Vor Ort

«Deutschland sucht den Superstar»: Partystimmung und Skandal-Schlagzeilen

von
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Vor dem großen Finale am Samstagabend schaute Quotenmeter.de-Redakteur Jürgen Kirsch beim Halbfinale von «DSDS» hinter die Kulissen.

Der äußere Rahmen stimmt. Doch für den dauerhaften Erfolg der Sendung ist vor allem der Inhalt wichtig. Kurz vor Beginn der Live-Sendung erzählt uns Marco Schreyl also noch ein paar Takte. Der Moderator, der mit Unterstützung des Publikums noch einen Satz für die Vorklappe aufzeichnet, hat sich zu Beginn seiner Moderation bei «Deutschland sucht den Superstar» 2005 noch dezent im Hintergrund gehalten. Viele «DSDS»-Fans waren froh als mit Carsten Spengemann damals jener Modertor das RTL-Flaggschiff verließ, der zur Selbstdarstellung neigte. Doch Letzteres hat Marco Schreyl in der momentanen Staffel auch für sich entdeckt. Nicht selten versucht er in der Live-Show auch diesmal witzig zu sein oder seine Anmoderation aufmerksamkeitswirksam zu gestalten. So zum Beispiel als er mit der besten Freundin von Manuel Hoffmann flirtet, die ihm daraufhin einen Kuss auf die Wange drückt. Des Weiteren ist der Moderator jenes Instrument der Sendung, das die Aufgabe hat selbige anzupreisen. Denn «Deutschland sucht den Superstar» feiert sich gerne selbst. Als „Original“, als „beste Show im Fernsehen“ oder als „jene Show, in der das geschieht, worüber man morgen spricht“. Natürlich hat man hier nicht ganz Unrecht. Doch die Art und Weise wie Marco Schreyl dies rüberbringt, versprüht auch etwas Arroganz und Eitelkeit der Sendung. Gemessen an den Einschaltquoten kann man sich das durchaus leisten, ein wenig Bescheidenheit ist aber nie unangebracht. Doch ist diese Provokation, die gewollte Polarisierung in Fans und Kritiker von «Deutschland sucht den Superstar» ein erfolgversprechendes Rezept der Inszenierung.

Den Fans im Studio ist das alles sowieso egal, denn mit den ersten Auftritten ihrer Lieblinge schlägt auch ihr Herz höher. Es ist laut, sehr laut, wenn gekreischt wird, wenn zugejubelt wird, wenn lauthals mitgesungen wird. Zwischenrufe sind keine Seltenheit, Peinlichkeiten wie „Dieter, ich will kein Kind von dir“, was gellendes Gelächter im Rund auslöst (im TV aber nicht zu hören war) mit eingeschlossen. Ein „Buh“ will man allerdings nicht hören. Das gibt es aber diesmal trotzdem jedes Mal für die Jury, wenn sie über den favorisierten Sänger keine guten Worte findet. So flogen auch ein paar der ausgeteilten Leuchtstäbe in Richtung Dieter Bohlen, als er die Songauswahl von Mehrzad Marashi in Frage gestellt hat und heftig kritisierte. Es ist scheinbar wirklich alles erlaubt im «DSDS»-Studio. Getroffen haben Mehrzads Fans, die in den Reihen hinter Bohlen platziert waren, nicht. Für die Fernsehkameras ging diese Aktion ebenfalls viel zu schnell.

Ein geworfenes Plüschherz eines Menowin-Fans zog sich indes wie ein roter Faden durch die Sendung. Noch während dem ersten Auftritt von Menowin Fröhlich wirft besagter Fan das Stoffherz hinunter. Dass dieser kein guter Werfer ist, merkt er schnell, denn das Plüschherz landet hinter dem Stuhl von Dieter Bohlen. Es geht in die erste Werbepause nach einer guten Dreiviertelstunde, als Dieter Bohlen das Fanutensil hinter sich entdeckt. Er wirft es einem Mitarbeiter der Produktion auf der Bühne zu. Da dieser aber gerade andere Aufgaben zu erledigen hat als Bohlens Stoffherzen wegzubringen, legt er es auf der Couch der Kandidaten ab. Gegen Ende der Sendung hat es dann Menowin Fröhlich in der Hand, als Mark Medlock ihn lobpreist. Das Fangeschenk nutzt er für eine Geste, die zeigen soll, dass es für ihn eine Herzensangelegenheit ist, hier aufgetreten zu sein und Lob vom einstigen «DSDS»-Sieger bekommen zu haben und von ihm auch noch favorisiert zu werden. Die lange, unbemerkte Reise des Plüschherzens durch die Sendung und schließlich doch noch ins Bild der Kameras ist beinahe schon charakteristisch für den Ablauf dieser Castingshow, in der es schon lange nicht mehr um die Musik allein geht.

Apropos Mark Medlock. Er war das Schlusshighlight der Live-Sendung im Halbfinale. Sein neuer Song „Real Love“ ist in den Strophen aber nicht mehr als ein Recycling von Dieter Bohlens „Your My Heart, Your My Soul“. Der genierte sich auch nicht bei der Playback-Interpretation seines Schützlings kräftig mitzusummen. Mark Medlock war anschließend gewohnt flippig und chaotisch auf der Bühne. Dabei sind es doch gerade diese Typen, die bei «Deutschland sucht den Superstar» gesucht werden. So wurde Manuel Hoffmann das Aus von Nina Eichinger prophezeit, das später auch eintraf. Es war für jeden im Saal spätestens nach Medlocks Nummer abzusehen, worauf es hier exakt ankommt.

Eine abgedrehte Art und flotte Songs, die mit einer ebenso flotten Choreografie daher kommt. Diesen Bonus hatten Menowin Fröhlich und Mehrzad Marashi auf ihrer Seite. Denn Menowin nutzte seine zweite Chance, die er seinen Fans versprochen hatte, und machte den Textaussetzer der siebten Mottoshow zuvor wieder wett. Und Mehrzad machte nach der Interpretation von Xavier Naidoos „Dieses Lied“ seiner Freundin prompt einen Heiratsantrag im Studio. Gewagt, doch die Nummer siegte. Gar keine Frage, die Musik-Interpretationen von Manuel Hoffmann waren qualitativ gut, doch konnten sie allesamt hier nicht mithalten. Ein eher ruhiger, schüchterner Typ mit solider Leistung erregt naturgemäß weniger Aufsehen. Auch wenn die Skandal-Kette vor Manuel unmittelbar vor dem Halbfinale nicht halt gemacht hatte, war das nur Strohfeuer gegen einen Fernseh-Heiratsantrag und den selbsterklärten besten Sänger bei «DSDS», der aufgrund seiner Knastvergangenheit ohnehin fast täglich die Schlagzeilen einer großen deutschen Zeitung beherrscht. Die Entscheidung der Zuschauer gegen Manuel, deren Verkündung wie bei Schreyl üblich eine halbe Ewigkeit gedauert hat, also durchaus logische Konsequenz eines Showkonzeptes.

Lesen Sie auf der nächsten Seite von den «DSDS»-Schlagzeilen und den Chancen der Finalkandidaten Menowin und Mehrzad.


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