Die Experten

19. Juli 2010

von
Warum werden Ausdrücke in den USA nicht mehr gepiept? Plus neue Folgen von «My Name is Earl» und Infos zu «Kalkofes Mattscheibe».

Dirk: Ich habe gehört, dass in den USA das Wort „Fuck“ nicht mehr wegepiept werden muss. Stimmt das?

Christian Richter:
In der Tat gab es in den USA jüngst gravierende Änderungen. Obwohl bisher festgeschriebene Regeln fehlten, hatte sich im Laufe der Zeit eine Liste etabliert, auf der die Worte standen, die weder allein noch als zusammengesetzte Worte zwischen 6.00 Uhr und 22.00 Uhr gesagt werden dürfen. Auf dieser Liste standen sieben Worte, weswegen die Aufstellung oft auch als „The Seven Dirty Words“ bezeichnet wurde. Ursprünglich stammte sie vom US-Komiker George Carlin, der diese Zusammenstellung für sein Comedy-Stand-Up “Seven Words You Can Never Say on Television“ aufstellte. Der New Yorker Radiosender WBAI strahlte diese Nummer im Jahr 1973 unzensiert aus und handelte sich dadurch prompt eine Anzeige ein. Als Konsequenz beschloss die zuständige Federal Communications Commission (FCC) die Einführung des sogenannten „Safe Harbor“, also einer sauberen Zeit zwischen 06.00 Uhr und 22.00 Uhr. Indirekt wurde damit die Liste von Carlin bestätigt und erhielt eine gewisse Allgemeingültigkeit. Bei den besagten Worten handelt es sich um folgende: „Shit“, „Piss“, „Fuck“, „Cunt“, „Cocksucker“, „Motherfucker“ and „Tits“.

Nach Bonos überschwänglichem Jubel bei den «Grammy Awards 2003», bei dem er die Auszeichnung mit den Worten „really, really fucking brilliant“ kommentierte, wurden die Strafen für eine Verletzung der „Safe Harbor“-Regel drastisch auf bis über 300.000 Dollar erhöht. Gegen diese Erhöhung klagten die amerikanischen Networks FOX, CBS, NBC sowie ABC und bekamen recht. Das Gericht stufte die bisherigen Bestimmungen in ihrer Unbestimmtheit als Verstoß gegen die freie Meinungsäußerung ein. Zudem merkte es an, dass es egal sei, wie umfangreich eine Liste der „Dirty Words“ sei. Es würde derart viele Ausdrücke für „Sexualorgane und sexuelle Aktivitäten oder eine Erektion“ geben, dass man nie alle erfassen könnte, zumal täglich neue Varianten hinzukämen. Als Konsequenz aus dem Urteil müssen die legendären schmutzigen Wörter ab sofort nicht mehr weggepiept werden, sondern dürfen ungestört über den Bildschirm laufen.

Die FCC hat übrigens kein Weisungsrecht für die Kabelsender, die sich damit nicht an den Safe Harbor halten mussten. Grundsätzlich war dort schon vor dem Urteil die Nutzung der „Seven Dirty Words“ auch tagsüber zulässig.

Toni: Ich wollte mal fragen, ob eine neue Staffel von «Kalkofes Mattscheibe» geplant ist?

Christian Richter: Obwohl die Ausstrahlung der vergangenen Staffel bereits zwei Jahre zurückliegt, sind gegenwärtig keine neuen Folgen der Show in Sicht. Kalkofe selbst hat mehrfach signalisiert, neue Folgen produzieren zu wollen, weil es derzeit so viel fragwürdiges Material im Fernsehen geben würde. Allerdings mangelt es aktuell an einem Produktionsauftrag seitens des Senders ProSieben. Aufgrund der angespannten finanziellen Situation blieb dieser bisher aus, obwohl das Format im Vergleich zu anderen Sendungen relativ geringe Produktionskosten hat. In diesem Zusammenhang warf Kalkofe seinem Haussender vor, das Geld lieber in fragwürdige Dokus am Nachmittag zu investieren.

Michael: Was ist mit «My Name is Earl» passiert? Hat RTL die Serie abgesetzt oder gibt es eine Sommerpause?

Christian Richter:
Über die Absetzung wunderten sich auch Holger und Claudia. Gute Nachricht für alle Fans der Comedyserie. Bei der jüngsten Absetzung handelt es sich nur um eine Sommerpause. Ab dem 21. August 2010 wird RTL die dritte Staffel wie gewohnt im samstäglichen Nachtprogramm nahtlos fortsetzen. Weiterhin sind dann Doppelfolgen ab etwa 02.30 Uhr zu sehen. Der Sender hat im Anschluss übrigens auch die Ausstrahlung der vierten und damit letzten Staffel angekündigt.

Kevin: Mich würden die Quoten von «MTV Home» interessieren. Läuft die einzige Perle von MTV gut und hat sie somit die Chance noch lange zu laufen?

Christian Richter:
Dies interessierte auch Sebastian. Die Show mit Joko und Klaas ist bisher noch kein großer Erfolg für MTV. Bis zum Mai 2010 wurde in der werberelevanten Zielgruppe ein Marktanteil von 0,3 Prozent gemessen. Dieser ist nur etwa halb so hoch wie der aktuelle Senderschnitt. Insgesamt verfolgten im Mittel lediglich 50.000 Zuschauer die verrückten Aktionen. Die Sendung wurde im Laufe der vergangenen Monate mehrfach auf andere Sendeplätze verlegt. Doch auch diese Umstrukturierungen brachten kaum eine Steigerung der Werte für eine der letzten eigenen MTV-Formate aus Deutschland.

Senden Sie uns Ihre Fragen und Anregungen:

Per Mail an ‚experten'ÄT'quotenmeter.de’ oder schicken Sie uns eine Lesermail mithilfe des Links unterhalb der Überschrift.

Aufgrund der vielen Einsendungen können jedoch nicht alle Fragen beantwortet werden. Zum Teil ist für die Klärung eine langwierige Recherche nötig, wodurch es zu einer zeitlichen Verzögerung bei der Beantwortung kommen kann.

Die nächste Experten-Ausgabe erscheint am Montag, den 26. Juli 2010.

Kurz-URL: qmde.de/43323
Teile ich auf...
Kontakt
vorheriger ArtikelAstra verbannt Sex-Sender nächster Artikel«Inception» düpiert 3D-Abenteuer

Ihre Frage an «Der Experte»

Ihr Name:


Ihre E-Mail-Adresse:


Nachricht:


Optionen

Drucken Merken Leserbrief




E-Mail:

Quotenletter   Mo-Fr, 10 Uhr

Abendausgabe   Mo-Fr, 16 Uhr

Datenschutz-Info

Letzte Meldungen

Werbung

Mehr aus diesem Ressort


Jobs » Vollzeit, Teilzeit, Praktika


Surftipp


Surftipps


Werbung