In Berlin veranstaltete Sat.1 anlässlich der 400. Folge von «Anna und die Liebe» ein großes Fest. Quotenmeter-Redakteur Christian Richter begleitete zwei Fans und schildert seine Eindrücke von der Veranstaltung und dem neuen Vorspann.
Die Veranstalter hätten sich kaum einen geschichtsträchtigeren Ort als den Potsdamer Platz in Berlin aussuchen können. Noch vor rund 20 Jahren verlief quer über den Platz unweit vom Brandenburger Tor die Berliner Mauer. Nach deren Demontage entstand auf dem tristen Niemandsland die neue Mitte der Hauptstadt. Dort werden seit 2000 nicht nur die Filmfestspiele von Berlin ausgetragen, sondern auch ein Großteil aller Filmpremieren gefeiert. Zuletzt sorgte der Ort am 06. März deutschlandweit für Aufsehen als im Grand Hyatt Hotel vier bewaffnete Gangster Deutschlands größtes Pokerturnier überfielen. Doch all das spielt an diesem Samstagnachmittag keine Rolle. Anlässlich der anstehenden 400. Folge bekommen die Fans der Sat.1-Serie «Anna und die Liebe» die Möglichkeit die Darsteller in einer öffentlichen Signierstunde zu treffen und gemeinsam mit ihnen bisher unveröffentlichte Episoden noch vor der offiziellen Ausstrahlung zu sehen.
Kurz vor dem Beginn der Veranstaltung irren die 14-jährige Marie und ihre gleichaltrige Freundin Laura noch über den unterirdischen Regional-Bahnhof auf der Suche nach dem versteckten Eingang zum Sony Center. Die beiden sind extra aus dem 180km entfernten Wittenberge angereist, um ihre Lieblinge einmal hautnah zu erleben. Besonders Roy-Peter Link, der bis vor Kurzem die Figur von Jonas Broda verkörperte, hat es den Schülerinnen angetan.
Auf die Frage, was das Besondere an «Anna und die Liebe» sei, antworten sie synchron „Jonas“. Obwohl sie es bereuen, dass er und Anna ausgestiegen sind, gucken sie trotzdem weiter. Annas Ersatz Mia finden sie „ganz okay“, obwohl sie manchmal wegen ihrer Dummheit etwas nerven würde. Andere tägliche Serien mögen die beiden Schülerinnen nicht so sehr. Manchmal würden sie zwar auch bei «Eine wie keine» und in der Werbepause bei «Marienhof» reinschauen, aber keine andere Serie sei so gut wie ihr «Anna und die Liebe».
Als die beiden Freundinnen kurz vor halb zwei im Sony Center ankommen, hat sich bereits eine etwa 100m lange Schlange aus wartenden Fans gebildet. „Hätten wir doch den früheren Zug genommen“, ärgert sich Laura. Es hilft nichts, wie alle anderen Fans stellen sie sich brav und gesittet an. Jeder Autogrammjäger bekommt dann neben der Chance seine Lieblinge kurz aus der Nähe zu sehen auch einen Original-«Anna und die Liebe»-Beutel geschenkt. Unter den Wartenden befinden sich entgegen gängiger Klischees nicht nur kreischende Teenager, sondern auch ein auffallend hoher Anteil an Familienmüttern mit ihren Kindern. Dieses Bild wird allerdings durch die zahlreichen Touristen verzerrt, die zufällig anwesend sind und die unverhoffte Gelegenheit auf ein Autogramm ebenfalls nutzen. Die meisten von ihnen entlarven sich jedoch mit dem Satz: „Da ist die Paula von «GZSZ».“
Nach etwa einer Stunde zeigen Marie und Laura stolz ihre Autogramme hoch und prüfen kritisch die gemachten Digitalfotos. „Die sind ja alle richtig nett“ schwärmt Marie „sogar der David“, der in der Serie der Bösewicht ist. Mit den Fotos sind sie nicht ganz zufrieden. Marie guckt auf dem Bild mit Ex-Topmodel-Kandidatin Fiona Erdmann etwas unglücklich. Enttäuscht sind sie nur, dass ihr Liebling Roy-Peter Link nicht mit dabei war. Obwohl er auch in der Serie nicht mehr mitspielt, hatten sie eine leise Hoffnung, dass er trotzdem kommen würde.
Mittlerweile ist es kurz vor 15 Uhr. Die Warteschlange hat sich fast vollständig aufgelöst, denn jetzt wird niemandem mehr der Zutritt zu den Signiertischen gewährt. Für diejenigen, die eines der rund 1.000 Tickets über die Website der Produktion ergattern konnten, beginnt nun der Höhepunkt des Nachmittags. Im angrenzenden CineStar Kino werden sie zusammen mit den Darstellern die 399. und 400. Episode als Weltpremiere auf der großen Leinwand erleben können. Die restlichen Zuschauer werden diese erst am kommenden Dienstag und Mittwoch sehen können. Ausgestattet mit einem schmucken Sat.1-Bändchen, gratis Popcorn und einem kostenlosen Drink betreten auch Marie und Laura aufgeregt das Kino 8.
