Liebe Fernsehgemeinde, heute gedenken wir einem weiteren Geniestreich des großen Entertainers.
«Stefan sucht den Super-Grand-Prix-Star» (kurz: «SSDSGPS») wurde am 27. November 2003 bei ProSieben geboren und entstand zu einer Zeit als der NDR den Vorentscheid zum internationalen Gesangswettbewerb «Eurovision Song Contest» modernisieren wollte. Dazu ging die öffentlich-rechtliche Anstalt eine Kooperation mit dem Jugendsender VIVA ein. Beide Partner sollten gemeinsam einen aussichtsreichen Kandidaten für das Finale in Istanbul finden, der zugleich auch das Interesse für jüngere Zuschauer wecken sollte. Bei der deutschen Qualifikation traten daher Künstler wie Scooter, Sabrina Setlur, Patrick Nuo, Overground, Wonderwall, Laith Al-Deen oder Westbam an.
Doch der NDR-Unterhaltungschef Dr. Jürgen Meier-Beer hatte noch ein weiteres Ass im Ärmel. Als er an jenem Novemberabend zu Gast bei «TV Total» war, sicherte er Stefan Raab eine Wildcard für den Vorentscheid zu, wenn er mit einem Titel antreten würde, der sich in den Charts platzieren konnte. Raab, der im Jahr 2000 selbst antrat und 1998 den Song für Guildo Horn schrieb, ging auf dieses Angebot ein. Anstatt jedoch „altersbedingt“ selbst teilzunehmen, rief er eine Castingshow ins Leben, die im Rahmen seiner täglichen Comedyshow ausgestrahlt wurde.
Anders als bei «Deutschland sucht den Superstar» (kurz: «DSDS») sollten jedoch von Anfang an die gesanglichen Fähigkeiten oberste Priorität haben. Diesem Anspruch sollte Raab gerecht werden, denn unter den Finalisten waren neun hervorragenden Sänger vertreten. Natürlich versuchten im Casting auch einige skurrile Gestalten ihr Glück, doch diese hatten keine Chance. Wie beim RTL-Vorbild wurde das Teilnehmerfeld Woche für Woche mithilfe der Anrufe der Zuschauer verkleinert. Für die professionelle Einordnung der Darbietungen sorgte eine Jury, die aus Thomas Anders, Joy Fleming und Stefan Raab selbst bestand. Der Wettstreit wurde immer donnerstags auf dem regulären «TV Total»-Sendeplatz abgehalten und von Elton und Annette Frier moderiert. Die Highlights aus den Castings gab es in Form einer wiederkehrenden Rubrik während der regulären Ausgaben zu sehen.
Am Ende standen sich Bonita Jeanetta Louw, Vanessa Henning, Alexandra Schröder und Max Mutzke im Finale gegenüber, das Mutzke für sich entscheiden konnte. Er ging mit Raabs Song „Can't wait until tonight” ins Rennen und schaffte es aus dem Stand den ersten Platz der Charts zu erobern. Die Forderung des NDR war daher mehr als erfüllt.
Den Vorentscheid mit dem Titel «Germany 12 Points“, der von Reinhold Beckmann und Sarah Kuttner moderiert wurde, dominierte Max ebenfalls und sicherte sich damit souverän sein Ticket nach Istanbul. Beim internationalen Wettbewerb reichte es am Ende zu einem guten achten Platz.
Rund drei Jahre später rief Raab mit «Stefan sucht den Superstar, der singen soll, was er möchte, und gerne auch bei RTL auftreten darf!» (kurz: «SSDSDSSWEMUGABRTLAD») den offiziellen Nachfolger ins Leben. Der Aktion ging ein Streit um den ehemaligen «DSDS»-Teilnehmer Max Buskohl voran, dem von RTL aufgrund bestehender Verträge ein Auftritt in Stefan Raabs Show untersagt wurde. Als Gewinnerin ging im Januar 2008 die Schweizerin Stefanie Heinzmann hervor. Elton und Johanna Klum moderierten.
«SSDSGPS» wurde am 19. Februar 2004 beerdigt und erreichte ein Alter von knapp drei Monaten. Die Show hinterließ den Gewinner Max Mutzke, der auch ohne Raabs Hilfe bisher zwei weitere Alben veröffentlichen konnte und den Song „I Care For You“ der «Unser Star für Oslo»-Zweiten Jennifer Braun mitschrieb. Raab erhielt „für die Entdeckung und Förderung von Musiktalenten“ für die Show den Grimme-Preis in der Kategorie Wettbewerb „Spezial“.
Möge die Show in Frieden ruhen!
Die nächste Ausgabe des Fernsehfriedhofs erscheint am kommenden Donnerstag und widmet sich dann Rudi Carrells großer Dauerwerbesendung.