Popcorn & Rollenwechsel

Topp, die Wette gilt!

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Finanzspekulanten jubeln, Hollywood fürchtet sich. In den USA wurde der Handel mit Filmderivaten ermöglicht.

Wer dachte, dass die Welt des Films nicht kapitalistischer werden kann, der irrt. In der freien Wirtschaftswelt der USA gibt es selbst zu Krisenzeiten immer wieder Verrückte, die neue Wege finden, mit Unmengen von Geld zu spekulieren. Vergangene Woche wurde einem Antrag statt gegeben, der um Lizenzen für ein Hollywood-Wettgeschäft bat. Beim Hollywood Stock Exchange wird man dann mit Filmen spekulieren können, wie es bislang mit Gütern wie Baumwolle, Eisen oder Mais möglich war. Der große Aufhänger jedoch: Da sich ja jeder als großer Kinoexperte sieht, während Joe Jedermann sicher nicht wüsste, ob Eisen oder Stahl momentan groß im kommen ist, sollen bei diesem Spekulantengeschäft auch private Anleger zugelassen werden. Die bisherigen Warenterminbörsen ließen nur institutionelle Spekulanten mit den grünen Scheinen wedeln.

Hollywood ist ob dieser Filmderivate in reinster Aufruhr und drängt den Kongress derzeit dazu, diesem neuen Finanzmarkt sofort wieder einen Riegel vorzuschieben. Und ich kann es der Filmfabrik nicht verübeln. Ganz im Gegenteil. Denn beim Filmwirtschaftstippspiel wird Pessimismus belohnt. Wie bei «Der Preis ist heiß» gibt es beim Hollywood Stock Exchange keinen größeren Fehler, als das Einspielergebnis eines Films beim Tippen zu überbieten. Wer «Prince of Persia - Der Sand der Zeit» eine halbe Milliarde Dollar zugetraut hätte, wäre nun einer der Verlierer auf dem Derivatparkett. Wer hingegen auf einen fallenden Kurs dieses Films setzte, der könnte nun den großen Reihbach machen. Würde der Hollywood Stock Exchange großen Anklang finden, befänden sich Unmengen von Geld im Spiel, wären die dadurch resultierenden Folgen für Hollywood nicht auszudenken.

Es ist ja schon genug, dass die Aktien der Unterhaltungskonzerne leiden müssen, wenn ein Film zwar gut läuft, aber nicht dermaßen gut, wie erwartet. «Drachenzähmen leicht gemacht» hatte in den USA ein gutes Startwochenende, doch die Börsenspekulanten erwarteten ein großartiges. Man kann sich denken, wie an der Wall Street am Montag nach dem Kinostart über Dreamworks gedacht wurde. Dass der Film einen langen Atem bewies und letztlich doch zu einem großen Erfolg wurde, das interessierte seltsamerweise niemanden von den Finanzhaien.

Wenn nun explizit mit dem Erfolg von einzelnen Filmen gehandelt werden kann, dann wird sich dieser Effekt nur vergrößern. Große Studios haben eh mehr Angst vor Experimenten, als einem Filmfan lieb sein dürfte. Seit der Einfluss der selbsternannten Filmexperten von der Wall Street immer größer wurde, kam zur Furcht der Studios, das Budget für einen riskanten Film nicht zurück zu erlangen, auch noch die Furcht vor eben jenen gelackten Börsenhaien hinzu. Filme, die auf dem Papier unattraktiv klingen, erhalten deshalb oftmals weniger Unterstützung von ihren Studios. Der Hollywood Stock Exchange könnte wie eine Kanne voller Öl wirken, die ins Feuer gegossen wird.

Daran sieht man auch wieder, dass das Leben kein Hollywoodfilm ist. Dort hätte man aus der Wirtschaftskrise sicherlich gelernt.

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