Inhalt:
Es steckt eine zutiefst bittere Ironie in Luises Vergangenheit: Sie blickte vor nicht allzu langer Zeit als Krebspatientin dem Tod entgegen, doch schließlich war es ihr geliebter Ehemann, der die Familie verlassen musste. Der Krankheit getrotzt, scheint die dominante Frau nun wieder gänzlich im Leben zu stehen und verfolgt mit Tränen in den Augen die Hochzeit ihrer Enkelin. In Hinsicht auf die Liebe bereitet ihr Sohn Daniel große Sorgen, will er sich doch auf keine ernsthafte Beziehung einlassen und lediglich das sorgenlose Singledasein genießen.
Stets wiederkehrende Schwindelanfälle treiben Luise ein weiteres Mal in die Arme ihres Arztes bzw. dessen Vertretung Ellen Burscheid, einer ähnlich starken Frau, die die engstirnige Dame von der Notwendigkeit der Untersuchungen überzeugt. Im Folgenden versucht Luise Daniel und Ellen zu verkuppeln und dies noch intensiver, als sie die offizielle Diagnose erhält: Der Krebs ist zurück.
Darsteller:
Christiane Hörbiger («Das Erbe der Guldenburgs») ist Luise
Tim Bergmann («Die letzte Schlacht») ist Daniel
Caroline Peters («Mord mit Aussicht») ist Dr. Ellen Burscheid
Margarita Broich («Jenseits der Liebe») ist Charlotte
Ulrike Bliefert («Das Amt») ist Rita
Ulrich Bähnk («Die Rettungsflieger») ist Timo
Jytte-Merle Böhrnsen («Geld.Macht.Liebe») ist Jenny
Kritik:
Berno Kürtens («Von ganzem Herzen») neuestes Werk «Luises Versprechen» verleitet keineswegs zu Schreibtiraden. Schaltet man ein, so findet man sich augenblicklich zurecht: Vorstellung der Figuren und ihre Interaktion, das nachhaltige Aufbauen von Spannung durch die Schwindelanfälle, ein sich zuspitzender Mittelteil mit dramatischem Höhepunkt und schließlich, unabhängig vom tragischen Hintergrund, eine Art von Happy End. Hardi Sturm («Nachtasyl»), die das Drehbuch verfasste, hat sich mit dem Kampf gegen das Malignom sicherlich nicht die unproblematischste Thematik für einen abendfüllenden Spielfilm ausgesucht – überraschend, das weniger Luises Schicksal, als die aufblühende Beziehung zwischen deren Sohn und Ärztin interessiert.
Hauptdarstellerin Christiane Hörbiger wurde mit zahllosen Preisen ausgezeichnet, vom Deutschen Filmpreis, über den Karl-Valentin-Orden, bis hin zum zum Platin Romy für ihr Lebenswerk im vergangenen Jahr. In der Rolle der Luise beweißt die 71-Jährige ein weiteres Mal ihre Begabung und übt sich im Facettenpoker. Kurz angebunden, egoistisch, hochmütig, besorgt, liebevoll, interessiert – all diese Gefühle vermittelt die Fachgröße angemessen und glaubhaft. Das Muster, das sich durch diesen Teil des Filmes zieht ist bekannt: Erst ablehnend gegenüber den Untersuchungen selbst, anschließend nachgiebig und letztlich wiederum unvernünftig, zumindest was die Sicht der anderen Figuren Daniel, Charlotte und Rita betrifft. Positiv anzumerken ist, dass man ganz ohne Kitsch auskommt und nicht die Darsteller die Prämisse, sondern die Prämisse die Darsteller trägt. Vor allem dem Finale des Filmes hat dies mehr als gut getan, es wirkt ehrlich und formvollendet. Auszusetzen gibt es demnach nichts an der Entwicklung der Handlung, nur will der Funken schlicht nicht überspringen. Man nimmt Anteil an Luises Schicksal, was man Hörbiger zu verdanken hat, man ist interessiert auf welche Weise sie im Folgenden damit umgehen wird, doch schlussendlich vermag es nicht zu bewegen und klingt leise aus.
Während die Trauer nicht gänzlich fassbar ist, weiß Teil zwei der Handlung zu überzeugen. Die Chemie zwischen Tim Bergmann und Caroline Peters stimmt – auch hier überstürzte man nichts, ließ sich Zeit, die Gefühle plausibel aufkeimen zu lassen. Selbstverständlich fehlt nicht der klassische Vertrauensbruch, der in Wahrheit keiner ist, die beiden Turteltäubchen aber dennoch zu entzweien droht. Jener Zuschauer, der bereits auch nur einen Liebesfilm gesehen hat, weiß ob der Vergänglichkeit dieses Zustandes. An der Iszenierung, Schnitttechnik und den übrigen schauspielerischen Leistungen gibt es überdies nichts zu kritisieren. Ulrike Bliefert scheint der Charakter einer sorgsamen, nah am Wasser gebauten Pflegerin ohnehin auf den Leib geschnitten zu sein. «Luises Versprechen» ist durchaus sehenswert; sucht man am Dienstagabend also nach der Mischung aus Trauerspiel und moderner Liebesdichtung in der Konzentration 60 zu 40 Prozent, wird man nicht enttäuscht werden.
Das Erste zeigt «Luises Versprechen» am Dienstag, den 6. April 2010, um 20:15 Uhr.