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«Germany’s Next Topmodel» – Was könnte Heidi besser machen?

von
Seite 4
Uwe Walter, der als Berater für verschiedene Sender und Formate arbeitet, hat sich «Germany's Next Topmodel 5» genauer angeschaut. Für Quotenmeter.de hat er eine sehr ausführliche Analyse erstellt.

Heidi Klum


Im Endeffekt steht und fällt alles mit Heidi Klums eigener Entwicklung, mit ihrer Einsicht und ihrem Willen. Ihr Name steht für die Sendung und ist als Marke etabliert. Sie will die Sendung besser machen, professioneller, zumindest hat sie das dem Juror erzählt. Wo aber findet diese Verbesserung statt? Klar ist, die Sendung ist eine Cashcow, die mit dem geringsten Aufwand (Reise, Auseinandersetzung mit den Mädchen, Beziehungen der Mädchen) größten Erfolg bringen muss. Damit ist «Germany’s Next Topmodel» für Heidi Freude und Last gleichermaßen.

Um die Frage „Wie kann ich da noch mehr Geld verdienen“ im Vorfeld der nächsten Staffel zu beantworten, sollte sie die Leistung der Sendung im Detail analysieren: Warum ist der visuelle Stil verarmt? Was ist mit den Emotionen, dem „nah an den Mädchen dran sein“? Was ist aus den Prüfungen und den zwischenmenschlichen Problemen geworden? Was ist mit der Geschichte der Mädchen, der Markenbildung ihrer Personen? Wie baut man den Ruf der Sendung auf? Wie sieht mich (Heidi Klum) die Öffentlichkeit? Wie hat sich Heidis Haltung zu den Mädchen verändert? Ist sie ein Mentor, oder ist es an der Zeit, eine Nachfolgerin zu suchen?

Das Fazit


Klar ist: Heidi Klum ist ein Phänomen. Große Karriere, große Familie. Wie sie das alles managt, fasziniert. Worauf überall ihr Name prangt, verblüfft. Jeden Tag kämpft sie um Aufmerksamkeit und muss die aussortieren, die Trittbrett fahren wollen. Wer an ihrer Seite zu mächtig wird, wird abbestellt. Überall muss sie die Nr. 1 sein und ist Model, Ikone und Celebrity zugleich. Häufig schafft sie es, alles unter einen Hut zu bekommen. Gleichzeitig ist das System Heidi Klum so komplex geworden, dass sie immer mehr Druck, Macht und Geld braucht, um es aufrecht zu halten. Alles wird von ihr kontrolliert. Leute mit Qualitätsanspruch, die die Sendung mitentwickelt haben, bleiben ebenso auf der Strecke, wie Heidis liebevolle, humorvolle Seite - das Zentrum ihres eigentlichen Markenkerns. Sie muss wieder zu ihren Werten finden, die wir mögen. Uns mit ihrem Lachen und ihrer Natürlichkeit davon überzeugen, dass sie sich selbst liebt.

Trotz allem: Der Geschäftsfrau Heidi Klum gelingt im deutschen Fernsehen ein beispielloser Erfolg. Selbst die gravierenden inhaltlichen Probleme der Sendung steckt sie weg und überfliegt den Senderschnitt in deutlicher Höhe. Nur wer Heidi Klum wirklich ist, das wird immer weniger greifbar. Tatsächlich hat die Sendung zirka 700.000 Zuschauer verloren. Das wird ProSieben nicht freuen, denn mit mehr Zuschauern lässt sich mehr Geld verdíenen. Das „Heidi-Fieber“ hat etwas nachgelassen, auch weil sie immer die gleichen Phrasen wiederholt – langweilig. Und das ist gefährlich – selbst für eine Sendung, die noch längst nicht im Sichsorgenmachen-Bereich liegt.

Die Ausstrahlung am 29. April 2010, nach schwächeren Vorgängerwochen, überraschte endlich einmal wieder mit zwei wohltuenden Ereignissen: Das Casting und der Catwalk mit der Powerunternehmerin Kimora Lee Simmons (der „Bösen“, die aber zu viel Anerkennung fähig ist) sowie das Shooting von Heidi Klum (sie selbst fotografierte, ähnlich wie ihr Vorbild Tyra Banks in den USA). Hier entstanden mal wieder persönlichere O-Töne und Gefühle. Die Mädchen offenbarten mehr Ängste und mehr Freude über Fortschritte. Hier tauchten für die Zuschauerinnen auch mal Wärmeerlebnisse und echte Begegnungen im täglichen „Angststrom“ auf.

Bleibt zu hoffen, dass «Germany’s Next Topmodel» sich in diese Richtung weiterentwickelt und das übermächtige Business-Modell in den Hintergrund tritt. Dass Talente, Gefühle und Werte freigelegt und erlebbar werden. Dass die Prüfungen wieder mit dem Hauptthema verknüpft sind und Sinn machen. Denn wir wünschen uns noch ein paar spannenden Wochen – bis zum Finale!

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