Schlüter sieht's

«Schlüter sieht's»: Sat.1 kocht über

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Demnächst sucht Sat.1 den «Meisterkoch». Aber kann das Kochgenre beim großen Privatsender erfolgreich sein?

Schon seit vielen Wochen werden Sat.1-Zuschauer auf Trailer im Programm aufmerksam, die zum Casting für ein neues Format namens «Deutschlands Meisterkoch» aufrufen. Noch wenige Tage haben interessierte Hobbyköche Zeit, ihre Gaumenfreuden in bares Geld umzumünzen – denn dem Sieger der Show winken am Ende stolze 100.000 Euro. „Das größte Koch-Casting aller Zeiten“ startet im Spätsommer in Sat.1. Die Frage ist nur: Ist Kochen für die Zuschauer interessant genug?

Blickt man auf vergangene Kochshows bei einem der drei großen Privatsender RTL, Sat.1 und ProSieben, so steht es um dieses Genre nicht allzu gut. Der größte Teil solcher Sendungen findet überhaupt nur bei den öffentlich-rechtlichen Sendern statt und interessiert dort vorwiegend die älteren Zuschauer über 50. Bei den Privatsendern wird fast ausschließlich bei den kleineren gebrutzelt: Das «perfekte Dinner», die «Kocharena» und die ehemaligen Sendungen mit Tim Mälzer waren und sind teilweise ein Publikumserfolg bei VOX. Bei kabel eins hatten das «Fast Food Duell» und «Rosins Restaurant» eine Zeit lang gute Quoten, RTL II hat seine «Kochprofis». Doch richtige Hits sind die Kochformate im Privat-TV lange nicht – und eigentlich auch nie gewesen.

Wie soll es Sat.1 also schaffen, viele junge Zuschauer für das neue Format «Deutschlands Meisterkoch» zu begeistern, wenn noch nicht einmal die kleinen Privatsender mit Kochshows richtig erfolgreich sind? ProSieben versuchte sich 2003 an der täglichen Kochsendung «Zacherl – einfach kochen!», brach das Experiment aber nach einigen Monaten ab. Die beste Parallele zu «Deutschlands Meisterkoch» kann man aber sicherlich mit dem früheren RTL-Format «Teufels Küche» ziehen. Die Show lief zwei Wochen lang im April 2005 täglich in der RTL-Primetime und war ähnlich aufgebaut wie das Dschugelcamp: Die Kandidaten (C-Promis) mussten ihre Gäste auf höchstem Sterne-Niveau mit guten Speisen versorgen; ab der zweiten Sendewoche konnten die Zuschauer unsympathische Kandidaten aus der Sendung wählen. Dass die Show nicht unbedingt Zielgruppen-Fernsehen war, merkte man auch am späteren Gewinner: Volksmusik-Sänger Patrick Lindner gewann «Teufels Küche». Das Format selber holte nur schwache Quoten und wurde nach der ersten Staffel eingestellt.

Sat.1 hat es sich also zur Aufgabe gemacht, die erste erfolgreiche Primetime-Kochsendung bei einem großen Privatsender auszustrahlen. Ein Sendeplatz ist noch nicht gefunden, aber insgesamt soll es acht Folgen geben, die im Spätsommer starten. Und wer weiß? Vielleicht überrascht Sat.1 uns wieder alle. Immerhin haben nur wenige Menschen an den Erfolg der deutschen Sat.1-Serien am Montag oder der Gameshow «Die perfekte Minute» geglaubt. Es wäre also nicht das erste Mal in den vergangenen Monaten, dass die Ex-Berliner einen Überraschungshit aus dem Hut (oder in diesem Fall der Kochmütze) zaubern. Der Fernsehlandschaft tut Sat.1 derzeit damit viel Gutes.

Jan Schlüters Branchenkommentar beleuchtet das TV-Business von einer etwas anderen Seite und gibt neue Denkanstöße, um die Fernsehwelt ein wenig klarer zu sehen. Eine neue Ausgabe gibt es jeden Donnerstag nur auf Quotenmeter.de.

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