Die Kritiker

«Die Jagd nach der heiligen Lanze»

von
Eik, Katharina und Justus sind zurück und ein weiteres Mal kreuzt sich ihr Weg auf der Suche nach einem heiligem Relikt mit unberechenbaren Feinden und berühmten Kunststätten.

Inhalt:


Die zögerlichen Planungen bezüglich ihrer zukünftigten Vermählung, müssen Eik Meiers und Katharina Berthold vorerst unterbrechen, als der eigentümliche Museumsdirektor Bachmann urplötzlich vom Erdboden verschwindet. Lediglich eine rätselhafte Videobotschaft lässt er zurück, und dies zudem in einem kuriosem, unterirdischen Labor, das in etwa 200 Jahre alt ist. Die Nachforschungen Justus' fördern eine wahrhaftige Sensation zu Tage: Es handelt sich um Johann Wolfgang von Goethes geheime Arbeitsstätte. Dieser erhielt von Napoleon Bonaparte den heiligen Speer, die Lanze, mit welcher der Soldat Longinus angeblich den Tod Jesu überprüfte. Das Blut des Heilands auf dieser Waffe mache den Besitzer unbesiegbar, so heißt es.

Der berühmte Dichter entwarf Rätsel, die ihren Standort verschleiern sollten und den Suchenden zu den unterschiedlichsten Schauplätzen führt. Doch nicht nur Eik, Katharina und Justus folgen den Spuren – Baron von Hahn, ein Nachfahre Napoleons betrachtet den Besitz der Lanze als reine Familienangelegenheit. Die Geißel Professor Bachmann kommt dem skrupellosen Adeligen sowie seinen Untergebenen deshalb wie gerufen: Mit ihm als Druckmittel versuchen sie, die Macht des Kriegswerkzeuges zu erlangen.

Darsteller:


Kai Wiesinger («Hafen der Hoffnung») ist Eik Meiers
Bettina Zimmermann («Die Sturmflut») ist Katharina Berthold
Fabian Busch («Der Vorleser») ist Justus
Jürgen Prochnow («The Da Vinci Code») ist Baron von Hahn
Hubert Mulzer («Der Baader Meinhof Komplex») ist Professor Bachmann
Rudolf Martin («Passwort: Swordfish») ist Erlanger
Sonja Gerhardt («Sommer») ist Kriemhild Meiers

Kritik:


Eigenproduzierte Filme vermochten es in der Vergangenheit ebensowenig wie in der Gegenwart die Verantwortlichen wiederholt glücklich zu stimmen. Auch die einzelnen Versuche des Quotenkönigs RTL bildeten hierbei zumeist keine Ausnahme. Mit «Die Jagd nach dem Schatz der Nibelungen» musste man sich an einem Sonntagabend des vergangenen Jahres allerdings nur dem «Tatort» geschlagen geben: 4,16 Millionen Zuschauer waren mit von der Partie. Bei den 14- bis 49-Jährigen handelte es sich 2,70 Millionen, was einen Marktanteil von 21,6 Prozent und somit den Tagessieg innerhalb der Zielgruppe zur Folge hatte. Auf Grund dessen sowie durchwegs positiver Resonanz und vier Nominierungen im Rahmen des Deutschen Fernsehpreises 2008, war die Ankündigung einer Fortsetzung keine große Überraschung.

Bereits in der finalen Sequenz des ersten Teils erhielt Justus einen Anruf, der ihn über neue Erkenntnise die heilige Lanze des Longinus betreffend, unterrichtete. Um dem Publikum den Einstieg in das neue Kapitel zu erleichtern, begann man nicht etwa mitten im Geschehen, sondern ließ zuvor Professor Bachmann den Anhaltspunkten folgen. Eik und Katharina mimen anschließend die Unwissenden und stürzen sich in das neue Abenteuer, wie es gleichermaßen der Zuschauer tut. Eine unscheinbare und nichtige Ungereimtheit, die von definitiv bedeutsameren Modifikationen überschattet wird: Benjamin Sadler kehrte nicht in der Rolle des Eik Meier zurück, an seiner Stelle verkörpert nun Kai Wiesigner die Hauptfigur. Es scheint wie ein Wunder, dass diese Tatsache wie auch die erstgenannte Inkonsequenz kaum ins Gewicht fällt. Zu Beginn erweckt es den Eindruck, dass Wiesinger der Figur weniger Sympathie entgegen bringt als es sein Vorgänger tat, doch nach wenigen Minuten löst sich diese Vorstellung und dem 43-Jährigen wird es möglich, die restliche Spielzeit hindurch zu brillieren.

