US-Fernsehen

Zwischenbilanz: Ist Leno erfolgreicher als Conan?

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Nach sieben Wochen blickt Quotenmeter.de auf die Einschaltquoten der neuen, alten «Tonight Show» mit Jay Leno und vergleicht die Werte mit denen seines verbannten Vorgängers Conan O’Brien. Hat sich NBC mit der Rückkehr zu Leno einen Gefallen getan?

„Hätte ich es bevorzugt, auf dem Sendeplatz um 23.35 Uhr zu bleiben? Ja, natürlich. Das hätte ich bevorzugt.“ Diese Worte sagte im November 2009 ein gewisser Jay Leno, seines Zeichens erfolgreicher Late-Night-Host der «Tonight Show» von 1993 bis 2009. Und ab 2010. Dazwischen versuchte sich ein kleiner Comedian namens Conan O’Brien am großen Late-Night-Klassiker «Tonight Show», scheiterte jedoch gnadenlos. NBC reagierte schnell auf die schlechten Quoten von O’Brien und setzte Leno wieder auf seinen alten Moderationssessel; Conan wurde abgeschoben und alles verlief wieder seinen ruhigen Gang. Ein kleines Missgeschick, dieser Conan O’Brien. Kann ja mal passieren.

Was sich so liest wie eine etwas unglückliche Episode in der Geschichte der Late Night in den USA, war in Wirklichkeit einer der peinlichsten und größten Skandale der letzten Jahrzehnte, insbesondere für das Network NBC. Am liebsten hätte der Sender den „Late Night War“ wie oben beschrieben in einem Absatz zu den Akten gelegt und diese in der untersten Schublade des Archivschranks verstaut. Doch noch jetzt hallen die Spötter in den USA nach. Das Image von NBC hat immens gelitten. Und Leno? Kam er unbeschadet aus der Krise heraus und holt jetzt wieder die Topquoten, die er vor seiner Verbannung von der «Tonight Show» hatte? Oder hat sich das ganze Moderatorengeschiebe womöglich gar nicht ausgezahlt?

Im Juni 2009 debütierte die «Tonight Show» unter dem neuen Moderator Conan O’Brien, der zuvor nach Mitternacht seine Show bei NBC hatte. Sein Vorgänger Jay Leno sollte aber nicht komplett vom Senderhof gejagt werden. Und weil es bei NBC in der Primetime ohnehin nicht besonders gut lief, experimentierte man ab September 2009 mit einem Late-Night-Format um 22.00 Uhr, das sich «The Jay Leno Show» nannte. Wie erwartet floppte Altmeister Leno zur früheren Sendezeit. Und gleichzeitig holte Conan nicht die Einschaltquoten, die sich NBC vom Wechsel der Hosts versprochen hatte. Insbesondere bei den jüngeren Zuschauern wollte man mit dem flippigeren Conan punkten – doch auch diese Frischzellenkur misslang.

Was tun, NBC? Das alte Doppelpack aus Leno um 23.35 Uhr und Conan nach Mitternacht machte den Sender jahrelang zum erfolgreichsten in der gesamten Late-Night-Zeitschiene, doch nun stand man vor einem Scherbenhaufen. Jetzt erreichte gerade auch noch David Letterman von CBS immer öfter gleich gute oder bessere Zuschauerzahlen. Gerade dieser Letterman, den NBC schon vertrieben hatte, als man ihm 1993 nicht die Moderation der «Tonight Show» anbot, sondern seinem Rivalen Jay Leno. Kurz gesagt: NBC handelte und beschloss, Jay Leno wieder um 23.35 Uhr auf Sendung zu schicken. Rolle rückwärts, aber was passiert mit Conan? Man bot ihm an, seine Show um eine halbe Stunde zu verschieben, sodass sie nach Mitternacht startet. Doch O’Brien hatte genug vom Late-Night-Zirkus und verweigerte die Verlegung auch angesichts der Tatsache, dass das Format seit Jahrzehnten den angestammten Sendeplatz innehatte. Schließlich verließ er den Sender im Streit und mit einer Millionen-Abfindung.

