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So war das Fernsehen vor zehn Jahren: Sat.1

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Das erste Jahrzehnt des neuen Millenniums ist vorbei. Welche Sendungen und Personen prägten das Fernsehen in dieser Zeit? Welche großen Erfolge und Trends gab es? Quotenmeter.de wirft einen Blick zurück. Heute: Sat.1.

Gegen Ende der 90er Jahre sorgte am späten Samstagabend die Comedysendung «Die Wochenshow» für sensationelle Quoten. Mit dem Ausstieg von Bastian Pastewka (Foto), Markus Maria Profitlich und Anke Engelke im Jahr 2001 und einer misslungenen Neuausrichtung brachen die Zuschauerzahlen trotz der Verpflichtung von Michael Kessler, Anette Frier und Bürger Lars Dietrich rapide ab, sodass das einstige Erfolgsformat 2002 eingestellt wurde. Nahezu alle Beteiligten blieben dem Sender mit eigenen Formaten (u.a. «Briskos Jahrhundertshow») erhalten, von denen «Ladykracher» (ab 2002) mit Anke Engelke und «Pastewka» (ab 2005) mit Bastian Pastewka bis heute produziert werden. Nach dem überraschenden Ende der «Harald Schmidt Show» im Jahr 2003 übernahm Engelke im Frühjahr 2004 eine Late-Night-Show auf dessen Sendeplatz. «Anke Late Night» funktionierte jedoch überhaupt nicht und verschwand nach einigen Monaten wieder vom Schirm. Fortan konzentrierte sich der Sender auf die Produktion von unzähligen Sketch-Formaten wie «Die dreisten Drei» (ab 2003), «Sechserpack» (ab 2003), «Zack! Comedy nach Maß» (ab 2005) oder «Two Funny - Die Sketch Comedy» (ab 2008), die allesamt am sogenannten «Fun Freitag» liefen.

Gleichzeitig entwickelte sich die Impro-Comedy «Genial daneben» ab 2003 auf dem Sendeplatz der «Wochenshow» zu einem Überraschungserfolg, der der Sendung zeitweise einen zusätzlichen Sendeplatz am Freitagabend einbrachte. Getragen von deren Erfolg wurde auch die ebenfalls improvisierte Show «Schillerstraße», die vor allem zwischen 2005 und 2006 am Donnerstagabend sensationelle Quoten brachte und zum Teil die Konkurrenz von «Alarm für Cobra 11» abhängte.

Wirklich dauerhafte Erfolge konnte Sat.1 während des vergangenen Jahrzehnts nur im Tagesprogramm etablieren. Mit «Richterin Barbara Salesch» wagte man eine deutsche Version der in Amerika sehr beliebten Court-Shows. Zunächst verhandelte die ehemalige Hamburger Richterin echte Fälle im Rahmen eines Schiedsgerichts und verhalf dabei unter anderem dem legendären Maschendrahtzaun zu großer Bekanntheit. Trotzdem wusste das Konzept am Vorabend nicht zu überzeugen, sodass im Oktober 2000 eine gravierende Neuausrichtung folgte. Fortan wurde die Sendung auf den Nachmittag verlegt, die Sendezeit verdoppelt und erfundene Strafrechtsfälle von Laiendarstellern vorgetragen. Die Umstellung brachte Marktanteile von bis zu 30 Prozent und löste eine wahre Flut an Richtershows aus. Erster Nachfolger wurde ab 2001 «Richter Alexander Hold», der ebenfalls in Sat.1 für Recht und Ordnung sorgte und wie auch das Original noch heute praktiziert.

Nach dem Ende des Talkshowbooms und dem Verschwinden der langjährigen Vertreter «Franklin» im Jahr 2004 und «Vera am Mittag» im Jahr 2006 übernahmen Wiederholungen der Gerichtsshows deren Sendeplätze. Der 14-Uhr-Slot, den zur Jahrtausendwende noch der quirlige Ricky Harris mit seiner Talkshow «Ricky!» belegte, musste er aufgrund schlechter Quoten im März 2000 an Peter Imhof für dessen Show abgeben. Als auch diese im November 2001 beendet wurde, folgte ihr die Therapie-Show «Zwei bei Kallwass», die zunächst echten Patienten versuchte zu helfen. Doch der große Erfolg des Formats kam auch erst als die Geschichten erfunden und von überforderten Möchtegern-Schauspielern präsentiert wurden.

Am Vorabend profitierte Sat.1 zu Beginn der 2000er-Jahre vor allem vom Quiz-Boom, den RTL mit dem Erfolg von «Wer wird Millionär» ab Ende 1999 auslöste. Mit «Die Quiz-Show» präsentierte Jörg Pilawa täglich ab Juli 2000 eine nahezu identische Kopie des Klassikers. Während der ersten Jahre war die tägliche Version derart erfolgreich, dass sie gleich zwei Sendeplätze am Vorabend belegte. Als Pilawa 2001 zum NDR wechselte, übernahm erst Christian Clerici und ab 2003 Matthias Opdenhövel das Vorlesen der kniffeligen Fragen. Während «Wer wird Millionär» noch immer produziert wird, wurde «Die Quiz Show» bereits 2004 wegen des sinkenden Erfolges eingestellt.

Am Vorabend etablierte sich fast zeitgleich ein neuer Trend, der aus dem Erfolg der nachmittäglich Richtershows hervorging. Im März 2003 lief auf einem der ehemaligen Sendeplätze der «Quiz Show» die ersten Ausgaben von «Lenßen & Partner» über den Schirm. Im Zentrum stand der Anwalt Ingo Lenßen, der zuvor regelmäßig bei «Richter Alexander Hold» auftrat. Er löste zusammen mit seinen Gehilfen erfundene Fälle, die in Form einer Reality-Doku präsentiert wurden. Bei den Darstellern handelte es sich erneut um unbedarfte Laien. Die Resonanz auf das fiktive Format war von Anfang an riesig und zog bereits im selben Jahr ähnliche Sendungen wie «K11 – Kommissare im Einsatz» und «Niedrig und Kuhnt – Kommissare ermitteln» nach sich, die im Gegensatz zum Original noch heute im Programm des Senders zu finden sind.

Zwischen jenen fragwürdigen Dokus gelang Sat.1 mit der Adaption einer kolumbianischen Telenovela im Jahr 2005 einer der lukrativsten Coups des vergangenen Jahrzehnts. «Verliebt in Berlin» mit Alexandra Neldel entwickelte sich zu einem sensationellen Erfolg am Vorabend und schaffte es sogar zeitweise die Ur-Soap «Gute Zeiten, Schlechte Zeiten» zu übertrumpfen. Das große Finale, in der Lisa Plenske ihren Traumprinzen David Seidel heiratete, verfolgten am 01. September 2006 zur besten Sendezeit über sieben Millionen Fans. Angetrieben vom Erfolg der Serie, versuchte der Sender sie auch nach dem Happy End und dem Ausscheiden von Alexandra Neldel fortzusetzen. Fortan stand Tim Sander im Zentrum der Telenovela, dem es jedoch nicht gelang die Herzen der Zuschauer zu gewinnen. Erfolglos blieb auch der Versuch noch während der Laufzeit von «Verliebt in Berlin» die zweite Telenovela «Schmetterlinge im Bauch» zu etablieren. Erst im Jahr 2008 wagte sich der Sender mit «Anna und die Liebe» an die Produktion einer neuen täglichen Serie, die dann nach anfänglichen Startschwierigkeiten sogar zu einem Erfolg wurde, wenngleich sie nicht an die einstigen Erfolge von «Verliebt in Berlin» anknüpfen konnte.

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