Statistisch gesehen

Ostern versus Weihnachten

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An Ostern wurde wieder geklotzt im TV-Programm, mehr noch als an Weihnachten. Lohnt sich das überhaupt?

Statistisch gesehen betrachten 54 Prozent der Deutschen Ostern als ein Familienfest, an dem Familienmitglieder besucht werden. Ein Fünftel plant Ausflüge, ein Siebtel "nichts besonderes". Letzteres könnte aber durchaus ein Euphemismus für Fernsehen sein.

«Ice Age 2», «Himmel und Huhn», «Evan Allmächtig», «10.000 BC», «Brücke nach Terabithia», «Keinohrhasen», die «Matrix»-Trilogie - die Liste der Blockbuster und Erstausstrahlungen war auch in diesem Jahr am Osterwochenende wieder lang. Den Typus des klassischen Blockbusters erfüllte «10.000 BC» sicherlich am besten, denn hier litt die Story auch unter massivem Eierlikör-Einfluss nicht sonderlich und die ganze Familie konnte ihren Spaß haben. Abgeräumt hat aber in erster Linie «Keinohrhasen», mit dem Sat.1 am Ostermontag eindrucksvoll demonstrierte, dass der Sender tatsächlich noch existiert.

Und trotzdem: Es gab eine Zeit, in der sich die großen Sender an Ostern gegenseitig mit ihren besten Blockbustern regelrecht überboten und Material für mehrere Monate verballerten. Das ist heute nicht mehr so. «Keinohrhasen» hatte es am Montag mit keiner ernsthaften Konkurrenz zu tun, dafür überließ Sat.1 am Sonntag den Mitbewerbern das Feld, indem es einfach am normalen Sendeplan festhielt und Episoden seiner Krimiserien sendete. Und auch Karsamstag verlief äußerst unspektakulär. Der Feiertags-Gegenpol schien dabei immer Weihnachten zu sein, insbesondere der Heiligabend: Da waren Weihnachstklassiker angesagt, Jahr für Jahr wiederholt, sowie Filme von eher zweifelhafter Qualität, mit denen dank dort hinein verirrter prominenter Darsteller aber immerhin die PR-Abteilung noch etwas anfangen konnte.

Ein gern genannter Grund: An Ostern schauen die Leute fern, an Weihnachten sind sie mit der Familie unterwegs oder sitzen gemütlich im Kerzenschein unter dem Weihnachtsbaum und geben vor, sich über handgehäkelte Socken zu freuen. Eine alternative Erklärung: An Ostern ging es immer um Prestige. Jeder große Sender wollte der Welt beweisen, dass er das beste Programm und die dollsten Filme hat. Wer hier das Quotenduell gewann, konnte vor der ganzen TV-Landschaft mit seinem Erfolg prahlen. Denn Blockbuster gegeneinander zu versenden hat mit Wirtschaftlichkeit nicht mehr viel zu tun, selbst wenn tatsächlich mehr Menschen als sonst vor dem Fernseher sitzen würden.

Ist denn zumindest das richtig? Sitzen mehr Menschen vor dem Fernseher als sonst? Zum Beispiel als an Weihnachten? Die Anzahl der Menschen, die vor dem Fernseher sitzen, lässt sich anhand der Quoten und Reichweiten der zu der Zeit gelaufenen Formate recht einfach bestimmen, indem man deren Reichweite durch ihre Einschaltquote teilt und am Ende noch mit 100 multipliziert. Zwar sind das jeweils nur Durchschnittswerte über den Zeitraum, den die jeweilige Sendung lief, aber kombiniert man die Daten mehrerer Sender, ergibt sich schon ein deutliches Bild:



Ich habe mich hier auf die Resultate von RTL und Sat.1 beschränkt; die Genauigkeit fällt damit hoch genug aus. Außerdem geht es an dieser Stelle nur um die Zielgruppe (insgesamt sieht es aber ähnlich aus). Tatsächlich saßen am 1. Weihnachtsfeiertag 2009 aus dieser den Tag über eindeutig mehr Menschen vor dem Fernseher als am vergangenen Ostersonntag - genauer gesagt: rund eine Million mehr. Damals räumte Das Erste mit «Harry Potter» und RTL mit «7 Zwerge» ordentlich ab - während Sat.1 wieder mal «Sissi» sendete.

Richtig interessant wird es aber, wenn man die beiden Tage mit einem ganz normalen Sonntag vergleicht, in diesem Fall der Tag zwei Wochen vor Ostersonntag. Eine Woche vorher fand ein Formel-1-Rennen statt - deshalb gilt das nicht als "normal". Es zeigt sich: der normale Sonntag lief sogar noch besser als der 1. Weihnachtstag, zumindest bis 22 Uhr. Vielleicht muss nach den großen Feiern ja einfach noch ein später Fernsehabend zur Entspannung her.

All das unterliegt natürlich auch dem Einfluss des Wetters, auch wenn das am Ostersonntag nicht überall wirklich gut war. Und ein Indiz von vor zwei Jahren zeigt, dass doch etwas dran sein muss am starken Fernsehwochenende zu Ostern: 2008 sah jeder Bundesbürger von Karfreitag bis Ostermontag durchschnittlich 247 Minuten am Tag fern. Rekord! Vielleicht liegt der Fall aber auch einfach umgekehrt: Viele Blockbuster bescheren viele Zuschauer. Vor allem jene, die sowieso "nichts besonderes" vorhaben.

Oft steckt mehr hinter den Zahlen des TV-Geschäfts als man auf den ersten Blick sieht. Oder weniger. Statistisch gesehen nimmt sie unter die Lupe

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