Die Kritiker

Die Kino-Kritiker: «Cop Out»

von
Bruce Willis und Tracy Morgan spielen in einer Hommage an Polizei-Actionkomödien wie «Lethal Weapon» ein eingespieltes Ermittlerduo, das auf Jagd nach einer seltenen Baseballkarte geht.

«Nur 48 Stunden», «Lethal Weapon», «Beverly Hills Cop» und Co.: Die 80er Jahre bescherten der Filmwelt einen Boom an Actionkomödien über ungewöhnliche Duos im Polizeidienst. Diese "Cop-Buddy-Movies" zogen hin und wieder den Spott der Filmkritker auf sich, vor allem rückblickend, aber sie waren beim Publikum sehr beliebt. Und wenn man ganz ehrlich ist: Irgendwie vermisst man diese erfrischend leichten Blockbusterkrimis in der heutigen Flut an Fantasystreifen, Superheldenfilmen und betont ernsten (vorzugsweise pseudorealistischen und deprimierenden) Actionthrillern. Das dachten sich auch die Drehbücher schreibenden Brüder Mark und Robb Cullen, als sie das Skript zu «Cop Out» verfassten. Seinerzeit noch «A Couple of Dicks» betitelt und in die Liste der begehrtesten Drehbücher Hollywoods aufgenommen erregte es nicht nur wegen seines Titels Aufsehen, sondern auch wegen seiner vermeintlichen Nähe zu besagten Buddy-Movies. Robin Williams und James Gandolfini waren kurze Zeit im Gespräch für die Hauptrollen, doch dann erwarb Warner Bros. die Rechte am Drehbuch. Weil «A Couple of Dicks» sich besonders auf die Freundschaft zwischen den dauerquatschenden Polizisten konzentrierte, wurde Kevin Smith der Regieposten angeboten, schließlich hat dieser Übung darin, endlose Gespräche gekonnt auf Film zu bannen. Für die Hauptrollen angelte man sich Bruce Willis, der Kevin Smith am Set von «Stirb langsam 4.0» angeboten hatte, mal in einem seiner Filme mitzuspielen, und Tracy Morgan («30 Rock»).

Die Polizisten Jimmy (Bruce Willis) und Paul (Tracy Morgan) sind seit Jahren ein unzertrennliches Duo. Bei den Ermittlungen bezüglich eines Drogendeals geht allerdings alles schief, was schief laufen kann. Wegen Behinderung der Arbeit eines anderen Polizeiteams wird das Team vorübergehend suspendiert. Zudem hat Paul den pochenden Verdacht, seine Ehefrau würde ihn betrügen, während Jimmy die Schmach hinnehmen muss, die Hochzeitsfeier seiner Tochter nicht finanzieren zu können, weshalb ihr Stiefvater einspringen möchte. Jimmys Stolz ist jedoch zu groß, als dass er dies schlucken könnte, und so beschließt er, eine von seinem Vater geerbte, wertvolle Baseball-Sammelkarte zu verkaufen. Während der Transaktion wird Jimmy Opfer eines Überfalls bei dem sich der Räuber (Sean William Scott) die Karte krallt. Als Jimmy und Paul versuchen, diesen Fall auf eigene Faust zu lösen geraten sie an den gesuchten Gangsterboss Poh Boy (Guillermo Díaz), der das Diebesgut erworben hat und es nur unter einer Bedingung rausrücken möchte: Jimmy und Paul sollen ihm seinen gestohlenen Mercedes besorgen. Selbstverständlich hat ein solcher Gefallen mehr als nur einen Haken.

Nachdem seine frivol-romantische Komödie «Zack & Miri Make a Porno» sich als das kommerziell erfolgloseste Vehikel des Comedystars Seth Rogen herausstellte, fiel der Kult-Regisseur Kevin Smith («Clerks», «Dogma») in ein tiefes Loch voller Selbstzweifel. «Cop Out», seine erste Kino-Regiearbeit zu der er nicht selbst das Drehbuch beisteuerte, sollte ihn daraus befreien. Wie es scheint, gelang es Smith wirklich sich aus dem Sumpf des Selbstmisstrauens zu befreien: Seit dem Kinostart von «Cop Out» arbeitet er mit Hochdruck daran, zwei seiner Traumprojekte endlich in die Tat umzusetzen. «Cop Out» konnte vom wieder gefundenen Vertrauen nicht wirklich profitieren: Die Hommage an die Polizistenkomödien der 80er und frühen 90er versagt darin, ihren Vorbildern Tribut zu zollen oder sie respektvoll auf die Schippe zu nehmen, als selbstständiges Werk ist «Cop Out» zu belanglos und unaufregend. Der Kriminalplot beginnt viel versprechend, nur um sein Potential durch mangelnde Spannungshöhepunkte zu verschenken und auch wenn einige der Gespräche der beiden Protagonisten zum Schmunzeln anregen ist «Cop Out» nicht witzig genug, um als vollwertige komödiantische Hommage durchzugehen.

