Schwierigkeiten mit dem Touchscreen und ein Reichsparteitag

Mit Reinhold Beckmann und dem ehemaligen Bayern-Profi Mehmet Scholl durfte ein weiteres Duo am Samstag von den beiden Nachmittagsbegegnungen aus der Gruppe B berichten. Während Beckmann verkrampft wirkte und zudem der neue Touchscreen ihm einige Male deutliche Schwierigkeiten bereitete, brachte zumindest Scholl ein bisschen Leben in die ansonsten recht altbacken wirkende Übertragung und widersprach seinem Gegenüber auch einige Male. Besagter Touchscreen wirkte eher wie ein mühsamer Versuch des Ersten Deutschen Fernsehens, technisch auf dem neuesten Stand zu sein, denn der wirkliche Nutzen dieses Geräts blieb bisher im Verborgenen, es führte eher zu einigen unfreiwillig komischen Bedienungsproblemen vonseiten der Moderatoren. Kommentatoren der Samstagspiele waren neben Gottlob der durchweg solide, jedoch meist auch ebenso langweilige Tom Bartels sowie der umstrittene ARD-Sportchef Steffen Simon, welcher bei vielen Fußballfans keinen guten Ruf hat. Am Ende des WM-Tages steht noch eine Runde «Waldis WM-Club» an, welcher insbesondere am Freitagabend für einen echten Fußballfan nur schwer erträglich war. Neben Matze Knop, der wieder einmal in seine Rolle als Franz Beckenbauer schlüpfte und einen Flachwitz nach dem anderen abließ, überzeugten auch Comedian Guido Cantz und Schauspielerin Monika Gruber nicht unbedingt durch besonders große Fußballkenntnisse. Ein kleines Highlight der ansonsten eher mittelmäßigen ARD-Übertragungen stellte die Band Blumentopf dar, die auch in diesem Jahr wieder einige "Raportagen" zum Besten geben werden.

Gleich mehrere kleinere Fauxpas leistete sich auch der ZDF-Kommentator Thomas Wark, der die Begegnung um 13:30 Uhr kommentierte. Er bezeichnete das Team vom VfL Wolfsburg als "Absteiger" und verkündete einige Zeit vor Spielende, dass "erstmals bei dieser Weltmeisterschaft" eine Begegnung torlos enden könnte, obgleich dies bereits zuvor am Freitagabend geschah. Davon abgesehen lieferte er aber ebenso wie der später kommentierende Oliver Schmidt eine gute Leistung ab, vor allem zeigten sie bei guten Torchancen Emotionen. Der beliebteste Kommentator durfte das Topspiel des Abends kommentieren, bei der Mehrheit der Deutschen kommt der erfahrene Sportreporter weiterhin gut an. Ein weiterer Pluspunkt in Sachen seriöser Sportübertragung ist definitiv die Tatsache, dass die unsägliche Comedy-Show «Nachgetreten» in diesem Jahr nicht erneut mit platten Gags die Fußballstimmung verdirbt und stattdessen den Sendeplatz mit Dokumentationen über die südafrikanische Kultur sinnvoller nutzt. In dieser Hinsicht ist den öffentlich-rechtlichen Fernsehstationen ein Kompliment zu machen, denn bei keinem anderen Sender erfährt man derart viel über die Kultur und Lebensweise der Bewohner Südafrikas. Wer jedoch ein wirklicher Fußballfreund ist und das nötige Kleingeld besitzt, sollte sich den Pay-TV-Sender Sky zulegen, der umfassender und kompetenter von der WM berichtet als beide Öffentlich-Rechtlichen.
Lesen Sie auf der nächsten Seite: Die WM bei RTL und Sky.