Sonntagsfragen

Sonntagsfragen an Rainer Laux

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Herr Laux, Glückwunsch. Sie machen gerade die erfolgreichste «Big Brother»-Staffel seit fünf Jahren. Könnte es sein, dass es dieses Mal so gut läuft, weil sie vor eineinhalb Jahren erlebt haben, wie man eine Staffel nicht macht? Die neunte Runde startete mit sehr schlechten Zahlen…
Ich sehe das anders. Man kann die beiden Staffeln nicht miteinander vergleichen. Staffel neun startete im Dezember – es hat sich nicht bewährt, dass wir uns auf einen neuen Starttermin eingelassen haben. Nie zuvor startete «Big Brother» kurz vor Weihnachten. Die zehnte Staffel hat RTL II zum richtigen Zeitpunkt gesetzt – im Januar. Zudem wurde das Projekt auch von RTL II sehr stark und sehr früh Beworben. Bei Staffel neun ging man davon aus, dass die Strahlkraft der Marke allein reicht. Nicht zuletzt ist das Secret Haus zu nennen – etwas, das es zuvor nur in zwei Ländern gab und uns am Anfang sicher große Aufmerksamkeit gebracht hat. Inzwischen punktet der großartige Cast – das Gesamtpaket stimmt. Das tat es zum Schluss übrigens auch schon bei «Big Brother 9» - wir hatten zum Ende dort auch knapp zehn Prozent.

Sie haben das Secret Haus kurz angesprochen: Das gab es nur zwei Wochen lang – einige Fans hätten sich dieses deutlich länger gewünscht.
Das ist auch eine Frage der Finanzen. So benötigten wir für zwei Häuser das Doppelte an Technik. Natürlich hätten wir das Secret Haus auch ein oder zwei Wochen länger behalten können, das hätte es nicht fett gemacht. Es war deshalb auch eine inhaltliche Entscheidung, wann der richtige Zeitpunkt ist, alle Bewohner aufeinander treffen zu lassen.

Liegt der Erfolg der zehnten Staffel inzwischen vor allem am Kandidaten Klaus?
Die Mischung macht es. Natürlich ist Klaus ein toller Kandidat, der sich glaube ich sehr gut auf seine Zeit in der WG vorbereitet hat. Er hat scheinbar eine klare Strategie. Vielleicht hat er sich manches auch von früheren Staffeln abgeschaut: Seine Selbstgespräche erinnern mich manchmal ein wenig an Christian Möllmann.

Also liegt der Erfolg an den Charakteren insgesamt?
Wir haben unser Casting für diese Staffel noch einmal intensiviert. Wir verbringen vor dem Einzug ein bis zwei Tage bei den Kandidaten zu Hause. Dann merken Sie nämlich, ob jemand beim Casting etwas vorspielt oder ob es auch über lange Zeit ein guter Kandidat ist.

Mich wundert, dass die vielen freiwilligen Auszüge nicht für Unzufriedenheit bei den Fans sorgen. So viele freiwillige Exits gab es bisher in kaum eine Staffel.
In Staffel fünf und drei gab es das auch. Ich glaube, dass man daran sieht, dass sich jeder Kandidat vor dem Einzug selbst sehr stark einschätzt und glaubt genau zu wissen, was auf ihn zukommt. Doch im Haus ist die Situation eine ganz andere, gewaltig und überwältigend.

Bereiten Ihnen also freiwillige Auszüge gar keinen Kummer?
Natürlich ist es ideal, wenn man mit dem Anfangscast möglich weit kommt. Das gilt nicht nur für uns, sondern auch bei «DSDS» oder den «Topmodels». Aber wir – und auch die Kollegen – können uns mal vertun. Es gibt immer Kandidaten, die mit der Situation nicht zu Recht kommen und dann kommt es auf die Frage an, wen man als Ersatz ins Rennen schickt. Man kann das mit Fußball vergleichen: Man braucht eine starke Bank mit guten Abwehrleuten, aber auch Stürmer und Torhüter. So ist man für jeden Fall im Haus gewappnet und kann auf Auszüge passend antworten.

Trainer und Stratege Laux also. Mich wundert es dennoch, dass selbst Auszüge wie der von Eva sich nicht auf die Quote auswirken. Im Gegenteil: In der Auszugswoche gab es die stärksten Quoten überhaupt.
Dieses Phänomen hatten wir in Staffel eins auch. Als Zlatko gehen musste, sagten alle, dass es mit den Zuschauerzahlen bergab gehen würde. Panik brach aus. Aber «Big Brother» geht immer weiter. Der Erfolg liegt nicht an einem Kandidaten, sondern am Gesamtkonzept. Der Zuschauer lädt jeden Abend eine Familie zu sich ein – wenn ein Mitglied mal nicht mehr kommt, dann mag das schade sein. Aber es ist gerade auch spannend zu beobachten, welche neuen Positionen sich aus einem solchen Auszug ergeben. Gerade bei starken Bewohnern, die länger dabei sind – so wie es Eva war – ergeben sich neue Konstellationen nach deren Exit. Eva galt in dieser Staffel als Leuchtturm gegen Klaus und so war es interessant zu sehen, wie sich Klaus‘ Position in den vergangenen Tagen geändert hat.