Man merkt dem Drehbuch an, dass es zwar zu Kevin Smith passt und was ihn daran wohl reizte, allerdings merkt man ebenso sehr, dass es nicht von ihm selbst stammt. Gespräche über Banalitäten wie Stuhlgang oder Tiersexdokumentationen wecken zwar durchaus Erinnerungen an typisches Kevin-Smith-Geschnatter, erreichen allerdings nicht dessen Flair. Wer bereits in seinen selbst geschriebenen Filmen genug von derlei Gesprächen hatte, wird in «Cop Out» endgültig jeglichen Geduldsfaden verlieren. Über die Inszenierung selbst lässt sich derweil nichts Schlechtes sagen, ebenso wie es kaum Lob zu verteilen gibt. Kevin Smith konnte sich seine Fangemeinde durch seine Drehbücher und deren soliden audiovisuellen Umsetzungen mit hervorragendem Timing aufbauen, nicht weil er einen besonders ansprechenden cineastischen Stil aufzuweisen hätte. Deswegen ist es eh eine eher schwache Idee, Kevin Smith zum Regisseur eines fremden Drehbuchs zu machen. Er ist keinesfalls ein schlechter Regisseur, jedoch bieten sich für die meisten Drehbücher einige taktisch klügere Alternativen an. Smith ist fast unschlagbar darin, seine eigenen Ideen auf der Leinwand voll auszuschröpfen, aber man kann nicht erwarten, dass er einem Skript wie dem von «Cop Out» einen aufregenden letzten Schliff verleihen kann. Inszenatorisch ist «Cop Out» deshalb solides Mittelmaß. Bis auf eine Ausnahme: Dass Kevin Smith den eigentlich bereits im Ruhestand befindlichen Komponisten Harold Faltermeyer («Beverly Hills Cop») für seinen Film ergattern konnte, sollte eigentlich ein ganz großer Coup werden und «Cop Out» näher an seine großen Vorbilder rücken. Tatsächlich aber langweilt Faltermeyers vollkommen einfallsloses, stimmungsarmes 80er-Synthie-Gedudel und zieht die wenigen Action orientierten Sequenzen vollkommen runter. Die Mission Faltermeyers dürfte nur dann als erfolgreich gelten, sollte er sich vorgenommen haben dem Kinopublikum vorzuführen, weshalb er sich trotz seines Erfolges aus dem Filmkomponistengeschäft zurückzog.

Womit «Cop Out» endgültig den Anschluss an seine Inspirationen verliert, ist die mangelnde Chemie zwischen Tracy Morgan und Bruce Willis. Zwischen ihnen existiert keinerlei Chemie, weder gute, noch schlechte. Zwar mag es erfreulich sein, dass man zwischen den beiden Hauptdarstellern keine Antipathie spürt, bloß ist es für eine Buddykomödie das Mindeste, dass die Darsteller gut harmonieren. Willis und Morgan hingegen sind für sich genommen in diesem Film leicht überdurchschnittlich, weshalb ihre beiden Figuren ein dermaßen tolles Team sein sollen kann man währenddessen nicht spüren.

Trotzdem wissen einzelne Momente von «Cop Out» zu amüsieren, darunter Pauls Fantasien, wie seine Ehefrau vom Nachbarn abgegraben wird und Jimmys Versuch einen Ganoven zu mimen. Für treue Fans der Hauptdarsteller Morgan und Willis oder des Regisseurs ist «Cop Out» deshalb durchaus einen Versuch wert. Für alle anderen gilt: Wenn sonst nichts besseres läuft, wird hier zumindest (nahezu) schmerzfreie Berieselung angeboten.

«Cop Out» ist seit dem 15. April in vielen deutschen Kinos zu sehen.

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