«Willkommen bei den Sch’tis» (Sky Cinema)
Da RTL für den kommenden Sonntag kurzfristig die Übertragung eines Fußball-WM-Achtelfinals ins Programm genommen hat, befördert sich der Kölner Sender hinsichtlich des Blockbuster Battles selber ins Aus. So muss ein weiteres Mal Sky als Retter in der Not herhalten. Mit der französischen Hitkomödie «Willkommen bei den Sch’tis» legt sich der PayTV-Sender wie immer mächtig ins Zeug, um ProSiebens „Megablockbuster“ alt aussehen zu lassen. Der Film aus dem Jahr 2008 erzählt vom Postfilialenleiter Philippe (Kad Merad), der sich, vor allem auf Drängen seiner Frau, fleißig darum bemüht an die sonnige Südküste Frankreichs versetzt zu werden. Um bei der Bewerbung für eine entsprechende Stelle bevorzugt zu werden, gibt er sich kurzerhand als Behinderter aus. Doch der Schwindel fliegt auf. Und so wird Philippe in eine Stadt in Nordfrankreich strafversetzt, wo ihm schon bald die eigenwilligen Dorfbewohner und ihr schwer verständlicher Dialekt sehr zu schaffen machen.
«Willkommen bei den Sch’tis» traf im Jahr 2008 scheinbar genau den Lachnerv der französischen Kinozuschauer. Umgerechnet fast 200 Mio. US-Dollar spielte die Komödie allein in seinem Produktionsland Frankreich ein. Weitere 50 kamen im Rest der Welt hinzu. Kein anderer französischer Film konnte bis dato in solche Erfolgssphären vordringen. Mit der Geschichte über kulturelle Disparitäten und tief verankerte Vorurteile griff der französische Komiker Dany Boon auf ein Thema zurück, das er bereits in ähnlicher Form im Rahmen eines in seinem Heimatland sehr populären Bühnenprogramms verarbeitet hat. So hatte er sich schon zuvor eingehend den Klischees über den Norden Frankreichs und der dort verbreiteten Sprechweise, dem so genannten ch’ti (oder auch Picard) gewidmet, stammt er doch selbst aus ebenjener Region.
Für «Willkommen bei den Sch’tis» übernahm Boon nach dem Verfassen des Skripts auch eigenhändig die Regie sowie eine der Hauptrollen. Um der schwierigen Aufgabe gerecht zu werden, den Humor des Films, der zu großen Teilen auf der überspitzt dargestellten, eigenwilligen nordfranzösischen Sprechweise aufbaut, auch in der deutschen Synchronisation beizubehalten, wurde eigens ein spezieller Dialekt entwickelt, der den Sprachwitz des Originals entsprechend transportieren sollte.
OT: «Bienvenue chez les Ch’tis» (2008) von Dany Boon; mit Kad Merad, Dany Boon, Zoé Félix, Anne Marivin und Line Renaud.
«Flightplan - Ohne jede Spur» (ProSieben)
ProSieben möchte Sky am Sonntag mit einfachen Mitteln bezwingen und setzt mit «Flightplan» auf recht klassische Thrillerunterhaltung. Im Mittelpunkt des Films steht die Ingenieurin Kyle Pratt (Jode Foster), die nach dem Tod ihres Mannes beschließt, gemeinsam mit ihrer Tochter Julia (Marlene Lawston) per Flugzeug in die USA zurückzukehren. Als Kyle jedoch kurz nach dem Start einschläft und wenig später wieder aufwacht, ist Julia plötzlich spurlos verschwunden. Und damit nicht genug. Niemand an Bord scheint das Mädchen überhaupt gesehen zu haben. Zunehmend verzweifelt, beginnt Kyle bald an ihrem eigenen Verstand zu zweifeln.
Mit «Flightplan» lieferte der deutsche Filmemacher Robert Schwentke sein Regiedebüt in Hollywood ab. Dabei zog es ihn eigentlich schon früh in die USA, absolvierte er doch Anfang der 90er Jahre sein Filmstudium in Los Angeles. Nach seinem Abschluss kehrte er jedoch erst einmal nach Deutschland zurück, wo er einige Jahre als Drehbuchautor für das Fernsehen tätig war. So stammen von ihm die Skripte zu mehreren «Tatort»-Folgen. Mit dem Erfolg seines düsteren und atmosphärischen Thrillers «Tattoo», bei dem er sowohl Drehbuch als auch Regie übernahm, machte er 2002 aber schließlich auch international auf sich aufmerksam.
Ein Jahr später drehte er mit «Eierdiebe» daher auch seine bislang letzte deutsche Produktion. Mit der Tragikomödie begann auch seine Zusammenarbeit mit dem deutschen Kameramann Florian Ballhaus, Sohn des berühmten Kameramanns Michael Ballhaus («Gangs of New York», «Departed - Unter Feinden»), die mit den Hollywoodfilmen «Flightplan» und «Die Frau des Zeitreisenden» (2009) bereits erfolgreich fortgesetzt werden konnte. Auch an Schwentkes aktuellem Projekt ist Ballhaus wieder mit beteiligt. Die Comicverfilmung «Red», bei der Bruce Willis die Hauptrolle übernommen hat, soll noch dieses Jahr in den Kinos starten.
OT: «Flightplan» (2005) von Robert Schwentke; mit Jodie Foster, Peter Sarsgaard, Sean Bean, Marlene Lawston und Kate Beahan.
Die Empfehlung von Quotenmeter.de
Konnte sich ProSieben beim letzten Blockbuster Battle gegen den übermächtig scheinenden PayTV-Sender Sky noch siegreich durchsetzen, zieht der Münchner Sender diesmal den Kürzeren. So baut der atmosphärische Thriller «Flightplan» zwar grundsätzlich ein hohes Spannungsniveau auf und kann vor allem mit einer überzeugenden Darstellerriege aufwarten, doch ist das Ende des Films in seiner Banalität und Ideenarmut leider eine herbe Enttäuschung. Da weiß «Willkommen bei den Sch’tis» durch sein frisches Szenario und eine charmante, wenn auch in Grundzügen wenig neue Handlung schon wesentlich besser zu gefallen.
Hierbei muss auch eindeutig die deutsche Synchronisationsleistung (zu der Comedian und Schauspieler Christoph Maria Herbst einen nicht unwesentlichen Teil beigesteuert hat) gesondert hervorgehoben werden, ist es ihr weitestgehend gelungen, das zentrale Thema der Sprachbarrieren und den Wortwitz angemessen zu übertragen. Allen Skeptikern kann daher Entwarnung gegeben werden, sind doch somit auch in der deutschen Fassung zahlreiche Lacher garantiert. Als unterhaltsame Komödie für einen geruhsamen Sonntagabend ist «Willkommen bei den Sch’tis» also uneingeschränkt zu empfehlen.
Der Sieg geht an «Willkommen bei den Sch’tis» um 20.15 Uhr auf Sky Cinema.