Glenns Gedanken

Fernsehen für Debile

von
«League of Balls», «Phreak» & Co. - Die Trash-Offensive auf ProSieben.

"Der Zuschauer bekommt das Programm, das er sehen will." So lautet die häufig missbrauchte Floskel der Sender, wenn es darum geht, fragwürdige oder banale Formate zu rechtfertigen. ProSieben ist ein Sender, der eigentlich über eine recht gute Reputation verfügt. Als Blockbuster- und US-Seriensender konnte er sich beim Publikum beliebt machen, und Stefan Raab tat mit «Unser Star für Oslo» und «Schlag den Raab» sein Übriges dazu. Doch jedes Jahr in den Sommermonaten, wenn die Haupt-TV-Saison vorbei ist, scheint es so, als ob die Programmgestalter in den Urlaub fahren und die alleinige Verantwortung an übermütige Praktikanten abgeben. Anders ist es nicht zu erklären, dass vorhersehbare Quotencrashs wie «Der Comedy-Zoo», «superspots - Die besten Clips im Umlauf», «Die einzig wahren Hochzeitscrasher», «Gina-Lisas Welt», «Das große Promi-Pilgern», «Sommermädchen» und natürlich «Giulia in Love?!» tatsächlich auf Sendung gegangen sind. Eigentlich wollte ich nicht mehr an diese dunklen Zeiten der längst verdrängten Totalausfälle erinnern, doch da uns ProSieben auch in diesem Sommer mit neuen Albtraumformaten quält, ist dies nur berechtigt. Jede Wahrheit braucht einen Mutigen, der sie ausspricht. Deshalb hier nun die aktuelle Top 5 des ProSieben-Sondermülls 2010:

Platz 5: «Crazy Competition»
Jeweils zwei Dörfer dürfen sich zwei Stunden lang in so 'spannenden' Duellen wie Lebkuchenhäuser bauen, Luftkissenweitsprung oder Seifenkistenrennen messen. Die ganze Schose wird schließlich noch garniert von den nervtötenden Kommentaren der unvermeidlichen Sonya Kraus. Ähm ja, und warum genau sollten wir uns sowas im Fernsehen anschauen? Das abgefilmte Dorffest ist in etwa so aufregend wie die Aquarium-DVD in Dauerschleife.

Platz 4: «Broken Comedy»
Steht der Titel der Sendung für "missglückte Comedy"? Wenn ja - herzlichen Glückwunsch! Für alle Zuschauer, denen die unzähligen gefloppten Sat.1- und RTL-Sketchcomedys zu anspruchsvoll waren, ist diese Sendung genau das Richtige. Carolin Kebekus verkauft sich unter Wert und präsentiert die flachsten und primitivsten Fäkal-, Anal- und Genitalwitze am laufenden Band. Bepissen wird sich hier allerdings keiner vor Lachen.

Platz 3: «Solitary - Besieg dich selbst!»
Hallelujah! Endlich wieder ein Auffangformat für abgehalfterte Z-Promis am Rande des Abgrunds. Zur besten Sendezeit am Samstagabend werden die Zuschauer Zeuge davon, wie sich erfolg- und arbeitslose Sänger, Models und Partyluder in kleine Kapseln begeben, um dort mittels traniger Psychospielchen an ihre Grenzen zu gelangen. Sadomaso-TV für Fortgeschrittene, denn hier werden nicht nur die Kandidaten, sondern auch die Zuschauer gequält. Ach ja, Sonya Kraus ist hier übrigens auch wieder mit von der Partie.

Platz 2: «Phreak»
Man nehme eine Hand voll unlustiger Radio-Telefonstreiche, die immerhin nicht gefaked sind, und verziere diese mit ein paar knallbunten Flashanimationen - fertig ist die TV-Comedy! So und nicht anders haben es sich die Verantwortlichen von «Phreak» gedacht. Die Bezeichnung Fernsehsendung ist für dieses Machwerk eine Übertreibung. Das ist schlichtweg Arbeitsverweigerung. Mensch ProSieben, wenn ihr schon keine Lust habt, zeigt doch wenigstens das Kaminfeuer.

Platz 1: «League of Balls»
Kennen Sie "Idiot Watching"? Noch nicht? Dann schalten Sie unbedingt bei «League of Balls» ein! Ein Haufen grenzdebiler Hauptschulposer lässt sich in dieser Show bedingungslos vorführen. Welcher Checker hat die "Eier", sich Mutproben zu unterziehen, wie etwa sich in Frauendessous zu präsentieren oder fremden Menschen im Restaurant auf den Teller zu spucken? Und wozu die ganze Anstrengung?: Der strahlende Gewinner erhält das Privileg, in eine Disko voller heißer "Chicks" zu dürfen. Na, das ist es doch allemal wert, sich in der Mattscheibe zum Vollhorst zu machen, oder etwa nicht?

Bei so einer Qualitätsoffensive fällt es nicht wirklich schwer, den Fernseher mal auszuschalten und lieber an den See zu fahren. Ansonsten gilt: Die Sender bekommen immer die Zuschauer, die sie verdienen.

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