ProSieben kann aufatmen. Nach wochenlanger Quoten-Durststrecke kommt mit Heidis Castingshow nun neben «Popstars» der einzige Quotengarant am Donnerstagabend zurück. Endlich dürfen wir wieder zur besten Sendezeit grazile minder- bis knapp volljährige Schönheiten beobachten, wie sie sich Heidi Klums strenger Führung beugen. Wirklich groß rausgekommen ist bei dieser Show bisher noch keines der Models. Aber das ist auch nebensächlich. Dem Sender geht es natürlich rein um die Quote und da ist jedes Mittel recht. Ein Modelcasting an sich ist so langweilig wie dem Gras beim Wachsen zuzuschauen. Das weiß auch ProSieben und deshalb wird die Show mit allerhand "lustigen" Aktionen und Prüfungen aufgepeppt, denen sich die Probandinnen stellen müssen: Neben "Abspacken" mit der E-Gitarre ist Posen im Bikini bei minus 10 Grad, mit einem lebenden Alligator oder vor brennenden Autos angesagt. Schamgefühle oder Phobien sollten die Mädchen besser nicht zeigen; es könnte sich schlecht auf das Urteil der Jury auswirken. Und wozu das alles? Die Hauptangst der Mädchen der Kategorie 'lange Absätze - kurze Hauptsätze' ist, dass Scharfrichterin Klum ihnen am Ende der Show mit ihrer piepsenden Stimme entgegenflötet: "Heute habe ich leider kein Foto für dich."
Die Jury lebt ihre Neigungen dabei voll aus: "Mach uns die Raubkatze!", "Beweg dich mal richtig sexy!" "Mehr Schmollmund!" Da freuen sich auch die männlichen Zuschauer. Wo sonst kann man schließlich allerhand heiße nackte Haut sehen und gleichzeitig die männliche Überlegenheit über die Dummheit der devoten lebenden Kleiderstangen feiern? Die unvermeidlich auftretenden Zickereien der Bewerberinnen bekommt der Sender hier gratis dazu geliefert. Tränen, Stress und Zickenkrieg ziehen schließlich immer. Das Format propagiert in Perfektion das Klischeebild des stets gestylten, oberflächlichen und ständig plappernden Frauentyps. Ein wunderbares Leitbild für die Mädchen der Generation Sexy. Deswegen wird auch in der fünften Staffel der Erfolg nicht abebben. Wenn man die Show nicht ernst nimmt, besitzt sie sogar einen gewissen Trash-Faktor. Doch leider bleibt einem das Lachen oft im Halse stecken, wenn man mitansehen muss, wieviele "dumme Schnallen" es gibt, die sich freiwillig auf ihrer Würde herumtrampeln lassen.
Nun gibt es zum Glück die längst fällige Antwort auf den Modelwahnsinn im Fernsehen. Der bayerische Kabarettist Chris Boettcher spricht in seinem Song «10 Meter geh'» aus, was viele Zuschauer denken: