Die Kritiker

«Huff» (1x01)

von
Inhalt:

Dr. Craig Huffstodt, Psychotherapeut. Erfolgreich. Attraktiv. Selbstlos. Glücklich.
Dr. Craig Huffstodt, Betrüger. Verloren. Abstoßend. Egoistisch. Schuldig.

Nachdem sich ein junger Patient, dessen Eltern seine Homosexualität als schändlich betrachten, vor seinen Augen das Leben genommen hat, gerät das Leben Craig Huffstodts, genannt Huff, ins Wanken. Was er nun dringender als jemals zuvor benötigte, ist die Rückendeckung seiner Familie. Doch dass die narzisstische, kaum tragbare Schwiegermutter nur zehn Häuser weiter wohnt, treibt Huffs Frau Beth in den Wahnsinn. Der gemeinsame Sohn Byrd versucht indes, erwachsen zu wirken, ist jedoch durch seinen von Selbstzweifeln geplagten Vater verunsichert.

Was Huff anstelle von Unterstützung erhält, ist eine Klage der Eltern des toten Jungen, mutmaßliche Halluzinationen eines ominösen Immigranten, fragwürdigen Rat seitens des Freundes und Anwalts Russel sowie eine Menge an Streit im eigenen Heim. Hinzu kommt Bruder Theodore, der in einer geschlossenen Anstalt sitzt. Keine Überraschung, dass Huff sich dort am wohlsten fühlt.

Darsteller:


Hank Azaria («Eulogy») ist Dr. Craig 'Huff' Huffstodt
Paget Brewster («Criminal Minds») ist Beth Huffstodt
Oliver Platt («The West Wing») ist Russel Tupper
Blythe Danner («Sylvia») ist Isabelle 'Izzy' Huffstodt
Anton Yelchin («Charlie Bartlett») ist Byrd Huffstodt
Andy Comeau («Dr. House») ist Theodore 'Teddy' Huffstodt

Kritik:


ZDFneo erwirbt die Rechte an «Huff». Ein Akt der Gnade, dem man unverhohlen mit zwei brüderlichen Maßnahmen entgegen treten sollte: Beglückwünschen und Glück wünschen. Mit den Formaten «30 Rock», «In Plain Sight», «Spooks» und der in der nahen Zukunft folgenden dritten Staffel «Weeds» sowie dem Einstand des Kritikerlieblings «Mad Men», avanciert der Ersatz des Dokukanals stetig aber sicher zu einem strahlendem Licht in der frei empfangbaren Fernsehlandschaft, um das sich die Insektengruppe der unverbesserlichen Serienjunkies nur zu gerne schart. Womit man als bedauernswerter Brachenbeobachter zu genannter zweiten Handlung zwei gelangt, immerhin bleiben die bisher erzielten Werte der einzelnen Sendungen noch immer hinter den Erwartungen zurück. Mit der Gunst Fortunas und einem auch künftig gesegnetem Händchen, sollte sich der Erfolg allerdings früher oder später einstellen.

Obgleich man annehmen könnte, die Sendeanstalt habe sich mit Bob Lowrys «Huff» einer sicheren Bank angenommen, da es eine Serie des Pay-TV-Kanals Showtime ist, war der Sendung nur eine Laufzeit von zwei Jahren beschieden. Noch vor der eigentlichen Premiere waren die Verantwortlichen, allen voran “Entertainment-Beauftragter” Robert Greenblatt, derart begeistert, dass sie einer zweiten Runde grünes Licht erteilten. Und selbst in Anbetracht der Tatsache, dass für Showtime Zahlen keineswegs alles sind, musste «Huff» im Jahr 2006 anderen Inhalten weichen. Die Hauptrolle der Serie hat Hank Azaria inne, der hierzulande eher unbekannt ist, und wenn überhaupt lediglich mit einigen Nebenrollen in Verbindung gebracht werden dürfte. In den Vereinigten Staaten kennt so gut wie jeder Bürger seine Stimme, spricht der 45-Jährige doch diversen Figuren der «Simpsons», unter anderem Moe, Apu und Chief Wiggum. Vervollständigt wird der Cast durch Paget Brewster, Oliver Platt, Anton Yelchin und Blythe Danner, die für ihre Darstellung der Izzy zwei Mal in Folge mit dem Emmy Award ausgezeichnet wurde.

Der wesentlichste Punkt zuerst: Die Synchronisation kann sich hören lassen. Bernd Vollbrecht synchronisierte Protagonist Huff. Bekannt ist er beispielsweise als die deutsche Stimme Dr. Perry Cox' aus «Scrubs». Gleichermaßen wie Azaria verleiht Vollbrecht dem Charakter etwas frisches, neues, noch nie dagewesenes, obwohl man demselben Rollenmuster bereits hunderte Male zuvor durch Höhen und Tiefen gefolgt ist; ergo ein Werbespot erster Güte. Ulrike Stürzbecher, Jennifer Anistons Kinodouble, synchronisierte Huffs Frau Beth, die verkörpert wird von Paget Brewster. Hinter dieser steht Stürbecher auch in «Criminal Minds». Karin Buchholz, die deutsche Sigourney Weaver, ist Isabelle Hufstodt. Eine durchwegs gute Studioarbeit, wenngleich die Stimmen nur allzu bekannt sind. Einzig Anton Yelchins deutsche Stimme wirkt etwas dumpf.

'Durchgeknallt' beginnt in Huffs Praxis, schwenkt von einem Patienten zum Nächsten, geht über zur Mittagspause, die er mit seinem Freund Russel und dessen makaberen ethischen Vorstellung verbringt, kurz: Die Folge gibt dem Publikum einen Überblick. Oliver Platts Figur Russel spielt sich ohne Zögern in das Herz des Zuschauers, wie es die amüsanten Nebenfiguren mit ihren gut sortierten Dialogen ohnehin meist tun. Das Problem der Serie ist schlicht, dass man, fernab von Azarias unverbrauchtem Spiel, inzwischen schon alles gesehen hat. Ein verstörender Selbstmord stürzt den Hauptcharakter in eine Sinnkrise, die Mutter ist ein unnahbares Biest, der beste Freund kennt keine Moral, mutmaßlich nicht existente Menschen beten um einen Synthesizer und eine Telefonkarte. Nun, letzteres ist vermutlich nicht wirklich alltäglich.

«Huff» kommt mit fünf Jahren Verspätung nach Deutschland und zeigt in Episode eins das, was man von einer Showtime Serie erwartet: Tief verankerte Ernsthaftigkeit gepaart mit schwarzem Humor, unzensiertes Fluchen, eine hervorragende Besetzung, einen interessanten Plot. Einfach ausgedrückt viel Potential. Wie es nunmal häufig bei Showtime- oder HBO-Produktionen der Fall ist, muss man diesen etwas Zeit gewähren, in Fahrt zu kommen. Man erkennt den Qualitätsstandard von Anfang an, fühlt sich in der Szenerie auch wohl, sieht aber noch nicht, wo das alles hinführen soll. Der Pilot ist blendend in Szene gesetzt und weckt das Interesse. Für circa 50 Minuten hat er allerdings noch nicht viel ausgesagt. Genau das ist jedoch die Stärke dieser Serien. Während «Desperate Housewives» 22 oder mehr Episoden erhält und in 40 Minuten eine Beziehung beendet oder eine Figur verabschiedet, lässt sich «Huff» Zeit. Es sollte keine Schwierigkeit darstellen, sich noch in weiterem Maße zu steigern.

ZDFneo zeigt «Huff» ab dem 14. April 2010 immer mittwochs um 22:30 Uhr.

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