Masochistin Laura und ihrem Masterplan? Ein halbes Jahr im Knast, anschließend den 18. Geburtstag feiern, aus der Wohnung der Erzeugerin ausziehen, Partys beiwohnen und letzteres von Hartz-IV finanzieren – das kann lediglich dem Hirn eines Genies entspringen. Oder was sagen diese unnachgiebigen Kritiker zur 16-jährigen Vanessa, welche Laura aus dem Gefängnis kennt? Seit zwei Jahren war sie nicht mehr Schülerin in einem Lehrinstitut. Die Russin Kiki hingegen ist vollends auf Wodka und Gewalt fokussiert, ein Mix der Champions. "Die Sequenzen, in denen die Damen Taschendiebstahl oder Körperverletzung begehen sind nachgestellt!", sollte man diesen engstirnigen Richtern entgegen schreien, wenngleich es ohne Zweifel unter dem eigenen Niveau ist. Apropos Niveau: Jessica ist 20, sieht aus wie der nette Jungspund von neben an, ist lesbisch und zudem Mutter von drei Kindern, die bei Pflegefamilien aufwachsen. Gemeinsam mit Carina und Jeanette verbringen sie drei Wochen in Malberg, unter der Aufsicht von Szyszka und Seeger.
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«Die Mädchen-Gang» ist Kubricks «A Clockwork Orange» in Serie, nur ernsthafter. «Die Mädchen-Gang» ist wie Weihnachten, nur schöner. «Die Mädchen-Gang» lebt von unzensierten Beleidigungen, einem gefüllten Gewehr-Magazin an Hass, potentiellen Dschungelcamp-Teilnehmern und zwei lächerlichen Coaches. Kurz: Das, was man einfach sehen muss. Übrigens: Die Werbung für die Serie «Dexter» war das einzig Nennenswerte oder gar Gute an der ersten Episode der neuen Reality. Sonntag, 22:20 Uhr. Einschalten. Alter.