Sonntagsfragen

Markus Brunnemann: 'Serie ist immer ein Langstreckenlauf'

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Der Start von «Danni Lowinski» ist geglückt und dennoch ist die Quote in zwei oder drei Wochen für Phoenix-Film-Chef Brunnemann wichtiger. Außerdem sprach der TV-Produzent im Quotenmeter.de-Interview über die schwach laufende Soap «Eine wie keine».

Herr Brunnemann, provokativ gefragt: Ist Danni Lowinski eine Anwältin für Hartz IV'ler?
So gemein ist die Frage gar nicht: Ich sage es so: Wenn ein Hartz IV-Empfänger ihr fünf Euro gibt, dann vertritt ihn Danni natürlich.

Ganz ehrlich: Die Serie erinnert, auch wenn man sie anschaut, ein bisschen an «Edel & Starck». Ist das Zufall?
Ich sehe das jetzt als Kompliment an. Nein, das kein Zufall. Denn Marc Terjung ist unser Headautor, der auch schon bei «Edel & Starck» mitgewirkt hat. Die Art und Weise, wie Marc Figuren führt und konzipiert, ist sicherlich einzigartig. «Danni Lowinski» besticht durch Humor und ungewöhnliche Fälle.

Marc Terjung hat aber auch «Die Anwälte» gemacht, den vielleicht größten Flop der deutschen Seriengeschichte. Die Serie floppte ja nicht nur bei RTL, sondern später auch im Ersten.
Das mag sein, macht uns aber keine Sorgen - das Genre Anwaltsserie wird es immer geben und wir versuchen jetzt einfach den Erfolg von guten Serien wie eben «Edel & Starck» zu wiederholen.

Anette Frier soll nun also das schaffen am Montagabend, was Johannes B. Kerner nicht gelang?
Das wäre schon gut. Klar wird es nicht einfach, aber wir haben mit dem Sendeplatz am Montag um 21.15 Uhr gute Erfahrungen. Dort lief lange Zeit «Edel & Starck».

Aktuell ist das Gegenprogramm von RTL nicht ganz so stark - Sie treten zunächst gegen «Vermisst» an.
Das - und hier muss ich "leider" sagen - zuletzt auch anzog. Wir haben das natürlich ganz genau beobachtet. Uns war klar, dass es keinen einfachen Sendeplatz mehr gibt und wir immer starke Gegner haben. Wir sind nun aber extrem froh, dass wir auf dem Schirm sind, denn wir wollten dringend im ersten Halbjahr 2010 on Air gehen.

Wie groß ist denn der Druck? Ist der größer als bei sonstigen Neustarts, eben weil man anhand der Ergebnisse immer auf ein ganzes Genre schließt?
Druck ist immer da. Der Druck erscheint aber größer, weil momentan in Sachen Deutsche Serie zu wenig ausprobiert wird. Jeder Flop wird deshalb wesentlich deutlicher wahrgenommen. Die beiden neuen Serien sind sowohl für uns als Firma, als auch für Sat.1 und andere Privatsender sehr wichtig. RTL wird beispielsweise genau hinschauen. Man muss ja auch ehrlich sagen: Die Deutsche Serie hatte es in den vergangenen Jahren sehr schwer. Nicht, weil der Zuschauer doof ist, sondern weil wir Fernsehmacher für die Kernzielgruppe nicht das richtige Programm gemacht haben.

Witz und Charme - kommt die Deutsche Serie mit diesen Tugenden zurück auf die Erfolgsspur?
Das sollte eigentlich in jeder Serie zu finden sein. Der Zuschauer verbringt mit den Figuren seinen Abend. Im richtigen Leben verbringt er seine Zeit auch nur mit Menschen, die in irgendeiner Form charmant sind.

Aber «Danni Lowinski» hat schon einen sehr deutschen Humor.
Ich glaube, dass die Art, wie sich Danni Lowinski nach oben boxt, vielen Deutschen bekannt ist. Die Figur wird beim Publikum sicherlich gut ankommen, was nicht zuletzt an der hervorragenden Annette Frier liegt. Sie schafft den Spagat zwischen Humor und den echten Problemen, die sie dann auch mit großer Ernsthaftigkeit löst.

Wie wichtig ist denn der Dienstagmorgen für Sie künftig?
In zwei bis drei Wochen wird er immer wichtiger. Die Premierenquote kann immer vom Marketing beeinflusst sein: Sat.1 hat extrem viel Werbung gemacht. Man kann nie genau wissen, wie stark das gewirkt hat. Startet man mit 15 Prozent, dann kann dies am Werbedruck liegen. Startet man nur mit zehn Prozent, bedeutet es nicht, dass die Serie kein Erfolg mehr wird. Serie ist immer ein Langstreckenlauf. Ich erinnere noch einmal an «Edel & Starck», wo wir in der zweiten Staffel rund eine Million Zuschauer gewannen. Man braucht manchmal einen langem Atem - den müssen wir alle haben. Der Sender hat ihn, das weiß ich. Grundsätzlich wäre ich aber zufrieden, wenn wir ein Stück oberhalb des Sender-Schnitts liegen würden.

