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Christian Richters medialer Rückblick auf die Fußball-WM. Wer wird Liebling der WM und wer bekommt den „Haufen der WM“ verliehen?
Der Aufreger der WM
Sicherlich könnte man hier den nie enden wollenden Lärm der Vuvuzelas anführen, doch dank digitaler Filter wurde das Problem schnell gelöst. Viel ärgerlicher war es, dass direkt nach dem Abpfiff der Partien die Übertragung unterbrochen wurde, um die Sponsoren noch einmal aufzuzählen. Klar, das sind die besten Sendeplätze für Werbung, doch für den Zuschauer ist diese Pause mehr als ärgerlich. Denn genau in diesen Sekunden trugen sich auf dem Platz die interessantesten und emotionalsten Momente zu: der Jubel der Sieger und die Enttäuschung der Unterlegenen. Das gehört zu einer WM dazu. Ein solches Turnier bekommt seine Zugkraft vor allem durch solche Emotionen und wenn diese der hundertsten Wiederholung der Werbeclips weichen müssen, ist das unverzeihlich.
Der Haufen der WM
Den Preis für den größten Dünnpfiff der WM erhalten alle Nachrichtensendungen, die sich mit Orakel-Oktopus Paul beschäftigt haben. Und davon gab es erstaunlich viele. Dass über das Tier im Rahmen von Boulevard-Sendungen berichtet wird, wäre zwar noch immer fragwürdig, aber akzeptabel. Dass dieses aber in Hauptnachrichtensendungen besprochen wird, ist lächerlich. Auf die Spitze hat dies der Sender Kabel eins in seinen Nachrichten am Tag nach der deutschen Niederlage gegen Spanien getrieben. Da Paul zuvor das Ergebnis korrekt voraussagte, war ein langer Bericht zu sehen, der Passanten zeigte, die allesamt Paul grillen, frittieren oder filetieren wollten. Garniert wurde dies mit zahlreichen Bildern der fischverarbeitenden Industrie. Würde Kabel eins über eine mehrstündige Newsstrecke verfügen, an dessen Ende ein solcher Beitrag zu sehen ist, wäre das auch noch verkraftbar. Aber bei einem Sender, der ohnehin nur zehn Minuten Nachrichten am Tag zeigt und dann rund zwei Minuten für einen solchen Mist verschwendet, muss man sich wirklich die Frage stellen, ob hier die Verhältnismäßigkeit noch gewahrt ist.
Und sonst noch...
... ist auch in diesem Jahr der obligatorische Kampf um DEN besten und erfolgreichsten WM-Song ausgebrochen. Von „Wavin’ Flag“ bis „Helele“ waren wieder zahlreiche Versuche dabei, die seit Wochen in Heavy Rotation auf allen Radiosendern laufen. Jeder, der einen Kassettenrekorder mit Aufnahmefunktion sein eigen nennen konnte, schien sich berufen zu fühlen, seinen Erguss auf Platte zu pressen. Kein Wunder, dass auch Bushido und Oliver Pocher in diesem Reigen nicht fehlen durften. Selbst Elton steuerte zusammen mit der Band Peilomat einen Song hinzu, der jedoch weitestgehend der Öffentlichkeit verborgen blieb. Zum Glück. Auch wenn es mit The Parlotones ("Come Back As Heroes"), Seeed-Sänger Dellé ("Cry Out WM 2010") und OneRepublic („We’re marching on”) ein paar – zumindest handwerklich – bessere Versuche gab, überraschten am Ende ein paar Studenten namens Uwu Lena mit ihrer Version von Lenas „Satellite“, das sie aus einer Sektlaune heraus in „’schland oh ‚schland“ umwandelten. Am erfolgreichsten war am Ende der WM dann aber doch der offizielle FIFA-WM-Song von Shakira mit dem Titel „Waka Waka (This Time For Africa)“, der es sogar auf Platz 1 der Verkaufscharts schaffte. Wobei es bis heute fraglich bleibt, was die Kolumbianerin mit Afrika zu tun hat.
«Der Richterspruch»: Immer zu Beginn des Monats blickt Christian Richter bei Quotenmeter.de auf die wichtigsten Ereignisse der vergangenen Wochen zurück und kürte die „Lieblinge“ und den „Haufen“ des Monats.