Bettina Zimmermann blieb dem Franchise unterdessen erhalten und wird nach eigenen Angaben auch im potentiellen dritten Part der Abenteuer-Reihe als Katharina Berthold mitwirken. Eben diesen Charakter hat man nach «Die Jagd nach dem Schatz der Nibelungen» bedingungslos ins Herz geschlossen. Weniger unterkühlt und mit gesteigerter Spielfreude stürzt sich Zimmermann mit ihrem Spielfilm-Verlobten in Gefahr. Die Beziehung der beiden wird zu keinem Zeitpunkt überstrapaziert, die kleine Nebenstory der geteilten Ansichten über die Heirat wurde an den richtigen Stellen eingesetzt, um eingefahrene Situationen etwas zu lockern. Justus (Fabian Busch) war in Teil eins oftmals das fünfte Rad am Wagen, überzeugt nun jedoch auf ganzer Linie und schöpft aus den komödiantischen Facetten seiner Figur das Möglichste. Einzig die altbekannte Handlung um eine mutmaßlich imaginäre Freundin ist vollkommen unnötig. Aus Sicht der schauspielerischen Darbietungen hat man also deutlich an Zugkraft gewonnen. Neben den durch und durch soliden Engagements von Hubert Mulzer als verschrobener Professor und Rudolf Martin, der bereits zahllose Auftritte in amerikanischen Formaten wie «Crime Scene Investigation» und «24» genoss, lässt selbstverständlich ein Name die Vorfreude steigen: Jürgen Prochnow, der in diesem Jahr den achten Tag im Leben Jack Bauers bereichert, poträtiert den rücksichtslosen Baron von Hahn. Unglücklicherweise ist dem Antagonisten nicht derart viel Zeit beschieden, wie es auch im ersten Teil der Fall war. Doch Prochnow verleiht der Seite des Bösen im Gegensatz zu Hark Bohm ohne Frage mehr Intensität.

Circa 5,2 Millionen Euro flossen in die Produktion des mit einer Laufzeit von 120 Minuten ausgestatteten Werkes. Während die Suche nach dem Nibelungen-Kleinod noch von Ralf Huettner (Adolf-Grimme-Preis für die Regiearbeit bei «Dr. Psycho») in Szene gesetzt wurde, gab man nun Florian Baxmeyer das Ruder in die Hand. Dieser studierte an der Hamburg Media School – sein Abschlussfilm «Die rote Jacke» wurde mit dem Studenten-Oscar ausgezeichnet und für den Oscar selbst in der Kategorie Kurzfilm nominiert. Neben dem Zweiteiler «Das Blut der Templer» führte Baxmeyer bei den beiden «Die drei ???»-Filmen Regie, die sich großer Beliebtheit erfreuen. Ausführende Produzenten blieben Felix Zackor und Stefan Reiser. Letzterer meinte im Vorfeld, man wolle “noch schneller werden, richtig auf die Kacke hauen”.

Nun, das hat man zweifellos vollbracht. Mehr Tempo, mehr Unterhaltung, mehr Action. Drei Leitmotive, an die man sich konstant gehalten hat. Selbst die Story-Schnitzer in Bezug auf die Tochter (Ebenfalls ein Rollentausch: Sonja Gerhardt ersetzt Liv Fries) können die Erzählung nicht bremsen. Derek Meister, der sich erneut für das Drehbuch verantwortlich zeichnet, hat dazugelernt, alles noch ein Quäntchen simpler gestrickt und den Spaßfaktor dadurch erhöht. Schade ist, dass den Baron ein unorginelles Schicksal zuteil wird, das an eine Figur aus dem ersten Teil erinnert. Dass es weder Katharina, noch Eik nötig erscheint, eine Waffe an sich zu nehmen oder sicher zu gehen, dass der bewusstlose Widersacher auch tatsächlich für einen längeren Zeitraum unschädlich gemacht wird, fällt zwar auf und stört etwas, schadet der Stimmung aber nicht wirklich; immerhin wusste man, worauf man sich einlässt. Die Szene, in der die Gruppe mit einer Pferdekutsche vor einem Auto flieht, dessen Beifahrer mit einem Maschinengewehr das Feuer eröffnet, allerdings niemanden verwundet, ist andererseits kaum zu verkraften.

Komponist Klaus Badelt, der den Soundtrack zu «Fluch der Karibik» schrieb, liefert die großartige Musik, Fernsehpreisträger Matthias Kammermeier das gelungene Szenenbild - Es ist verhältnismäßig wenig, das an «Die Jagd nach der heiligen Lanze» zu kritisieren ist. Ein rundes Ende, das auf das nächste Abenteuer («Die Jagd nach dem Bernsteinzimmer») verweist und verdeutlicht, dass man alles richtig gemacht hat. Es handelt sich um ein Muster, es gibt keine Überraschungen, doch wenn Jürgen Prochnow und Kickbox-Profi-Weltmeisterin Christine Theiss Bettina Zimmermann und Kai Wiesinger ans Leder wollen, gibt es eigentlich nur eines zu sagen: Einschalten, für zwei Stunden vollkommen unterhalten werden und sich auf einen hoffentlich noch besseren dritten Teil freuen.

RTL zeigt «Auf der Jagd nach der heiligen Lanze» am Donnerstag, den 1. April um 20:15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/41041
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