Angela Merkels Regierungssprecher Ulrich Wilhelm wurde in der vergangenen Woche unter großer Kritik zum neuen Intendanten des Bayrischen Rundfunks gewählt.
Eigentlich war es ein offenes Geheimnis, doch die Wahl von Ulrich Wilhelm zum neuen Intendanten des Bayrischen Rundfunks wurde in der vergangenen Woche mit Spannung erwartet: Der Rundfunkrat des BR erklärte den Regierungssprecher von Angela Merkel und den Chef des Presseamtes der Bundesregierung mit 40 von 44 Stimmen zum eindeutigen Sieger über seinen Gegenkandidaten Rudolf Erhard. Dass der gelernte Jurist und Journalist für die Stelle des BR-Intendanten fundierte fachliche Kompetenz besitzt, steht außer Frage - dennoch gab es in den vergangenen Wochen heftige Diskussionen. Denn nachdem der Vertrag von ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender vom ZDF-Verwaltungsrat unter massiver Einflussnahme von Unionspolitiker Roland Koch im März nicht verlängert wurde, hat Wilhelms Wahl einen bitteren Beigeschmack, der viele Kritiker politische Abwägungen vermuten lässt.
In der Tat ist der prompte Wechsel von der Politik in den Führungsposten des Bayrischen Rundfunks nicht unproblematisch, hat der Intendant doch die Aufgabe, die journalistische Unabhängigkeit und Eigenständigkeit des Senders zu gewährleisten. Die dazu nötige Staatsferne kann man Wilhelm aufgrund seiner Nähe zur CSU jedoch durchaus abstreiten. Und so kritisieren viele, allen voran auch Brender, dass die Wahl Wilhelms mit Demokratie nicht viel zu tun hatte, weil sein Gegenkandidat bereits vor dem offiziellen Ergebnis fast ohne Chancen war.
Der Kritisierte selbst verkündete, er werde sich "mit ganzer Kraft, Leidenschaft und aller Professionalität, die ich aufbringen kann, einbringen." Dazu gehöre auch, das Prinzip der Staatsferne im öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu schützen. Dies werde von ihm als Intendanten künftig "verkörpert, geschützt und bewältigt". Sein Amt als Regierungssprecher werde er bereits im Juli aufgeben, um bis zu seiner Berufung zum Intendanten im Februar kommenden Jahres Abstand von seinen bisherigen Tätigkeiten zu gewinnen.