Popcorn & Rollenwechsel

«Bullyparade» zurück im Kino

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Michael "Bully" Herbig, Christian Tramitz und Rick Kavanian arbeiten wieder zusammen: Als Synchronsprecher in der Pixar-Fortsetzung «Toy Story 3». Lesen Sie, was unser Filmkolumnist über diesen Besetzungscoup denkt.

Nach «Der Schuh des Manitu», «(T)Raumschiff Surprise - Periode 1» und «Lissi und der wilde Kaiser» kommt nun… «Toy Story 3». Wie Ende vergangener Woche bekannt wurde, werden Michael "Bully" Herbig, Rick Kavanian und Christian Tramitz ab dem 29. Juli wieder gemeinsam die Kinoleinwand erobern, und zwar als Synchronsprecher in der Fortsetzung der Pixarklassiker «Toy Story 1 & 2». Während Tramitz den mit seinem Weiberimage kämpfenden Ken (ja, der von "Barbie & Ken") sprechen wird, spricht Kavanian einen naiven, furchtsamen Spielzeug-Tyrannosaurus. Bully wiederum wird die loyale Cowboypuppe Woody einsprechen. Eine Promisynchro, wie sie im Buche steht.

Promisynchronisationen an sich sind schon seit jeher Auslöser hitziger Diskussionen zwischen Trickfilmfans. Da wäre der regelmäßige Aufschrei, wenn Persönlichkeiten aus dem Fernsehen als Sprecher einer Trickfigur bekannt gegeben werden, sowie die endlosen Abwägungen, wie dieser Promi letztlich hinter dem Mikro abschnitt. Einige kommen sehr gut weg, wie etwa Anke Engelke in «Findet Nemo» oder Markus Maria Profitlich in «Die Unglaublichen», andere werden nahezu ausnahmslos verrissen, wie etwa Mola Adebisi in «Große Haie - Kleine Fische».

Ich selbst versuche Promisynchronisationen gegenüber aufgeschlossen zu sein und kann diejenigen, die selbst gelungene Beispiele lediglich erdulden, nicht nachvollziehen. Ob ein Sprecher nun bekannt oder unbekannt ist, ist doch vollkommen irrelevant, was zählt ist allein die Leistung. Deshalb lehne ich Sprecher ab, die nicht auf ihre Rolle passen oder es einfach nicht drauf haben, mit vielen Promisprechern bin ich aber sehr zufrieden. Auch Bully selbst zählt dazu: In der Disney-Zeichentrickkomödie «Ein Königreich für ein Lama» war er kongenial als arroganter Inka-Herrscher Kuzco, für den nur sein oberflächliches Vergnügen zählte. Die beiden anderen «Bullyparade»-Stars haben sich im Synchrongewerbe sogar noch mehr Respekt verdient: Kavanian hat unter anderem durch die «Austin Powers»-Filme einiges an Synchronerfahrung und Tramitz ist streng genommen kein synchronisierender Prominenter, sondern ein Synchronsprecher, der rein zufällig berühmt wurde. Vor der «Bullyparade» war er unter anderem als Jefferson D’Arcy in «Eine schrecklich nette Familie», Neal Tanner in «ALF» und als Schurke Eisenbeiß in der Disney-Zeichentrickserie «Darkwing Duck» zu hören, außerdem lieh er Lance Kinsey in der «Police Academy»-Reihe und Jackie Chan seine Stimme. Nachdem aus ihm ein bekannter Comedian wurde, war er unter anderem mehrfach auf Matt Dillon zu hören, sowie als Clownfisch Marlin in Pixars «Findet Nemo», als neue Stimme von Sideshow Bob (bzw. Tingeltangel Bob) bei den «Simpsons» sowie als Erzähler in «How I met your Mother».

An Sprechertalent mangelt es der «Bullyparade»-Mannschaft also wahrlich nicht. Trotzdem bin ich wegen ihrer Besetzung stutzig. Tramitz als Ken kann ich mir durchaus vorstellen, Barbies Lebenspartner wurde schon im Original mit Michael Keaton ungewöhnlich besetzt und ich traue Tramitz ein gutes Gespür für diese Rolle zu. Vor allem aber ist es eine neue Figur. Kavanian und Bully sprechen dagegen Figuren, die bereits in den bisherigen «Toy Story»-Filmen zu sehen und zu hören waren, und eine davon war sogar eine der beiden Hauptfiguren. Es ist der Bruch mit der Kontinuität, der mich aufmucken lässt. Woodys bisheriger Sprecher Peer Augustinski (früher auch der Stammsprecher von Robin Williams), konnte sich mittlerweile von seinem Schlaganfall erholen und äußerte sich in Interviews bereits sehr willig, wieder Synchronarbeiten zu tätigen. Ihn auszutauschen ist also nicht zwingend notwendig. Und selbst wenn die Verantwortlichen der Meinung sind, Augustinski wäre mittlerweile zu alt oder zu schwach für diese Rolle, so könnte man sich an mittlerweile Etablierten, stimmlich ähnlichen Alternativen bedienen, wie etwa Bodo Wolf, der nach Augustinskis Schlaganfall mehrfach als Robin Williams’ deutscher Sprecher zu hören war. Bully hat eine vollkommen andere Klangfarbe als Augustinski, was zu einem selbst für Laien überdeutlichen Bruch zwischen den ersten beiden Filmen und «Toy Story 3» führen wird. Um das Bild für Ahnungslose zu verdeutlichen: Im Original spricht Tom Hanks die Cowboy-Puppe Woody. Und jetzt darf Bully als der deutsche Tom Hanks agieren. Passt das? Ich hoffe, dass wir positiv überrascht werden.

Ähnliches gilt für Kavanians Rolle, die ängstliche Dinosaurier-Actionfigur Rex, die bislang vom sehr unverbrauchten Sprecher Ernst Wilhelm Lenik vertont wurde. Eine Umbesetzung ist hier aufgrund der eher geringeren Bedeutung dieser Rolle nicht so schwerwiegend, dafür umso rätselhafter.

Ich möchte an dieser Stelle keinesfalls das «Bullyparade»-Trio angreifen. Sie sind wirklich talentiert und ich respektiere deren bisherige Arbeit und ich traue ihnen durchaus gute Leistungen in diesem Film zu, selbst wenn Bully seine bisher größte schauspielerische Herausforderung vor sich haben dürfte. Ich würde nur gerne vom Besetzungsteam eine plausible Begründung für seine Entscheidung hören. Denn bislang klingt alles nur nach einem gewaltigen Marketingcoup. Alle drei «Bullyparade»-Stars in einem Film, noch dazu mit Bully in der Spitzenrolle. Das wäre für einen Zufall ganz klar des Zufalls zuviel. Hier sah man eher die Kasse klingeln, wenn man im vor dem Kinostart die drei Stars von einer Talkshow durch die nächste reichen kann.

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