360 Grad

Der Neue Raab

von
In den letzten Jahren hat sich Stefan Raab deutlich verändert. Julian Miller nimmt das Phänomen Raab unter die Lupe.

Stefan Raab ist seriös geworden. Wer hätte das noch vor wenigen Jahren für möglich gehalten? Aus dem pöbelnden Untergrundkomiker ist ein beinharter Geschäftsmann und ein salonfähiger Unterhalter geworden, der nun sogar schon im konservativen Ersten auftreten darf. Zu Zeiten, in denen er Verona Feldbusch, pardon, natürlich Pooth, noch als Wichsvorlage bezeichnet hat und seinen weiblichen Gästen am Ausschnitt herumfummelte, wäre das wohl undenkbar gewesen.

Auch wenn Raab nun nicht mehr den durchgeknallten Asozialen gibt, kann von einem Anbiedern nicht die Rede sein. Seitenhiebe, etwa auf sein Lieblingsopfer Dieter Bohlen und dessen Casting-Witzfiguren, sind nach wie vor gestattet. Ein Raab ohne Schweineimage würde wohl auch nicht funktionieren.

Gleichzeitig hat er sich ein kleines Show-Imperium aufbauen können. Denn der Großteil der ProSieben-Show-Erfolge stammt aus seinem Kopf. Seine WOK-WM ist jedes Jahr ein Erfolg, während seine Pokerabende spannend und unterhaltsam sind (Man denke hier an das legendäre Aufeinandertreffen von Helge Schneider und Schunkelbub Florian Silbereisen). Der Gipfel von Raabs Erfolgen ist wohl «Schlag den Raab», ein Konzept, bei dem so ziemlich alles stimmt: Spannung bis zum Schluss, großer Unterhaltungseffekt durch Raabs Selbstdarstellung und eine souveräne Moderation von Opdenhövel.

Bei all seinen Shows scheint Raabs Maxime stets zu sein: “Je größer, desto besser!” Seine Jux-und-Dollerei-Kloppereien mit Regina Halmich zieht er auf wie Profiwettkämpfe, seine Musiknummern bei «TV total» gerne auch schon einmal wie Las-Vegas-Shows samt zugehörigem Gospelchor. Ein Hauch von amerikanischer Showbiz-Grenzenlosigkeit in der sonst so biederen deutschen TV-Landschaft. «TV total» bleibt dabei seine Spielwiese, auf der er sich austoben und mit neuen Konzepten experimentieren kann. Dabei hat die Show jedoch schon längst ihren einstigen Glanz, wenn der auch eher aus Pöbeln und Proletenkomik, als aus Charme bestand, verloren und befindet sich mittlerweile häufig eher auf erbärmlichem Niveau. Doch Raab wird nie müde, mit neuen Projekten zu glänzen. Man wird sehen, ob er beim diesjährigen Eurovision Song Contest etwas reißen kann und die “nationale Aufgabe” erfüllen wird.

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