Sonntagsfragen

Sonntagsfragen an Peter Hahne

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Nach zwölf Jahren im ZDF-Hauptstadtstudio gönnt sich Peter Hahne etwas mehr Ruhe. Er moderiert künftig eine eigene Talkshow am Sonntagmittag. Was er damit vorhat, sagte er Quotenmeter.de.

Herr Hahne, was erwartet die Zuschauer eigentlich in Ihrer neuen ZDF-Talkshow, die ab sofort immer sonntags um 13.00 Uhr läuft?
Ich hoffe das Aufregerthema der Woche und zugleich auch die Person der Woche, mit der ich dann 30 Minuten lang diskutieren werden. 30 Minuten ohne Studiopublikum in einer ganz engen Atmosphäre vor einer herrlichen Kulisse. Im Hintergrund wird man das Brandenburger Tor sehen – das Studio von uns reicht sozusagen halb auf die Straße hinaus. Das soll symbolisch dafür sein, dass wir da sind, wo die Musik spielt. Dort, wo die Politik ist, wo die Wirtschaft ist, wo die Menschen dieses Landes sind.

Sie haben in einigen Interviews bereits ein intensives Gespräch angekündigt…
Das ist mir auch sehr wichtig. Bei mir wird es kein Abarbeiten eines vorgefertigten Fragenkatalogs geben. Es soll allerdings auch kein konfrontatives Streitgespräch werden, erwarten Sie von mir bitte keinen investigativen Talk.

Nicht?
Das Gegenteil von investigativ ist aber nicht seicht. So viele Menschen haben mich vor dieser Sendung gebeten: Lass‘ deine Gäste ausreden, bleib an Themen dran, springe nicht ständig von einem zum anderen. Das werde ich machen. Ich freue mich darauf, nach langer Zeit mit 1:20-Aufsagern und 3:30-Interviews länger Zeit zu haben meinen Gesprächspartnern zuzuhören und sie auch mal nach privateren Dingen zu fragen.

Das klingt jetzt ein bisschen boulevardesk.
Ich will daraus sicher keine Homestory machen. Bei «Berlin direkt» konnte ich mit Politikern bisher aber nie über Fußball sprechen. Dabei würde mich schon interessieren, ob sie mit gezittert haben. Oder was sie zu dem unglaublichen Hype rund um Lena sagen. In meiner Sendung kann ich nun danach fragen, ohne dass es peinlich ist, ohne dass wir das Sachliche verlassen. Bei den Sommerinterviews des ZDF machen wir das seit einiger Zeit und die Resonanz ist überaus positiv. Andere Sender kopieren das inzwischen.

Welche Themen wollen Sie angehen?
Mir ist zunächst die Verbindung von faktischen, sachlichen Dingen und persönlichen Themen wichtig. Minister Schäuble war zuletzt krank – ich würde das gerne ganz anders beleuchten und fragen, warum Politiker nicht auch einfach einmal krank sein dürfen? Dann gibt es in Berlin gerade ein richtiges Aufregerthema: Soll es Fahrverbote für Gewalttäter geben? Das wird hier gerade sehr intensiv diskutiert. Wir wollen Themen machen, bei denen jeder mitreden kann – ohne lange Einführung und Erklärung. Es sollen die Dinge sein, die man am Freitag noch selbst im Büro besprochen hat. Dazu haben wir ein bis zwei Gäste – in meiner ersten Sendung Margot Käßmann, die uns sicherlich von ihrer Alkoholfahrt und dieser Nacht berichten wird.

