Statistisch gesehen

Lachen mit den Upfronts

von
Hält die Renaissance der Sitcoms an? Diese und weitere Fragen über die Zukunft des US-Fernsehens beantwortete die Upfronts-Woche.

Statistisch gesehen lacht jeder Erwachsene rund fünfzehn Mal am Tag. Für einen gepflegten Sitcom-Abend wäre das natürlich ein ziemlich erbärmliches Resultat.

Bisher bei Statistisch gesehen: "Das Programm am Freitag, das seit Jahren immer weiter degeneriert, wird auch nächste Saison wohl um einen Sender mit Ambitionen ärmer sein. [...] Einzig CBS hält noch frischer Serienware am Freitag fest [...] Der Freitag droht zum neuen Samstag zu werden, ein Sendetag mit ebenso glorreicher Vergangenheit, an dem die Sender schon länger nur noch günstigste Restware oder kapitale Flops versenden."

Das alles schrieb ich vor einer Woche an dieser Stelle, nur um in der Upfronts-Woche ziemlich klar Lügen gestraft zu werden. Tatsächlich setzt erfreulicherweise jedes der großen fünf Networks auch in der kommenden Saison wieder auf frische Serienware am Freitag. Wie letzte Woche gezeigt, hat der Freitag nämlich durchaus einen Wert. Schön, dass die Networks auf diese Statistik hören, wenn ich es schon nicht selber tat. Tatsächlich ging die Sendezeit für fiktionale Programme am Freitag auf den fünf Networks sogar nach oben. Waren es im Herbst 2009 noch acht Programmstunden, so werden es nächsten Herbst neun sein. Natürlich nur sofern FOX' bereits und miserabel gestartetes «The Good Guys» bis dahin durchhält.

Ein großes Thema im vergangenen Jahr: Die Sitcom ist zurück. In Zeiten der Wirtschaftskrise wollen die Menschen lachen, gerne öfter als fünfzehn mal täglich und zwar nicht nur jene Banker, die sich mit ihrem Profit aus dem Staub machen. ABC stampfte damals gleich einen ganzen Sitcom-Tag aus dem Boden, der alles in allem ein achtbarer Erfolg wurde und mit «Modern Family» einen der Hits der Saison beinhaltete. Wie sieht das dieses Jahr aus mit den Sitcoms? Tatsächlich lebt das US-Fernsehen weiterhin in lustigen Zeiten. Zehn Absetzungen halbstündiger Comedyserien (das noch gar nicht gestartete «100 Questions» bereits mitgezählt) stehen derer elf geplante Neustarts gegenüber. Und die guten Nachrichten gehen weiter: keinen davon verbrennt FOX dieses Jahr am Freitagabend.

Den Networks flüchten die Zuschauer. Nicht ins Theater, Kino oder gar ins Internet, sondern zu den Kabelsendern. Umso wichtiger ist es also, neue Serien zu etablieren, die wieder Zuschauer an die Sender binden und nicht direkt wieder abgesetzt werden. Wie es den neuen Serien ergehen wird, kann natürlich noch niemand sagen, aber wie es den neuen Serien der zuende gehenden Saison ergangen ist, ist nun bekannt. Und da hat NBC ganz klar die Nase vorn - allerdings bei den Serien, die die erste Staffel nicht überlebt haben. Mit «Trauma», «Mercy» und - der Blick in die Zukunft sei erlaubt - auch «Day One» und «100 Questions» verlor der Sender 70 Prozent der Newcomer (halbstündige Comedies nur halb gezählt). FOX und The CW brachten dagegen die Hälfte des neuen Materials durch:



Ein frisches Auftreten ist angesagt, um auf dem umkämpften Markt zu bestehen. Aber welcher Sender hat sich am meisten verjüngt? Es sind die beiden Sender, die es nach einem jeweils ziemlich missratenen Jahr auch bitter nötig hatten: NBCs Herbstprogramm besteht zu 35,5 Prozent aus neuen Formaten, ABCs zu 34,2 Prozent. Der Sendeplan von CBS sieht dagegen zwar aus, als wäre er beim Bearbeiten in den Mixer gefallen, mit nur 21,1 Prozent neuem Material bleiben die Inhalte aber eher konservativ. Ganz am Ende der Statistik findet sich der kleinste Sender wieder. CWs zwei neue Serien «Hellcats» und «Nikita» machen 20 Prozent des Programmplans aus. FOX platziert sich mit 23,1 Prozent in der Mitte.

Wieviel Prozent des Programms von CBS mittlerweile aus Spinoffs und Spinoffs von Spinoffs sowie Sitcoms aus der Feder von Chuck Lorre bestehen, kann sich nun jeder selbst ausrechnen. Ob es gelingt, mit Hilfe letzterer die tägliche Lachquote zu übertreffen, dürfte aber wohl maßgeblich vom Humorempfinden jedes Einzelnen abhängen.

Oft steckt mehr hinter den Zahlen des TV-Geschäfts als man auf den ersten Blick sieht. Oder weniger. Statistisch gesehen nimmt sie unter die Lupe.

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