Lohnte sich für ProSieben das Experiment, am Freitagabend eine Doku zu senden? Wie verabschiede sich die «Schillerstraße»?
Wie üblich kämpften beim Gesamtpublikum auch an diesem Freitag wieder die beiden öffentlich-rechtlichen Fernsehsender sowie das aufgrund Günther Jauchs am Freitagabend vor allem vom älteren Menschen überproportional stark frequentierte RTL. In dieser Woche gewann Das Erste mit dem österreichischem TV-Drama «Ich trag dich bis ans Ende der Welt» knapp vor Jauchs Kultquiz auf RTL: Während sich 5,67 Millionen Zuschauer für das Drama auf dem Jakobsweg interessierten, konnte «Wer wird Millionär?» erneut äußerst respektable 5,55 Millionen Deutsche zum Einschalten bewegen. In der Zielgruppe konnte der Film in der ARD nicht mithalten, mit 1,11 Millionen schaffte man aber zumindest einen klar überdurchschnittlichen Marktanteil von 9,3 Prozent. Beim Kölner Sender wird man von 1,89 Millionen und den daraus resultierenden 16,2 Prozent hingegen weniger zufrieden sein. «Nena! Die große Geburtagsshow» konnte eine Stunde später an der mäßigen Zielgruppenausbeute auch nichts mehr ändern, denn mit 1,69 Millionen Zuschauern aus dieser Altersklasse wurden nur 16,1 Prozent aller Fernsehzuschauer erreicht. Insgesamt wollten 3,36 Millionen Menschen Nenas fünfzigsten Geburtstag feiern.
Der Tagessieg in der Zielgruppe ging in dieser Woche jedoch nicht an RTL, sondern wurde von einem Sender geschafft, der sich an einem durchaus risikoreichen Wagnis rantraute: Am Freitagabend zur besten Sendezeit eine Naturdokumentation zu zeigen. Entgegen des Klischees, der Deutsche sei nicht an Bildungsfernsehen interessiert, feierte ProSieben mit der deutsch-britischen Co.-Produktion «Unsere Erde» einen großen Quotenerfolg: 3,34 Millionen Menschen wollten die faszinierende Dokumentation sehen, schon beim Gesamtpublikum reichte dies für starke 10,9 Prozent. Das junge Publikum war jedoch besonders von der Sendung angetan, sodass es mit 1,92 Millionen Interessierten und 16,3 Prozent Marktanteil ganz knapp zum Tagessieg reichte. Weitaus weniger spektakuläre Quoten generierte hingegen das ZDF, das wieder einmal auf seine Erfolgsformate «Der Alte» und «SOKO Leipzig» setzte. Während man mit 4,69 Millionen zusehenden Bundesbürgern beim Gesamtpublikum auf sehr ähnliche Marktanteile von 15,0 Prozent und 14,6 Prozent kam, konnte «Der Alte» auch überwiegend nur Gleichaltrige vor die Geräte locken: Mit 0,92 Millionen lief es hier deutlich schwächer als eine Stunde später, wo immerhin 1,14 Millionen 14- bis 49-Jährige für 9,5 Prozent Marktanteil sorgten.
Als einziger großer Sender, der am gestrigen Abend amerikanische Spielfilme sendete, konnte RTL II sein Publikum begeistern. Der mit Gene Hackman und Owen Wilson exzellent besetzte Actionstreifen «Im Fadenkreuz - Allein gegen alle» erzielte beim Gesamtpublikum ordentliche 5,0 Prozent Marktanteil bei 1,55 Millionen Zuschauern. Da die jungen Zuschauer sind traditionell von Blockbustern mehr angezogen werden als die eher älteren Menschen, konnte man bereits zur allerbesten Sendezeit mit 1,06 Millionen und genau 9,0 Prozent überzeugen. Noch besser lief es dann für den mit Bruce Willis und Halle Berry nicht minder stark besetzten Actionthriller «Last Boy Scout - Das Ziel ist Überleben» nach 22 Uhr: 1,54 Millionen Zuschauer führten nun schon beim Gesamtpublikum für starke 7,8 Prozent Marktanteil, in der Zielgruppe konnte man 980.000 Menschen dazu verführen, bis nach Mitternacht wach zu bleiben. Mit 11,4 Prozent konnte der Senderschnitt fast verdoppelt werden.
Erneut zufrieden sein kann VOX mit seinen Krimiserien, denn sowohl «CSI: New York», als auch «The Closer» kamen mit 1,94 Millionen bzw. 2,17 Millionen Zuschauern in den grünen Bereich. in der Zielgruppe wurde aber zunächst die Zweistelligkeit mit 9,3 Prozent bei 1,09 Millionen Zuschauern verpasst, bevor es der zweite Teil des Krimiabends dank eines deutlichen Reichweitenanstiegs auf 1,26 Millionen doch noch auf 10,6 Prozent schaffte. Einzig nicht so gut lief es wieder einmal für Kabel eins und insbesondere Sat.1: Bei Kabel eins konnte zunächst «Ghost Whisperer» mit 1,09 Millionen nur schwache 3,5 Prozent der Zuschauer für sich begeistern, in der Zielgruppe lief es mit 0,77 Millionen und 6,6 Prozent jedoch zumindest mittelmäßig. «Cold Case» sorgte im Anschluss mit 1,37 Prozent für etwas bessere 4,6 Prozent bei allen und 7,1 Prozent in der Zielgruppe. Einen leichten Aufwärtstrend erlebte Sat.1 zwar mit seiner Impro-Comedy «Schillerstraße», jedoch lief es auch für die letzte Folge wieder ziemlich schwach: 1,44 Millionen sorgten für desaströse 4,6 Prozent Marktanteil beim Gesamtpublikum, in der jungen Zuschauergruppe schaltete immerhin genau eine Million ein, sodass sich mit 8,5 Prozent der Schaden zum Schluss noch in Grenzen hielt. Einzig in den zweistelligen Bereich kam beim Bällchensender eine Wiederholung von «Pastewka», die um 21:45 Uhr immerhin 1,18 Millionen junge Menschen zum Lachen brachte und mit 10,2 Prozent beinahe schon am Senderschnitt kratzen konnte.