A pro pos Exit: Der extremste der Staffel war wohl der von Harald, als Carlos im Haus schimpfte, Gegenstände warf und auch für einen Skandal sorgte. Sind Sie damals locker geblieben?
Die Bewohner reagieren einfach oft sehr emotional. Carlos ist ein temperamentvoller Argentinier, Sabrina ist als Italienerin auch aufbrausend. Ich glaube, die Zuschauer mögen es, wenn die Bewohner kontrollierte Emotionen zeigen. «Big Brother» ist schließlich nach wie vor Schlüssellochfernsehen.

Nun läuft die Sendung so gut wie seit 2005 nicht mehr. In den Medien steht die Sendung aber nach wie vor schlecht da. Meedia schrieb beispielsweise von einer Fernseh-Hölle «Big Brother» und von Psycho-Experimenten. Die Sendung sei längst so etwas wie die Antithese zu gutem Fernsehen geworden.
Mir kam es so vor, als wäre der Artikel schon während Staffel eins geschrieben worden. Der Autor kann sich während Staffel zehn nicht sonderlich mit der Sendung befasst haben.

Welche Rolle spielen mittlerweile Erotik-Darsteller bei «Big Brother»: Annina in Staffel neun, Cora und Lilly in Staffel zehn. Das wird langsam inflationär.
Das sind ganz normale Kandidaten. Ich finde es beispielsweise spannend zu sehen, dass Klaus und Lilly bei dem IQ-Test mit die besten Ergebnisse hatten. Es ist doch interessant, was hinter diesen Menschen steckt. Und es ist interessant, sie beim Finden der großen Liebe zu begleiten. Annina gelang dies, bei Klaus und Lilly ist aktuell noch nichts passiert.

Sex sells?
Es geht nicht um Sex. Der Höhepunkt ist hier ja recht kurz. Davon lebt «Big Brother» nicht. Die Sendung lebt von den Momenten, die dadurch entstehen. Werden Daniel und Kristina jetzt ein Paar? Der Weg dahin ist interessant. Sex ist ein Fakt, den wir kaum brauchen. Er kann in einem 19.00 Uhr-Format auch überhaupt nicht stattfinden und gezeigt werden.

Sie suchen also nicht gezielt nach Erotikdarstellern für die Show?
Nein, wir suchen nach interessanten Kandidaten.

Durch die Verlängerung der Staffel wird «Big Brother» auch während der WM laufen. Wird es dazu im Haus Aktionen geben?
Die WM wird auf jeden Fall ein Thema bei uns sein.

Wie schätzen Sie die Quoten während der WM ein? Die Tageszusammenfassungen laufen um 19.00 Uhr nicht gegen Live-Spiele…
Die wahren «BB»-Fans haben sich in der Vergangenheit als sehr treue Zuschauer erwiesen. Natürlich werden wir aber Einbußen zu verzeichnen haben. Die Vor- und Nachberichte zu WM erfreuen sich ja auch großer Beliebtheit. «Big Brother» gönnt den übertragenden Sendern und natürlich auch der Deutschen Mannschaft eine erfolgreiche WM.

Großzügig von ihm…
So ist er halt, der große Bruder (lacht).

Was sagen Sie zu den Ranking-Shows, die Sie montags zeigen. Die holen unterdurchschnittliche Quoten.

Wir hatten eigentlich gedacht, dass «Big Brother Spezial» besser läuft. Auch als „Nicht-Fan“ kann man da rein schalten und die Highlights der vergangenen Jahre sehen. Da ist für jeden etwas dabei. Das klappt bei anderen Ranking-Shows auch. Letztlich ist es jetzt aber doch eher ein Programm für die treuen Fans und die kennen die Szenen schon. Andererseits können wir dadurch unsere Live-Show am Montag aufwerten, in dem wir eine kleine Tageszusammenfassung zeigen.

Halten Sie an den Ranking-Shows also fest?
Es läuft ja nicht immer ganz schlecht. Letztlich ist das aber eine Entscheidung des Senders. Lassen Sie sich überraschen.

Sind Sie mit den Zahlen der Kunden, die «Big Brother» 24 Stunden live bei Sky abonniert haben, zufrieden?
Da müssen Sie bei Sky nachfragen.

Wer gewinnt Staffel zehn?
Ich habe nie einen Favoriten, ich bin ja sozusagen der Vater von allen Kindern im Haus.

Ist Klaus aber schon einer der Kandidaten, die das Spiel am besten spielen?
Natürlich. Hier ist aber die Frage, wie lange man eine solche Strategie wirklich durchhält. Das ist das Spannende. In Staffel neun hat Sascha Sirtl einen Fehler gemacht hat und schon wurde er vom Publikum raus gewählt. Der «Big Brother»-Zuschauer ist immer sehr gerecht.

Vielen Dank für das Interview.

Kurz-URL: qmde.de/41679
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