Was schaust du denn im TV?

Immer wieder wird uns TV-Fans dieselbe Frage gestellt. Was sind die idealen Antworten darauf?

Wer kennt es nicht: Man ist zu Besuch bei einem guten Kollegen, unterhält sich ganz unbedarft auf einer Stehparty mit der Flasche Bier und wunderbar traditionellen Käsehäppchen in den Händen oder ist auf der Geburstagsfeier der besten Freundin der Gesprächsmittelpunkt, weil man sich in der Fernsehbranche auskennt. Die erste Frage der unwissenden Otto-Normalzuschauer an dich lautet immer: Was schaust du denn so als TV-Fan und –experte im Fernsehen? Auf diese selten dämliche Frage gibt es eigentlich keine gute Antwort. Denn wie beim Bier oder den angesprochenen Käsehäppchen hängt auch im Fernsehen so vieles vom persönlichen Geschmack oder der Priorität von TV-Genres ab. Ich möchte hier trotzdem drei universell gültige Antworten vorstellen, die vielleicht nicht jeden beeindrucken, aber immerhin so schlau sind, dass man nach seiner Erläuterung weder als Freak noch als bornierter Besserwisser dasteht.

Antwort 1: Ich schaue «Wer wird Millionär?». Die Standardantwort. Jeder kennt die Quizsendung mit Allzweckwaffe Günther Jauch und jeder hat sie mindestens einmal im Leben gesehen. Die Vorgabe, das RTL-Ratespiel zu schauen, erweckt den Eindruck, man interessiere sich für Allgemeinbildung und schaue die Sendung natürlich wegen des eigenen Wissenshungers. Außerdem mag fast jeder den putzigen Günther – im Gegensatz zu allen anderen Moderatoren, die im Fernsehen vertreten sind. Weder Gottschalk, Pflaume, Kerner, Beckmann, Pilawa noch Geissen werden von allen Menschen gemocht – aber mit Jauch als Antwort kann man nichts falsch machen.

Antwort 2: Ich schaue «Tracks» auf arte. Fast niemand wird dieses Format kennen, aber wenn man erläutert, dass dies das beste Musikmagazin im deutschen Fernsehen ist, welches neben neuen Musiktrends und aktuellen Chartstürmern auch intensiv die kulturelle Bedeutung der Musik thematisiert (Stichwort Popkultur) und avantgardistische Strömungen musikalischer Rand- und Subgenres aufgreift, gilt man sofort als intellektueller Musikexperte, als Kosmopolit der Noten. Und Musik mag schließlich jeder, oder?

Antwort 3: Ich schaue «hart aber fair». Viele Menschen kennen den Polit-Talk, der mittwochs im Ersten ausgestrahlt wird, zumindest namentlich. Wenn man «hart aber fair» schaut, dann zeigt man, dass ein großes Interesse für Politik und gesellschaftliche Themen vorherrscht, dass man wissen will, was in der Welt passiert und sich (zumindest passiv) für die Gesellschaft und ihre Zukunft engagiert. Erwähnt man im gleichen Atemzug noch, dass man anderen Polit-Talks wie «Maybritt Illner» und «Anne Will» nichts abgewinnen kann, dann erkennt der Gegenüber, dass einem die kritische Betrachtung der Themen besonders wichtig ist – denn «hart aber fair»-Moderator Frank Plasberg fragt so kritisch nach, erhält damit so gute Antworten wie nur wenige andere Talkmoderatoren des deutschen Fernsehens. Viel Spaß also, wenn nächstes Mal danach gefragt wird: Was schaust du denn so im Fernsehen.

Tag für Tag erleben wir im Fernsehen skurrile Situationen und verrückte Ereignisse. Unser Quotenmeter-Praktikant nimmt den Wahnsinn der TV-Welt zum Anlass, um seine Gedanken aufzuschreiben. Also gibt es jeden Mittwoch die Ansichten eines Fernsehjunkies in „TV und so“. Nur auf Quotenmeter.de.