Pro von Christian Richter:

Vereinzeltes Zurückgreifen auf Werbung wäre vielleicht noch zu verkraften, doch die Sender nutzen diese Möglichkeit schamlos aus und lassen diese zusätzliche Einnahmequelle bewusst ausufern. «Wetten Dass...?» verkommt immer mehr zu einer gigantischen Werbeshow, die fast den Stempel «Dauerwerbeseindung» verdient hat. Große Sportveranstaltungen werden oft von drei bis vier Partnern unterstützt, die regelmäßig jeweils mit einem Spot vorgestellt werden und so letztlich zu einer Art Miniwerbeunterbrechung führen.

Die Erlaubnis Werbespots senden zu dürfen, tut zudem dem Programm der Sender nicht gut. Aus dem Drang nach hohen Einschaltquoten vor allem in der jungen Zielgruppe schickte das Erste am Vorabend die fragwürdigsten Formate auf Sendung. Man erinnere sich nur an «Bruce» oder schaue sich aktuell «Das Duell im Ersten» an. Die Daily Soaps «Marienhof» und «Verbotene Liebe» sowie «Das Quiz mit Jörg Pilawa» sind lediglich unmotivierte Duplikate erfolgreicher Privat-Formate. Im ZDF wechseln sich endlose «SOKO»-Ableger mit oft einfallslosen Geschichten ab. Auch wenn es sich dabei um keine tägliche Serie handelt, grenzt deren Qualität oft an austauschbare Massenware.
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk kann mehr. Die Anstalten haben bewiesen, dass sie wesentlich bessere und innovativere Formate liefern können. Doch die Abhängigkeit von der Werbeindustrie lähmt sie schlichtweg und verhindert ihr volles Potential ausschöpfen zu können. Die öffentlich-rechtlichen Programme sollten daher werbefrei werden, weil es das beste für sie selbst ist.
Contra von Manuel Weis:

Beispiele für Verschwendung der Gebühren gibt es en masse: Da war es nicht nur Johannes B. Kerner 2008, der während der Olympischen Spiele kurz für ein Fußball-Freundschaftsspiel aus und wieder zu Olympia geflogen wurde – da ist es auch mancher Auslandskorrespondent, der nicht immer sein Geld wert ist. Verschwendung gibt es im öffentlichen System aber grundsätzlich – was sie natürlich aber keinesfalls legitimiert. Warum Gebühren für ARD und ZDF und warum die Trennung von privaten Sendern? Damit Dokumentationen, Politik und wertvolle Stoffe auch weiterhin prominent platziert werden.

Hier muss ein Umdenken stattfinden: Wertvolle Inhalte müssen her – und die Quote am nächsten Morgen darf dann gerne auch egal sein. Weil das umgesetzt werden muss, ist es durchaus legitim, wenn Das Erste wenige Minuten am Tag mit Werbung füllt und somit ein paar Euros hinzuverdient. Beispiel «Sportschau»: Hier dienen die Spots dazu, dass man die teuren Bildrechte halbwegs finanzieren kann – private TV-Stationen wie Sat.1 gerieten zuletzt in schwierige Situationen, da sich mit der Bundesliga kein Gewinn erzielen ließ.
Den Zuschauer stören die oftmals kurzen Werbeblöcke bei ARD und ZDF also sicherlich nicht – es sind eher RTL und Sat.1 die schlicht neidisch sind, weil Das Erste für sein Tagesprogramm in etwa doppelt so viel Geld ausgeben kann. Das ist gut so – nur leider gibt die ARD manchen Euro eben für falsche Produkte aus. Mehr Dokus, mehr Politik und mehr Wissensformate sollten ihren Weg ins öffentlich-rechtliche Fernsehen finden. Auch wenn sich eine Minderheit dafür interessiert – die ist es wert.