Die «Tonight Show» mit Jay Leno startete am 01. März 2010 wieder auf dem angestammten Sendeplatz um 23.35 Uhr. Sieben Wochen sind seitdem vergangen – ausgezahlt hat sich das Late-Night-Spektakel quotenmäßig für NBC bisher nicht; lediglich die Websites und Medienmagazine konnten profitieren, weil sie jeden Tag Neues von der Kriegsfront berichteten. In der ersten Woche erzielte Lenos neue, alte Sendung in der wichtigen werberelevanten Zielgruppe der 18- bis 49-jährigen Zuschauer einen Haushalts-Marktanteil (Rating) von 1,5 Prozent, lag damit 0,8 Punkte hinter der ersten Woche von Conan. In den ersten vier Wochen blieb Leno deutlich hinter den Durchschnittszahlen von Conans «Tonight Show» zurück. Schlimmer noch: Konkurrent David Letterman hat mit seiner «Late Show» gegen Leno bessere Quoten als gegen Conan. Er erzielte in den ersten vier Wochen gegen Conan nur 0,8 bis 0,9 Prozent Marktanteil, gegen Leno waren es nun meist 1,0 Prozent.



Immerhin: Erstmals bessere Wochenzahlen als O’Brien erreichte Leno mit der fünften Woche, als er 1,1 Prozent im Gegensatz zu seinem Vorgänger erreichte, der nur auf 1,0 Punkte kam. Seitdem wird es unheimlich: Nicht nur, dass der bisherige Quotenverlauf der ersten fünf Wochen bei Leno jenem von Conan ziemlich ähnelt – in den Wochen sechs und sieben erzielten beide dieselben Marktanteile bei den jungen Zuschauern. In Woche sechs waren es 1,1 Prozent, zuletzt 1,0 Prozent.

Großer Gewinner der Late-Night-Farce bei NBC könnte letztlich David Letterman von CBS sein, der merklich profitierte und Lenos Quoten zuletzt bedrohlich nahe kam. Bisher hat sich der Schritt von NBC also überhaupt nicht ausgezahlt, Leno erneut als «Tonight Show»-Host zu inthronisieren. Im Gegenteil: Blickt man nicht nur auf die Quoten, die bei Leno bisher nicht besser, sondern eher schlechter als bei O’Brien sind, sondern auch auf den Image-Schaden, den das Network erlitten hat, dann wäre nicht mehr viel positives auf der Haben-Seite zu verbuchen.

Hätte NBC es kommen sehen müssen, dass Leno nicht der Allheilsbringer der Late Night ist und Conan vielleicht mehr Zeit lassen müssen? Fakt ist, dass Leno schon vor seinem zwischenzeitlichen Abgang von der «Tonight Show» schwächelte: Innerhalb eines Jahres verringerten sich seine Durchschnitts-Marktanteile von 1,8 auf 1,4 Prozent bei den 18- bis 49-Jährigen. Sieben Wochen nach seiner Rückkehr ist er nur noch bei 1,2 Prozent angelangt. Und die Trendlinie zeigt eindeutig nach unten. Dass die Zuschauer aktuell fortbleiben und auch nicht zurückkehren, hat sicherlich nicht nur mit dem generellen „Late Night War“ zu tun, sondern auch mit der schlechten inhaltlichen Qualität seines 22.00-Uhr-Intermezzos, das bei Kritikern und Zuschauern verrissen wurde.

Für NBC zeichnet sich immer mehr ab, dass Lenos Rückkehr zur «Tonight Show» wohl nur eine Zwischenlösung sein kann. Denn langfristig anfreunden wird man sich mit den aktuellen Quoten, die Leno erzielt, sicherlich nicht. Entweder erholen sich die Zuschauerzahlen also in nächster Zeit exorbitant oder NBC muss sich erneut nach einem Nachfolger für Leno umsehen. Den designierten Erben, Conan O’Brien, für den Klassiker «Tonight Show» hat man jedenfalls vergrault. Was macht dieser jetzt eigentlich? Nein, er ruht sich nicht auf seinen Abfindungs-Millionen aus, sondern startet im Herbst eine eigene Late-Night beim Kabelsender TBS um 23.00 Uhr. Gegen Leno. Bei seiner letzten «Tonight Show»-Sendung am 22. Januar 2010 sagte O’Brien: „Niemand bekommt im Leben genau das, was er dachte zu bekommen. Aber wenn du wirklich hart arbeitest und gütig bist, dann können großartige Dinge geschehen.“ Er hat diese großartigen Dinge bekommen, er verwirklichte sich seinen Lebenstraum mit der Moderation der «Tonight Show», wenn auch nur sieben Monate lang. Und zu einer besseren Zeit, mit einem ruhigeren Management bei NBC und etwas mehr Geduld hätte dieser Lebenstraum vielleicht viel länger andauern können.

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