Hat die Krise der deutschen Serie eigentlich gut getan? Alte Formate sind weg, der Weg ist frei für frische Ideen.
Klares Jain. Die Serienlandschaft lebt immer davon, sich ausprobieren zu können. Schauen Sie, wie sich über lange Jahre erfolgreiche Serien wie zum Beispiel «Wolffs Revier» in den Jahren weiterentwickelt hat. Eine Produktion speist sich auch immer am Feedback der Zuschauer. Wir haben nun die Situation, dass wir kaum etwas ausprobieren können, weil es in den vergangenen Jahren kaum Sendeplätze für deutsche Serien gab. Wir haben einfach zu wenige deutsche Serien um das wichtige "Learning by Doing" anzuwenden.

Das ZDF bestückt den gesamten Vorabend mit «SOKO»-Serien, Sie können also eigentlich nur die Privaten meinen.
Richtig, das betrifft vor allen Dingen die Privatsender.

Haben Sie eigentlich eine Lieblingsserie aus Deutschland - «Danni Lowinski» jetzt mal ausgenommen.
Ich gucke fast rund um die Uhr sehr viel fern, mir gefällt vieles. «Um Himmels Willen» ist eine sehr gute Serie und übrigens überhaupt nicht verstaubt. Die Figur von Fritz Wepper ist richtig gut. Auch «Countdown» habe ich mit Freude geschaut, die Kollegen haben da viel Neues probiert. Ansonsten bin ich großer Fan von Daily-Formaten, wo hochaktuelles Storytelling zu finden ist. Die Kollegen von «GZSZ» leisten seit Jahren großartige Arbeit.

Da kommen wir auf «Eine wie keine» zu sprechen, das Sie zusammen mit Grundy Ufa für Sat.1 herstellen. Zufrieden sein können Sie da ja nicht wirklich. Wie schätzen Sie die Situation ein?
Die Quoten stiegen zuletzt - wenn auch nur langsam. Natürlich sind sie nicht zufrieden stellend. Aber das ist der Vorteil einer täglichen Produktion: Wir können den Zuschauer fragen, was ihm gefällt und was nicht. Eine solche Marktforschung gab es und nach der Auswertung haben wir ein großes Maßnahmenpaket beschlossen, das mit den April-Folgen jetzt auch on Air zum Tragen kommt.

Was kam denn bei der Analyse heraus?
Zunächst einmal: Vielen gefällt vieles. Aber wir werden künftig schneller erzählen und das Liebespaar Manu und Mark auch schneller und stärker zusammenführen. Zwei neue Figuren, Mo und Jana, sollen ein Ankerpunkt für die jungen Zuschauer werden. Wir sind stark bei den Frauen über 35, haben aber zu wenig Chancen bei Frauen um die 20. Wir hoffen nun, im April mit Jana, Mo und den Geschichten um die Azubis in dieser Altersklasse dazugewinnen zu können. Eine neue Soap hat es nie ganz leicht. Es gibt Zuschauer, die sagen, dass sie schon zwei oder drei Dailys gucken und die müssen sich vielleicht erst von einer trennen, ehe sie zu uns kommen. Das braucht einfach Zeit.

Es gab Gerüchte über Ausstiege. Mussten Schauspieler gehen?
In einer täglichen Serie ist es ganz normal, dass wir auch Figuren verlieren. Entweder, weil sie ihre Funktion in der Serie verloren haben, oder auch weil sie beim Publikum nicht gut ankommen.

Christian Kahrmann, der Manu's Ex Ralf spielt, wurde als Aussteiger genannt.
In diesem Fall ist es am Anfang schwierig gewesen, Ralfs genaue Position in der Serie als Zuschauer zu erkennen. Es gibt in Daily Soaps immer einen Stammcast und eben sozusagen Gast-Rollen. Ralf war am Anfang sehr wichtig für die Geschichte um Manu und Dani. Nun wird er eine Zeit lang nicht zu sehen sein, weil sich die Story gerade eben in eine andere Richtung bewegt. Ich kann aber jetzt schon sagen: Wir werden Christian Kahrmann in der Serie noch weiter brauchen.

Sprechen wir über Ronja Peters in ihrer Rolle als Jana Blaschke: Liest man sich die Informationen über die kommenden Folgen durch, so erscheint es, als ob sie wirklich einen sehr, sehr wichtigen Part einnehmen wird. Kann man sagen, dass Sie die Hauptfigur für die jungen Zuseher wird?
Das wäre übertrieben. Jana und Moritz sollen einen klaren Impuls für das ganz junge Publikum setzen.

Können wir im Herbst auch noch über «Eine wie keine» sprechen?
Darüber sprechen können wir immer. Ich hoffe sehr, dass wir dann noch on Air sind.

Vielen Dank für das Interview.

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