Julian Miller ist der Ansicht, dass Sky Deutschland ähnlich wie HBO in den USA ebenfalls auf eigenproduzierte Projekte setzen sollte.
Knapp ein Jahr ist es her, dass aus dem verrotteten und jahrelang kaputtgemanagten Premiere die Pay-TV-Plattform Sky Deutschland wurde. In den Wogen der anfänglichen Euphorie, mit einem neuen Namen und einer neuen Corporate Identity nach Jahren des Dahinsiechens auf dem deutschen Fernsehmarkt wieder etwas reißen zu wollen, verkündete Chief Executive Officer Brian Sullivan auch, erste Eigenproduktionen in Gang setzen zu wollen. Ein neuer Schritt und eine neue Richtung, die angesichts der Vergangenheit des Konzerns bitter nötig scheint.
Sind Premiere und Sky nichts anderes als eine Ansammlung von diversen Sendern verschiedener Anbieter ohne Struktur oder homogene thematische Ausrichtung und ein hemmungsloser Blockbuster-Verwurster, definiert sich das Pay-TV etwa in den USA gerade durch eigenproduzierte Hochglanzproduktionen. HBO ist derzeit der Sender mit den meistnomminiertesten Serien wie etwa «The Sopranos», «Oz», «Curb your Enthusiasm» (das amerikanische Original von «Pastewka»), «Sex and the City» oder «True Blood», während SHOWTIME durch «Weeds», «Huff», «Californication» und «The United States of Tara» sowie eine geschickte Programmierung seiner Hits außerhalb der amerikanischen TV-Season zu einem profitablen Qualitätssender avancierte. Selbst der kleine Basic-Cable-Sender AMC hat mittlerweile längst den Braten gerochen und sendet mit seiner ersten Serie «Mad Men» den Golden-Globe-Gewinner der Kategorie „Beste Fernsehserie – Drama“ der letzten drei Jahre. AMCs zweite Serie «Breaking Bad» konnte ferner massenweise Emmys einheimsen.
Sullivan ruderte hingegen schon wieder zurück, als er bekannt gab, dass es wohl noch einige Zeit dauern würde, bis die ersten eigenen Serien und Filme bei Sky Deutschland zu sehen sein werden. Dabei betonte er, Sky müsse erst „seine Hausaufgaben machen“, bevor man sich in ein solches Unternehmen stürzen wolle. Doch gerade hierin sollten die Hausaufgaben bestehen. Denn ein seelenloser Blockbuster-Abspieler und eine miefige Oldie-Sender-Kollektion gemischt mit obskuren Doku-Kanälen wird es nicht schaffen, auf längere Sicht als Marke Bestand zu haben. Bundesliga hin oder her. Klar, dass man den vermoderten Konzern nach dem Abonnenten-Debakel des Oktobers 2008, als die Aktie zu einem Ramschpapier verkam, erst einmal sanieren muss. Doch der Weg zu einem stabilen Senderkonzept, das Gewinn einfahren soll, liegt nicht darin, einfach jeden Kinofilm zehnmal zu zeigen. Mit ein wenig Optimismus und Mut hätte Sky eventuell das Potential, ein deutsches HBO zu werden. Wenn man denn nur wollte.
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