240 Folgen lang versuchte Alisa ihre große Liebe Christian für sich zu gewinnen. Die Zuschauer haben es nun (fast) geschafft.
Böse Zungen besagen, dass Hochzeitsfolgen von Telenovelas vor Schmalz nur so triefen. So mögen damit recht haben, schließlich hat die Protagonistin der Fernsehserien meist ein Jahr lang auf diesen Moment gewartet – das Ja-Wort und die damit in der Märchenwelt verbundene ewige Glücklichkeit. Danach sehnt sich das überwiegend weibliche Publikum und die Wünsche der Frauen sollen schließlich am Ende einer Liebesgeschichte erfüllt werden. Die Macher von «Alisa» übertrieben es allerdings deutlich. Zwei Folgen – das sind rund 85 Minuten Sendezeit – übermittelten die Macher, wie toll alles sei. Alisa und Christian versanken in Worthülsen als sie über ihre Hochzeit sprechen – manche Ehemann hätte sich wohl überlegt, ob er die Frau neben sich wirklich heiraten will, hätte sie die Sätze gesagt, die Alisa bei ihrer Trauung über die Lippen gingen.
Romantisch war’s ja schon – nur eben manchmal etwas zu viel des Guten. Das ist es übrigens auch, was vielleicht das Grundproblem der Telenovela war: Es war von allem ein bisschen zu viel: Im Laufe des Jahres war niemand mehr der Sohn oder die Tochter der Eltern, von denen man es anfangs dachte. Alisa gehörte samt Bruder eher zu den Castellhoffs und Caro war auch nicht die Tochter von Bernhard, sondern die von Oskar Castellhoff.
Eine zu reale Arbeitswelt tat ihr Übriges dazu bei, dass die Einschaltquoten nie auch nur annähernd das Niveau des Vorgängers «Wege zum Glück» erreichten. Die Macher versuchten dieses zwar zu ändern, gaben Alisa im Laufe der Serie ein eigenes Atelier, welches so eingerichtet war, wie man es von Telenovelas kennt – nämlich nicht ausschließlich realistisch. Da war es aber schon zu spät – die Quoten stiegen erst ganz gegen Ende an. Potential hatten die Geschichten durchaus – hier wurde einiges verschenkt. Verschiedene Intrigen wurden seltsamer Weise nie aufgeklärt, die Figur „Dana“ wurde nicht ausgeschöpft – sie hätte in dem Format noch für deutlich mehr Action sorgen können.
Auch hier war es wohl der Realismus, der die Macher antrieb: Im wahren Leben fliegt eben auch nicht alles auf. Aber: Eine Telenovela ist nun einmal nicht das wahre Leben, sondern eine Märchengeschichte, die den immer gleichen Gesetzen folgt. So lange Autoren das nicht verstehen und ihr eigenes Ding durchziehen wollen, solange leben auch mit der Gefahr auf die Nase zu fallen. So störte in der Hochzeitsfolge beispielsweise weniger, dass kurz vor der Hochzeit die Hochzeitstorte beschädigt war, wenngleich es bei «Wege zum Glück» schon ein ähnliches Problem gab.
«Sturm der Liebe»-Chefautor Dr. Peter Süß sagte im vergangenen Jahr im Quotenmeter.de-Interview, dass eine Telenovela letztlich die Variation des Immergleichen sei. «Alisa» war dies – genauso wie «Eine wie keine» und «Eine für alle» nicht. Und genau das wurde dem Format letztlich zum Verhängnis. So atmet nun mancher leidgeplagte ZDF-Zuschauer durch. Mit der Hochzeit am Mittwoch hatte er es geschafft, wenn auch nur fast: Nun soll er dem Willen der Macher nach Hanna auf dem Weg zur großen Liebe folgen.