Sie gehen jetzt weg von der politischen Berichterstattung. Hat Sie das politische Berlin nach so vielen Jahren gelangweilt?
Seit 38 Jahren berichte ich als Journalist aktuell. Dabei hatte ich immer einen Zwölf-Jahres-Rhythmus. Zwölf Jahre lang war ich beim Hörfunk, zwölf Jahre bei «heute» und «heute-journal» und nun zwölf Jahre im ZDF-Hauptstadtstudio. Jetzt war es wieder Zeit für etwas Neues. Ein Format wie dieses hatte ich schon immer im Auge. Ich habe kürzlich in der FAZ Wünsche an die neue Sendung von Günther Jauch gelesen und festgestellt, dass dort genau das gewünscht wird, was wir uns vor einem halben Jahr vorgenommen haben. Keine Effekthascherei, nah am Bürger, auch mal Mut zu Einzelgästen…

Ihr Weg geht nun weg vom täglichen Nachrichtengeschäft. Vermissen Sie es schon?
Natürlich gehe ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Ich sitze heute nach aufrecht im Bett wenn ich lese, dass die Gesundheitsreform gescheitert ist. Ich will dann aufstehen und direkt an den Reichstag oder vor’s Kanzleramt um Schalten zu machen für «heute». Ich war über Jahrzehnte ein aktueller Journalist – das legt man nicht so einfach ab. Diese Erfahrung werde ich nun in das neue Format einbringen. Und ich genieße es auch, dass ich nun endlich mal etwas planen kann und dann eben andere nicht ganz kurzfristig versetzen muss, weil etwas Wichtiges auf der Welt geschehen ist. Bisher hatte ich Schichtdienst, habe jedes Wochenende gearbeitet. Ich war immer an der Front.

Dennoch bleiben Sie in Berlin – ganz weg von der Politik konnten Sie also nicht gehen?!
Das war mir wichtig. Ich wollte in Berlin bleiben und Verbindungen zu Politik und Gesellschaft weiter pflegen. Erst kürzlich habe ich zum Beispiel eine Jugendrichterin aus Neukölln kennengelernt – wir haben uns darüber unterhalten, warum die Jugend immer brutaler wird. Ich würde sie gerne einmal in meine Sendung einladen. Es ist doch spannend, wenn eine solche Richterin auf die Justizministerin trifft. Ich bin gegen die 57. Show, die links auf rechts treffen lässt. Ich brauche kein Streitgespräch zwischen Rösler und Seehofer. Mit Herrn Rösler würde ich lieber einen Arzt diskutieren lassen.

A pro pos 57. Show. Es gab kürzlich eine Diskussion ob wir nicht zu viele Talkshows haben. Gibt’s denn noch genügend Gäste für Sie?
Ich sehe da kein Problem – ich bin ein Unikat. Ein Format dieser Form gibt es in Deutschland kein zweites Mal. Diese Form macht deshalb auch andere Gäste möglich. Margot Käßmann würde sich nie zu acht anderen Leuten in eine Runde setzen. Wir haben ein kleines Studio – ohne Publikum – und können auch ganz aktuell reagieren. Wenn am Freitag etwas Wichtiges passiert, dann werden wir versuchen in meiner Sendung darüber zu sprechen.

Die Sendung läuft sonntags um 13.00 Uhr – nach dem sehr erfolgreichen «Fernsehgarten». Für Sie eine gute Zeit?
Das war mein absoluter Wunschtermin. Abends ist eine solche Sendung schwer denkbar, aber vielleicht ändert sich das ja. Nach dem «Fernsehgarten» erreichen wir aber ein Massenpublikum und dieses mit spannenden Themen abzuholen ist für mich eine große Herausforderung.

Zum Abschluss, Herr Hahne: Gibt es einen Gast, den Sie sich für Ihre Sendung wünschen würden?
Das wäre natürlich jemand, den ich noch nie interviewt habe. Den Papst zum Beispiel. Aber die Rücktritte der jüngeren Vergangenheit interessieren mich auch brennend. Margot Käßmann, die zu uns kommt, aber auch Horst Köhler. Ich will wissen, was da wirklich passiert ist. Alle werden sich demnächst um den neuen Bundespräsidenten scharen. Mich interessiert in solchen Momentan dann zum Beispiel die Frau.

Vielen Dank und alles Gute für die erste Sendung.

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