Im Saal ist erstmals richtige Fanatmosphäre zu spüren. Die akribischen Sicherheitsvorkehrungen, Formalien und unbeteiligten Touristen ließen diese während der zwei Stunden zuvor auf dem großen, offenen Platz nicht aufkommen. Doch nun sind die Fans unter sich. Auf der Leinwand wechseln sich zahlreiche Standfotos aus der Serie ab, die von den Fans sofort zielsicher zu den Handlungssträngen und Episoden zugeordnet werden können. Nun ist auch die Zusammensetzung des Publikums wesentlich homogener. Unter den Zuschauern sind kaum noch Erwachsene oder Männer zu sehen. Der Anteil an weiblichen Teenagern ist extrem hoch und führt dazu, dass vor dem Beginn der Veranstaltung einige Gespräche über Hausaufgaben zu hören sind.
Unter großem Jubel betreten kurz vor halb vier die Darsteller den Kinosaal. Mehr als ein Dutzend, darunter Hauptdarstellerin Josephine Schmid („Mia“), Paul T. Grasshoff („Alexander“), Tanja Wenzel („Annett“), Lee Rychter („David“) und Alexander Klaws („Lars“), kämpfen sich mühsam an den fotografierenden Fans zur Bühne vorbei. Erstaunlicherweise wird Klaws am meisten von den Fans gefeiert. Erstaunlich deshalb, weil er nach seinem Sieg bei «Deutschland sucht den Superstar» und dem damit verbundenem Image mit massiver Häme überschüttet wurde und niemals eine breite Anerkennung für seine Arbeit erhalten hat – egal auf welchem Feld. Dies scheint die Fans jedoch nicht zu stören. Auch Laura und Marie ist das egal. Schließlich waren sie bei seinem Sieg erst sieben Jahre alt.
Als nach einer kurzen Ankündigung die Weltpremiere der Episoden gestartet werden, sind die Reaktionen recht verhalten. Nur sehr vereinzelt gibt es Szenenapplaus oder lautes Gelächter. Auch der Beifall am Ende der Folgen fällt angesichts von knapp 1.000 Fans eher spärlich aus. Für große Begeisterung sorgt lediglich der neue Vorspann, der an diesem Nachmittag erstmals öffentlich zu sehen ist. Auch Marie und Laura sind sichtlich über diesen erfreut. Die ehemalige Hauptfigur Anna taucht dort nur noch als eine Art übermächtiges Wesen auf, dass die Geschicke der restlichen Figuren in ihrer Schneekugel kontrolliert und beeinflussen kann. Das erinnert unfreiwillig an Ed Wood-Produktionen aus den 50er Jahren.
Dem Geschehen auf der Leinwand ist deutlich anzuerkennen, dass die Geschichte für die Jubiläumsfolge absichtlich zugespitzt wurde, um eine besondere Dramatik zu erzeugen. Das tut der Produktion nicht immer gut. Hervorzuheben ist jedoch im Finale der 400. Folge der Einsatz des Spilt-Screen-Verfahrens in bester «24»-Manier, das erstmals bei «Anna und die Liebe» verwendete wurde und tatsächlich für eine erhöhte Spannung sorgt. Ebenfalls gelungen ist auch die optische Umsetzung der Szenen auf dem Dach von Alexanders Loft. Mit langen Kamerakran-Fahrten wird die beeindruckende Kulisse gut eingefangen. Schade nur, dass die faden Dialoge und das hölzerne Spiel einiger Darsteller diese Bemühungen wieder schwächen.
Die überzogene Dramatik scheint Laura und Marie nicht gestört zu haben, denn nach dem Ende der zweiten Episode erkennt man in ihren Gesichtern deutlichen den Wunsch weiterschauen zu wollen. Doch wie sich die Ereignisse auf dem Dach auflösen, werden sie erst am kommenden Donnerstag erfahren.
Als die beiden Freundinnen gegen 16.30 Uhr wieder auf dem Platz im Sony Center stehen, sind die Zelte, wo die Darsteller noch vor rund einer Stunde ihnen die Autogramme gegeben haben, schon wieder abgebaut. Nur noch das große Plakat am Kino erinnert daran, dass die beiden hier ihren Lieblingen ganz nah waren. Marie ist immer noch aufgeregt: „Echt cool, die alle mal von nahem zu sehen. Und der neue Vorspann ist soooo schön.“ Sie kann es kaum erwarten, wie es weitergeht und wird sich die beiden eben gesehenen Folgen auch noch einmal im Fernsehen anschauen. Eins steht für die beiden fest, beim nächsten Fantag sind sie auf jeden Fall wieder dabei.