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Das wäre auch nicht nötig, wenn sich die öffentlich-rechtlichen Sender anders ausrichten würden – wenn sie nicht mit den Privatsendern konkurrieren würden, sondern sich als eine Alternative verstehen würden. Die derzeit laufende Angleichung an das Privatfernsehen muss gestoppt werden. Vielmehr ist die Schaffung einer eigenen Identität nötig. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen muss wie ein Leuchtturm aus dem Meer der immer zahlreicher werdenden privaten Anbietern herausragen und nicht unter ihnen versinken. Dieses Ziel wird es jedoch nicht mit dem ausschließlichen Schielen auf hohe Quoten erreichen können, sondern nur mit höherer Qualität und Einzigartigkeit.
Gleichzeitig müssen ARD und ZDF beginnen die ihnen anvertrauten Gebühren nur noch für wesentliche Inhalte auszugeben. In Zeiten wo viele Unternehmen und private Haushalte einsparen müssen, kann es nicht sein, dass die Sender immer höhere Ausgaben verursachen. Das ist unverantwortlich und schadet vor allem dem Ansehen und Image der Anstalten.
Es muss daher gängige Praxis werden, dass die öffentlich-rechtlichen Anstalten nur noch Programm zeigen, die im Privatfernsehen nicht zu sehen sind. Warum soll der Gebührenzahler den Erwerb der Free-TV-Premiere von «Harry Potter» finanzieren, wenn er diesen Film auch kostenneutral auf einem Privatsender sehen könnte? Warum muss Jörg Pilawa allabendlich ein Quiz mit enormen Gewinnsummen veranstalten, wenn man bei RTL «Wer wird Millionär» gucken kann? Dadurch wird die Programmvielfalt kaum erhöht.
Die öffentlich-rechtlichen Sender sollten nur noch Inhalte kaufen dürfen, wenn sich kein privater Abnehmer finden lässt. Das könnte man nicht nur auf Filme oder Serien beschränken, man könnte diese Praxis auch auf Sportrechte anwenden. Warum sollen die Gebührenzahler mehrere hundert Millionen Euro im Jahr für die Übertragung der Bundesliga aufbringen, wenn dies auch ein privater Sender leisten könnte. Große qualitative Unterschiede sind bei Veranstaltungen dieser Art sicher nicht zu befürchten. Nur wenn keiner der großen Privatsender an den Rechten für ein Programm interessiert ist, würden die öffentlich-rechtlichen Sender einspringen und so der Informationspflicht genüge tun. Das würde auch ein gegenseitiges Überbieten und damit die Erhöhung der Preise verhindern. Das Einsparpotential wäre enorm.
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Unangetastet bliebe bei dieser Ausrichtung die Produktion eigener Filme, Dokus, Shows und Serien, solange das Konzept nicht fast unverändert bereits von anderen Anbietern ausgestrahlt wird. Sendungen wie «Tatort», «Hart aber fair» oder «Wetten Dass...?» könnte es auch weiterhin geben. Auch die Magazine und Nachrichten könnten unverändert fortgeführt werden. Wegfallen würden nur Produktionen wie «Das Duell im Ersten», «Die Küchenschlacht», «Leute heute», «Brisant» oder «Land und Liebe».
Vielleicht könnte diese Ausrichtung den ewigen Kampf zwischen öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern beruhigen, der für den Zuschauer bisher nur Nachteile bringt. Das Ergebnis könnte ein absolut werbefreies öffentlich-rechtliches Fernsehen bei sinkenden Rundfunkgebühren und erhöhter Programmvielfalt sein. Was spricht also dagegen?