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FOX hat um sein Herbstprogramm keine Geheimnisse gemacht. Die meisten Serien, wie der komplette Zeichentrick-Block um «Die Simpsons», «Family Guy», «The Cleveland Show» und «American Dad» wurde vorzeitig verlängert. Ebenso dürfen sich Fans von «Glee» (der wohl überraschendste Quotenhit der Saison), «Bones», «Fringe» und «House» auf neue Episoden freuen. Lediglich zwei Formate stehen zur Debatte: Der aktuelle VOX-Überflieger «Lie to Me» und die Comicadaption «Human Target». Letztere erreichte nur mäßige Werte, die im Laufe der kurzen Staffel noch fielen – eine zweite Season könnte dennoch realisiert werden, weil die Reaktionen auf die Serie positiv waren und ein großes Potenzial besonders bei den Werberelevanten vorhanden ist. Realistisch ist auch eine erneut kurze Midseason-Staffel mit 13 Episoden. «Lie to Me» performt im Anschluss an den Quotenhit «House» nur mäßig, weshalb FOX hier mehr erwartet. Die Zukunft von «Lie to Me» dürfte eine der spannendsten Entscheidungen in der kommenden Woche werden – diese könnte sich allerdings auch noch hinziehen, wenn das Network bis noch die Quoten der kommenden Folgen abwarten will. Die aktuellen Zuschauerzahlen sind zwar konstant, liegen aber auch deutlich unter jenen der ersten Staffel.
Beim arg gebeutelten NBC stehen im Herbst große Veränderungen an. Schon im Vorfeld wurde publik, dass man mit vielen neuen Serien, auch im Drama-Genre, plant. Dies ist angesichts erneut zahlreicher Quotenflops nicht überraschend. Der weiterhin sehr beliebte Comedy-Block um «30 Rock» und «The Office» wurde schon verlängert. Letztere Serie könnte eine finale Staffel bekommen, wenn Hauptdarsteller Steve Carell seine Ankündigung wahr macht, nach der kommenden Season auszusteigen. Andererseits sind die Quoten so gut, dass NBC mit aller Macht versuchen wird, das Format zu retten – wohl auf Kosten der Qualität. Schon die aktuelle Staffel wurde von Fans verrissen. Relativ gut sieht es auch für das «Law & Order»-Franchise aus, das im vergangenen Jahr noch totgesagt wurde. Da besonders das Original auf seinem neuen Freitags-Sendeplatz ordentlich läuft, dürfte es hier eine weitere Staffel geben.
Unsicherheit gibt es lediglich bei den beiden Serien «Chuck» und «Heroes», die jeweils eine große Fanbase haben, aber beim normalen US-Publikum nicht mehr besonders gut ankommen. Für «Chuck» stehen die Chancen allerdings nicht schlecht – die jüngsten Spekulationen um eine Order für 13 weitere Episoden (mit der Möglichkeit, neun bei Erfolg nachzuordern) dürften am Ende zutreffen, da auch NBC zuletzt signalisiert hat, das Format fortführen zu wollen. Um «Heroes» sah es sehr lange sehr schlecht aus, weil die Quoten abermals abgesackt sind. Die Serie stirbt seit Jahren einen vermeintlich langsamen Tod, denn jedes Mal steht sie im Mai auf der Abschussliste, wird verlängert und verliert mit der neuen Staffel Zuschauer. Auch diesmal könnte es so kommen, weil NBC sie mit einer finalen Season beenden könnte und außerdem davon profitiert, dass «Heroes» eigenproduziert ist. Dennoch wäre es keine Überraschung, wenn das Superhelden-Drama eben auch angesichts der vielen neuen Serien in der kommenden Woche nicht auf der Verlängerungsliste steht. Die Chancen für eine letzte Staffel stehen also eher schlecht als gut.
Ziemlich klare Verhältnisse herrschen beim Network The CW, das sich in dieser TV-Saison noch stärker auf Teenie-Dramen und die ganz junge Zielgruppe spezialisiert und längst aufgegeben hat, ein Massenpublikum anzusprechen. Die wichtigsten Formate auch für deutsche Zuschauer sind schon für eine weitere Staffel gesichert: «Gossip Girl», «90210», «Supernatural» und «Vampire Diaries», das in seiner ersten Staffel zum Quotenhit avanciert ist. «Melrose Place» ist dagegen so gut wie sicher abgesetzt. Zittern müssen Fans von «One Tree Hill»: Man musste zwar in dieser Staffel die schlechtesten Reichweiten aller sieben Staffeln hinnehmen, ist aber immer noch erfolgreicher als «Gossip Girl» und «90210», die schließlich auch verlängert wurden. Gestiegene Produktions- und Darstellerkosten lassen The CW aber überlegen, «One Tree Hill» abzusetzen. Da das Format allerdings ein Aushängeschild des Senders ist, könnte eine Einstellung auch negative Effekte auf die anderen Serien haben, die ähnliche Zielgruppen ansprechen. Möglich ist auch eine Order für eine kurze Staffel. Insgesamt aber sind neue Episoden für «One Tree Hill» deutlich wahrscheinlicher als dessen Absetzung.
Viele spannende Entscheidungen haben die Networks in diesem Jahr schon vorweg genommen, sodass die Frage über die Verlängerung oder Einstellung einer Lieblingsserie – besonders bei deutschen Fans – wohl schon vor der Upfronts-Woche geklärt ist. Deutlich interessanter ist es daher, die neuen Serien und Konzepte unter die Lupe zu nehmen, die von den Sendern in den kommenden Tagen vorgestellt werden. Am Ende wollen wir Zuschauer doch immer wieder nur dasselbe: Gute Unterhaltung, lustige Comedy und spannende Dramen. Liebe Sender, enttäuscht uns nicht!
Jan Schlüters Branchenkommentar beleuchtet das TV-Business von einer etwas anderen Seite und gibt neue Denkanstöße, um die Fernsehwelt ein wenig klarer zu sehen. Eine neue Ausgabe gibt es jeden Donnerstag nur auf Quotenmeter.de.