Unser Praktikant musste sich dafür rechtfertigen, ein Fernsehfreund und kein Internetjunkie zu sein.
Vor einigen Wochen war ich bei einer Feier eingeladen. Und wie es sich zu solchen Anlässen verhält, kommt man mit wildfremden Personen ins Gespräch, die man in seinem Leben noch nie zuvor gesehen hat und höchstwahrscheinlich auch nie wieder sehen wird. Da sich die meisten Gäste auf solchen Partys mit peinlichem Smalltalk-Geblubber die Zeit vertreiben, kommt man zwangsweise nicht um die Jobdiskussion herum.
Auf die Frage, was ich gerade arbeite, habe ich geantwortet, dass ich bei einem Online-Fernsehmagazin über aktuelle TV-Themen schreibe und die neuesten Entwicklungen in der Branche beobachte. Etwas anmaßend wurde mir von dem Fragesteller dann altklug erklärt, dass Fernsehen ja nur noch was für die Atavistisch-Konservativen und ewig Gestrigen sei und dieses Medium im Internetzeitalter eigentlich ausgedient habe. Und sowieso sei das heutige Fernsehprogramm einfach „doof“.
Dieser Mann tat mir leid, wie er in den folgenden Minuten ziemlich engstirnig über die doch so unbegrenzten Möglichkeiten des Internets und der sozialen Netzwerke philosophierte. Eigentlich ist aber das Gegenteil der Fall: Mit den neuen Möglichkeiten wie Internet-TV von der Telekom, Premium-Bezahlfernsehen und digitalen HD-Sendern erfindet sich das Fernsehen in diesen Monaten und Jahren neu. Das Fernsehen und seine Inhalte treten in ein neues Zeitalter ein, daher war es auch noch nie so spannend, als Redakteur darüber zu berichten. Inhaltlich mag man recht damit haben, dass ein Großteil des Programms bei privaten Sendern „doof“ ist – aber wer nicht über den sprichwörtlichen Tellerrand schaut und sieht, wie hervorragend sich beispielsweise arte über die Jahre entwickelt hat, wie gut die journalistischen Magazine der Öffentlich-Rechtlichen sind und welch tolle Serien man im Pay-TV entdecken kann, der hat die Chance verpasst, Fernsehen in diesen Zeiten als großartiges Medium neu kennenzulernen.
Als ich dem ignoranten Kollegen meine Meinung zu seinen Ansichten mitteilen und mich verteidigen wollte, da war er schon verschwunden: Mit seinem iPhone telefonierte er gerade hörbar laut, sodass der Umkreis sein Gespräch zwangsweise mitbekam. Muss ein sehr wichtiges Telefonat gewesen sein. Das hat er nämlich danach noch via twitter und Facebook verlauten lassen…
Tag für Tag erleben wir im Fernsehen skurrile Situationen und verrückte Ereignisse. Unser Quotenmeter-Praktikant nimmt den Wahnsinn der TV-Welt zum Anlass, um seine Gedanken aufzuschreiben. Also gibt es jeden Mittwoch die Ansichten eines Fernsehjunkies in „TV und so“. Nur auf Quotenmeter.de.