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«Numb3rs»: Warum das Scheitern der Serie die Schuld von ProSiebenSat.1 ist

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Nach etlichen Sendeplatz- und Senderwechseln liegt die Serie mittlerweile quotentechnisch auch in Deutschland am Boden.

Am 18. Mai verkündete das US-amerikanische Network CBS die Produktionseinstellung neuer Folgen seiner in Deutschland unter dem Titel «Numb3rs - Die Logik des Verbrechens» bekannten Krimiserie. Nach sechs Staffeln mit 118 Episoden zog der Sender also aufgrund sinkender Einschaltquoten bei hohen Produktionskosten den Stecker, was die deutschen Sendeanstalten wohl relativ gefasst zur Kenntnis genommen haben. Immerhin strapazierte ProSiebenSat.1 immer wieder die Nerven der Fans, denn neben ständiger Sendeplatzwechsel probierte man «Numb3rs» in knapp fünf Jahren auch noch auf drei verschiedenen Sendern aus. Dabei waren bei weitem nicht alle Entscheidungen nachvollziehbar, wie unsere Chronik zeigt.

Erstmals im frei empfangbaren deutschen Fernsehen lief die US-Serie am 05. September 2005, wo ProSieben sie zunächst im Anschluss an die erste Staffel von «Lost» auf Quotenfang schickte. Dieser Plan ging jedoch nie wirklich auf: Nachdem bereits die erste Folge mit nur 12,4 Prozent in der werberelevanten Zielgruppe einen angesichts der Topquoten, die damals «Lost» noch einzufahren wusste, ziemlich verhaltenen Start hinlegte, rutschte man schnell in die roten Zahlen. Durchschnittlich sahen die ersten 13 Ausgaben gerade einmal 1,50 Millionen Menschen, sodass der Marktanteil von 4,9 Prozent beim Gesamtpublikum und 8,8 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen äußerst enttäuschend ausfiel. Dies nahmen die Verantwortlichen zum Anlass, dieses Produkt in Zukunft nicht mehr auf ProSieben auszustrahlen.

Stattdessen liefen die Erstausstrahlungen der zweiten und dritten Staffel ab dem 04. Januar 2007 am Donnerstagabend um 22:15 Uhr auf dem Schwestersender Sat.1, wo man zunächst Teil eines wenig überzeugenden US-Serienabends war: Nach «Without a trace» und Wiederholungen der Hitserie «Navy CIS» kam auch «Numb3rs» nicht gegen die starke Konkurrenz auf RTL an und enttäuschte zu Beginn mit 7,8 Prozent Zielgruppenmarktanteil. In der Folge kämpfte sich die Serie jedoch mühsam über den Senderschnitt des damaligen Berliner Privatsenders, sodass man seine Durchschnittsreichweite in der zweiten Staffel trotz späterer Sendezeit auf 1,75 Millionen Zuschauer steigern konnte. In der jüngeren Zuschauergruppe waren nun 10,4 Prozent interessiert, was nur noch leicht unterdurchschnittliche Quoten zu bedeuten hatte.

Nachdem Sat.1 dann auf die Idee kam, einen "Crime-Abend" am Sonntag durchzuführen, mussten sich Folgen der dritten und vierten Staffel auf diesem Sendeplatz bewähren. Trotz ordentlicher Werte ließ der Sender seine Serie überraschenderweise mitten in der vierten Staffel pausieren und sendete stattdessen den Quotenhit «The Mentalist». Nach der Pause fand man sich auf einmal auf dem alten Sendeplatz am Donnerstagabend wieder, wo man jedoch aufgrund des UEFA-Cups manchmal erst nach 23:00 Uhr startete. Den Quoten tat dieses ständige Wechselspielchen nicht gut, denn am Donnerstagabend enttäuschte man oftmals mit Werten unterhalb der acht Prozent Zielgruppenmarktanteil. Im Schnitt sahen die Staffeln drei und vier jedoch immer noch ordentliche 10,6 Prozent bzw. 10,4 Prozent.

Die fünfte Runde der sehr mathematisch angetouchten Kriminalserie konnte den Bällchensender dann endlich wunschlos glücklich machen. Um 23:15 Uhr sahen am Donnerstag durchschnittlich 1,18 Millionen Menschen die ersten 18 Folgen, 10,9 Prozent bei allen Zuschauern waren die Folge. Auch in der jüngeren Zuschauergruppe konnte sich der Sender über 13,0 Prozent beileibe nicht beschweren. Dennoch gab man überraschend die Ausstrahlungsrechte Ende 2009 an Schwestersender kabel eins ab, dessen Geschäftsführer Jürgen Hörner ein bekennender Serienfan ist. Den Vorlieben des Senderchefs entsprechend wurden zunächst am Samstagabend um 21:15 Uhr die verbliebenen fünf Folgen der fünften Staffel gezeigt, bevor die sechste und letzte Staffel den nie funktionierenden Serienabend am Donnerstag einleiten sollte. Dort gingen die Quoten erwartungsgemäß in den Keller, inzwischen sehen meist gerade einmal etwa fünf Prozent der Werberelevanten den inszenierten Fällen zu.

Am heutigen Donnerstagabend wird das Kapitel «Numb3rs» in Deutschland, zumindest was die Ausstrahlung neuer Folgen angeht, wohl mit sehr schwachen Quoten geschlossen. Nötig war dies nicht, denn immer wieder zeigte die US-Produktion in den letzten Jahren ihr Potenzial und konnte nicht selten auch nach herben Rückschlägen wieder Zuschauer gewinnen. Letztendlich war jedoch die Liste der Sendeplatzverschiebungen einfach viel zu lang, als dass sich einmal Kontinuität hätte einstellen können. Somit ist ProSiebenSat.1 mit Sicherheit nicht ganz unschuldig an der Quotenmisere seiner Serie, denn auch nach erfolgreichen Zeiten bot man die Produktion nie zu zuverlässigen und konstanten Terminen an.

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