Der Comedian im Quotenmeter.de-Interview: Am kommenden Donnerstag, 23.00 Uhr, startet seine neue Impro-Show bei ZDFneo, zudem ist er auch wieder in der Sat.1-Sendung «Genial Daneben» zu sehen.
Herr Hoecker, in der kommenden Woche startet bei ZDFneo «Ent oder weder» - worum geht es in dieser neuen Impro-Show?
Thomas Hermanns wird uns Comedians in der Show eine Meinung vorgeben, die wir dann vertreten müssen. Das Themengebiet wird sich erstrecken von der Reaktivierung von Vulkanen in der Eifel bis hin zur Frage, ob man Guido Westerwelle in einen Plattenbau verfrachten sollte.
In wie weit wird sich die neue Show denn von bereits existierenden Impro-Shows unterscheiden?
Impro ist immer und grundsätzlich komplett neu, weil man vorher ja nie weiß, was in einer Sendung passieren wird. Die neue Show orientiert sich meiner Meinung nach weniger an den bereits bestehenden Impro-Formaten, sondern eher an der Debattierkultur, die in den vergangenen Monaten einen Aufschwung erlebt hat. Natürlich wird dort viel ernsthafter debattiert – kaum jemand würde dort, wie wir es tun, über die Wiedereinführung eines Ritterordens sprechen.
Sie bringen mich aber zur Frage, ob hinter den witzigen Antworten nicht doch sehr viel ernst sprechen könnte. Gerade Themen wie „Westerwelle in den Plattenbau“ haben ja doch einen sehr realen Hintergrund…
Auf den ersten Blick sind unsere Antworten natürlich sehr komisch – wir haben neulich darüber diskutiert, ob Gott eine Frau ist. Natürlich kommt man in den 90 Sekunden, die wir zur Verfügung haben, aber auch auf Argumente, die einen ernsten Hintergrund haben. Weil wir aber keinerlei Vorbereitung haben, würde ich nicht sagen, dass man unsere Aussagen unbedingt sonderlich ernst nehmen muss. Problemlösungen zu erwarten – das wäre übertrieben.
Welche Gäste erwarten uns im Panel?
Oliver Kalkofe und ich werden in jeder Sendung dabei sein. Außerdem sind Wigald Boning zu sehen, Florian Schroeder, Michael Kessler und auch Hella von Sinnen.
Wie wichtig sind Ihnen die Zuschauerzahlen? Die dürften bei ZDFneo ja sehr gering ausfallen.
In erster Linie macht man als Künstler eine solche Sendung immer für sich, weil es ja auch Spaß macht. Natürlich liest man aber immer wieder auch Quotenmeter, um sich über die Zahlen zu informieren. Das ZDF wird die Episoden ebenfalls ausstrahlen, da haben wir dann ein größeres Publikum. So weit ich weiß, steht aber noch kein genauer Ausstrahlungstermin im ZDF fest.
Wie sehen Sie die Zukunft von Impro-Shows? «Genial daneben» wackelt zur Zeit…
Ich glaube, dass es Impro im deutschen Fernsehen immer geben wird. Es kommt hier immer auf die Formate an. Sind sie gut? Gefallen sie den Zuschauern? Grundsätzlich sollten Impro-Shows nicht zu kompliziert sein – in der Schlichtheit liegt die Kraft. Ich erinnere mich noch an die Diskussion, ob Comedy im deutschen Fernsehen vorbei ist – die hat sich inzwischen auch wieder relativiert. Mit Comedy und Impro verhält es sich wohl wie mit Nachrichten: Es wird immer Leute geben, die sich dafür interessieren.
«Genial Daneben» ist nun ebenfalls zurück im deutschen Fernsehen. Muss die Show möglicherweise grundlegend geändert werden?
Ich glaube, dass uns der Sendeplatzwechsel sehr gut getan hat. Was Quoten angeht, bin ich nicht so auf dem Laufenden. Es gibt Kollegen von mir, die können dir von einer vor 25 Jahren gelaufenen Show die exakte Quote bis zur dritten Nachkommastelle sagen. Ich denke da einfacher: Mit Sendungen verhält es sich wie beim Sähen: Manche Körner treffen fruchtbaren Boden, andere landen auf der Autobahn. Dennoch würde ich sagen, dass uns der Freitag ganz gut tut: Es ist kein Show-, sondern eher ein Konzeptabend. Am Samstag schaut man «Superstar» oder «Wetten, dass..?». Am Freitag schaut der Zuschauer hier mal eine Stunde rein, dann da eine Stunde – und geht dann vielleicht zum Feiern.
Müsste man die Show denn ändern?
Ich glaube, dass «Genial daneben» immer von denen lebt, die dort zu Gast sind. Sie lebt auch von den Fragen, die wir zugeschickt bekommen. Was will man da noch groß ändern? Man kann das Panel von fünf auf 15 Leute erweitern – vielleicht wäre das eine Idee. Die Macher beschäftigen sich mit dieser Frage schon seit einiger Zeit – ich sollte mich mal briefen lassen, was dabei herausgekommen ist.
Wie bewerten Sie als alter Comedy-Hase derzeit den Nachwuchs in Ihrem Bereich?
Da mache ich mir keine Sorgen. Je besser es bei uns im Geschäft läuft, desto mehr steigen ein. Das ist dann für uns Comedians, die schon länger dabei sind, eher problematisch (lacht). Ich glaube aber, dass die Szene davon lebt: Wir brauchen neue und junge Köpfe und Ideen.
Was war eigentlich Ihr Sprungbrett?
Ich hatte kein wirkliches Sprungbrett, sondern eher kleinere Rampen. Sicherlich muss man hier die erste Staffel von «Switch» nennen, bei der ich das erste Mal TV-Luft geschnuppert habe. Ich habe mich dann entschlossen mein Studium abzubrechen. Durch «Genial Daneben» wurde ich dann wohl einem größeren Publikum bekannt.
Worüber können Sie eigentlich lachen?
Über «Stromberg» und «Pastewka» kann ich sehr lachen, hier muss ich mich wirklich einmal der Massenmeinung anschließen.
Wo wir über Massenmeinung sprechen: Mögen Sie auch US-Sitcoms?
Nein, ich bin da kein großer Fan. Sie ermöglichen einen gewissen Kulturtransfer, das ist schön. Früher habe ich «Alf» sehr gemocht, mit den heutigen Sitcoms, die ich natürlich immer mal wieder schaue, kann ich weniger anfangen. Aus dem US-Bereich bevorzuge ich dann lieber «24», «Lost» oder «Prison Break».
Auch keine schlechte Wahl. Ich danke für das Gespräch.