Popcorn & Rollenwechsel

Le-Na-Leiden eines Kinokolumnisten

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Unser Kinokolumnist gewährt am Beispiel der aktuellen Woche Einblicke in seine allwöchentliche Suche nach Themen.

Eigentlich ist es für mich als leidenschaftlichen Kinogänger eine angenehme Aufgabe, eine Film- und Kinokolumne zu führen. Sie bietet mir eine Plattform, Informationen und meine eigene Meinung auf lockere Art und Weise einem breiten Publikum zu vermitteln. Aber dennoch ist es mit Arbeit verbunden, alle sieben Tage eine hoffentlich lesenswerte und interessante Kolumne zu verfassen. Vor allem, wenn man als einziger Kolumnist auf dieser Webseite ist, der sich thematisch aufs Kino konzentriert. Da schaut man manchmal neidisch rüber zu seinen Kollegen.

Insbesondere jetzt. Die Kinobranche stellt sich hierzulande schon mal präventiv tot, um der harten Konkurrenz durch die Fußball-WM zu entgehen. Andere nennen das eine selbst erfüllende Prophezeiung, da zum Beispiel «Spider-Man» und «Ab durch die Hecke» ihrer Zeit ebenfalls erfolgreich an den Kinokassen liefen, während König Fußball die Fernsehbildschirme eroberte. Jedenfalls kann man im Moment nichts spannendes über den deutschen Kinomarkt berichten. Es sei denn, man schreibt darüber, dass nichts passiert. Wow, spannend, nicht wahr?

International tut sich momentan ebenfalls nichts wirklich faszinierendes. Mit einer Ausnahme: Tim Burtons «Alice im Wunderland» durchbrach als sechster Film der Geschichte die inflationär unbereinigte Milliarden-Dollar-Grenze. Somit ist die von Kritikern durchwachsen aufgenommene Kollaboration zwischen den Disney-Studios, Tim Burton und Johnny Depp Mitglied in einem hochexklusiven Club, dem bereits «The Dark Knight», «Pirates of the Caribbean - Fluch der Karibik 2», «Der Herr der Ringe - Die Rückkehr des Königs», «Titanic» und «Avatar - Aufbruch nach Pandora» angehören. Damit hätten wir einen potentiellen Kolumnenstoff gefunden. Bloß ließ ich mich erst vor kurzem auf (hoffentlich) kreative Weise über Besucherzahlen aus und über die Milliardengrenze berichtete ich ebenfalls vor nicht all zu langer Zeit. Wen sollte im Moment also eine Kolumne über dieses Ereignis jucken? Ganz gleich, ob man es witzig oder informativ anpackt. Eine bloße Meldung sollte doch wohl reichen.

Nicht genug dürften die Internetbenutzer derzeit dagegen von Lena bekommen. Unser Star für Oslo holte Samstagabend den Eurovision Song Contest nach Deutschland und verzauberte mit «Satellite» halb Europa (und ein paar Länder mehr). Darüber kann man nicht oft genug berichten. Meldungen, Reportagen, Kolumnen, Kommentare und journalistische Mischformen, gebt uns alles, um unseren wundervollen und überraschenden, aber (so unverschämt sind wir jetzt einfach) verdienten Sieg weiter zu feiern. Aber was hat das schon in einer Kinokolumne zu suchen? Nichts. Will irgendwer jetzt etwas anderes lesen? Mh… nein?

Naja. Vielleicht wird in einigen Jahren nach dem Vorbild von «Das Wunder von Bern» ein Film über den vergangenen Samstag gedreht. Bis dahin dürfte Nora Tschirner für die Rolle Lenas leider zu alt sein. Und auch mit einem Audiokommentar von Ralph Siegel exklusiv für die *hier das Nachfolgeformat der Blu-ray einsetzen* dürften wir dann nicht mehr rechnen. Schade eigentlich.

Und diese Kolumne wird in diesem Film sicher auch nicht erwähnt. Keine große Überraschung. Beachtet nicht den Schreiberling vor dem roten Kinovorhang.

(Eine Runde Mitleid...)

Kurz-URL: qmde.de/42279
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