Story
Sophie Engel glaubt, alles zu haben, was sich eine Frau wünschen kann: Ein schönes Haus, wunderbare, fast erwachsene Kinder, und einen charmanten, wenn auch etwas chaotischen Ehemann. Privates Glück pur - bis ihr Mann Dirk mit seiner jüngeren Geliebten nach Kapstadt verschwindet. Nach dem ersten Schock reist ihm die verlassene Ehefrau in die schillernde, südafrikanische Großstadt hinterher, fest entschlossen, den Gatten zurückzuerobern. Beeindruckt von der traumhaften Landschaft und mit neugewonnener Lebenslust ändert sie ihre Pläne: Statt Dirk und seine junge Freundin Miriam zur Rede zu stellen, plündert sie das Geschäftskonto des untreuen Gatten. Mit dieser „Beute“ kauft sie ein Haus, das ihre kühnsten Träume übertrifft, lässt es zudem von der Geliebten ihres Mannes, Miriam, einrichten. Schon bald nach ihrem Einzug in die Strandvilla freundet sie sich mit ihrem Nachbarn Gabriel an, der starke Gefühle für Sophie entwickelt. Aus der Suche nach dem verlorenen Glück entstehen für Sophie ungeahnte Perspektiven.
Darsteller
Rebecca Immanuel («Katja Fforde - Festtagsstimmung») ist Sophie Engel
Teresa Weissbach («Gonger 2 – Das Böse kehrt zurück») ist Miriam Wilde
Ray Fearon («Raw», «Missing») ist Gabriel Swart
Philipp Moog («Ein Fall für Fingerhut») ist Dirk Engel
David Berton («Freche Mädchen») ist Raffael Engel
Janina Fautz («Allein gegen die Zeit») ist Angela Engel
Desmond Lai Lan («Die letzten Tage von Krakatau») ist Charlie Moon
Kritik
Eine neue Sonntagsfilm-Reihe startet im ZDF. „Ein Sommer in ...“ heißt sie und das ZDF setzt starke Heldinnen in den Mittelpunkt, deren Sommerreise zum Wendepunkt ihres Lebens wird. Der Auftakt könnte mit dem beliebten Reiseziel Kapstadt kaum besser ausgewählt worden sein. Denn die bevorstehende Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika setzt auch den Kap der guten Hoffnung in den Fokus. Die dramatische Liebesgeschichte, die in diesem malerischen Fleck der Erde erzählt wird, hat auch eindrucksvolle Naturlandschaften und ein Stück Landesgeschichte mit im Gepäck. Die Apartheid wird angeschnitten, das weite Meer und schönen Seiten von Kapstadt gezeigt, aber auch die Slums und Armenviertel. Das Drehbuch der südafrikanischen, inzwischen in München lebenden Autorin Stefanie Sycholt thematisiert in erster Linie aber die Eheprobleme einer deutschen Familie, die sich in den verzweifelten Versuche der Frau ihren Ehemann zurück zubekommen gipfeln. In Kapstadt angekommen schmiedet die Hauptfigur Sophie Engel aber kurzerhand einen neuen Plan, der sie in mitten der südafrikanischen Großstadt einquartieren lässt. Geschickt umreißt Autorin Sycholt mit dem Charakter des Gabriel Swart, einem Einheimischen, der immer mehr Gefühle für die Deutsche entwickelt, jene Thematiken, die in Südafrika an der Tagesordnung stehen. Dabei ist gar nicht einmal notwendig näher ins Detail dieser Geschichten zu gehen, denn so weckt der Film allein schon Interesse an Kultur, Geschichte und Bräuchen in Südafrika. Wie gesagt, kein schlechter Zeitpunkt wenige Wochen vor der Weltmeisterschaft Kapstadt in einem Film zu thematisieren. Gedreht wurde übrigens in Cape Town.
Die Produktion von TeamWorx Television & Film unter der Regie von Imogen Kimmel kann sich sehen lassen. Denn die abenteuerliche Liebesgeschichte wurde anders als zu Beginn erwartet so umgesetzt, dass der Zuschauer stets mit der Frage „Wie wird es wohl weiter gehen?“ im Kopf die Szenerie verfolgt. Trotz des eher dramatischen, melancholischen Beginns, der durch leise Musik untermalt wird, gelingt es so eine gewisse Erwartungshaltung an den Film zu erzeugen, der er vollends gerecht wird. Denn eine innere Spannung ist nicht zu leugnen, was auf die sorgfältige Inszenierung zurück zu führen ist. Langeweile kommt selbst zu Mitte des Films, wo die Handlung ein wenig stagniert, nicht auf, insofern das Interesse am Ausgang der Geschichte geweckt werden konnte. Die gute Drehbuch-Vorlage hat Regisseur Imogen Kimmel, der einige Erfahrung in Sachen Romanzen auf dem Buckel hat, gut in Szene gesetzt. Das solide Schauspiel Rebecca Immanuel, die Hauptfigur Sophie mimt, hinterlässt in dem Film eine nachhaltige Wirkung. Denn dank ihrer authentischen Verkörperung der verlassenen Ehefrau, die sich auf neue Wege begibt und sodann auch ihren Gefühlen freien Lauf lässt, verschafft sie ihrem Charakter als auch dem Film selbst eine Sympathie bei Zuschauer, durch diese er sich in die Figur hineinversetzen kann. Erfrischend wohltuend ist darüber hinaus die überaus kecke Art der Teresa Weissbach als die Geliebte Miriam, die nebenbei die Wohnung von Sophie einrichtet. Gerade die lebenslustige Art ihres Charakters haucht dem Film jedes Mal frisches Leben ein, wenn er an manchen Ecken droht in die Eintönigkeit abzudriften. Die Herren im Film kommen hier allerdings nicht gut weg, bleiben sie oftmals blass. Gerade Ray Fearon als Gabriel hatte in seiner Rolle mehr Potenzial, das hier leider verschenkt wird.
Zweidrittel des Films sind dennoch überzeugend gelungen. Auch jene Fernsehzuschauer, die Liebesdramen eher abgeneigt sind, werden an dieser Geschichte nicht gleich einschlummern, bietet sie immerhin etwas Abwechslung. Im Vergleich zum Rest des Films ist das Ende jedoch als unterdurchschnittlich zu bewerten. Denn offenbar hat man hier in der sonst gradlinigen Erzählung im Film den Faden verloren. Mehr gewollt als gekonnt wird versucht noch eine überraschende Wendung hinzuzaubern, deren Ergebnis allerdings schon viel früher absehbar ist. Da nutzt es auch nichts die Kinder von Sophie einfliegen zu lassen, spielten sie doch nur zu Beginn des Sonntagsfilms eine nebensächliche Rolle. Die Auflösungen der verschiedenen Figurenverstrickungen innerhalb der Geschichte dürften für manche Geschmäcker auf viel zu abrupt und vorschnell erfolgen. Blendet man dieses Ende auf Sparflamme aus, so hat der Film als Ganzes vor allem eines zu bieten: Eine interessante Geschichte, der eine überzeugende Umsetzung zu Grunde liegt. Für den Auftakt der neuen ZDF-Reihe allemal ein guter Einstieg.
Das ZDF zeigt «Ein Sommer in Kapstadt» am Sonntag, den 18. April 2010 um 20.15 Uhr.