Die Kritiker

«Cougar Town»

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Inhalt:


Nach 40 Jahren ist Jules Cobbs höchsteigener Handlungsplot offiziell zum Schatten seiner selbst verkommen. Die verfrühte Schwangerschaft führte direkt in die Ehe mit Bobby, der sich über Jahre hinweg vornehmlich mit anderen Frauen amüsierte, während seine Gattin Sohnemann Travis großzog. Nach der fälligen Scheidung zum untreuen Lebensgefährten kehrt Jules nun als Maklerin zurück ins Immobiliengewerbe und sieht sich gezwungen, die Abende entweder allein oder mit der besten Freundin und Nachbarin Ellie zu verbringen. Diese sucht ohnehin stets einen Weg, ihrem Angetrauten und dem gemeinsamen Baby zu entkommen.

Nachdem Jules Tag für Tag mitansehen muss, wie der ebenfalls kürzlich von seiner Frau getrennte Nachbar Grayson einen One-Night-Stand nach dem anderen landet,-und das mit scheinbar gerade erst volljährig gewordenen Mädchen-, lässt sie sich von Arbeitskollegin Laurie in das Nachtleben entführen. Travis, der oftmals unter den peinlichen Aktionen der beiden Elternteile leidet, findet verständlicherweise wenig Gefallen an den annähernd gleichaltrigen Love Interests seiner Mutter.

Darsteller:


Courteney Cox («Friends») als Jules Cobb
Christa Miller («Scrubs») als Ellie Torres
Busy Philipps («Dawson's Creek») als Laurie Keller
Brian Van Holt («John from Cincinnati») als Bobby Cobb
Dan Byrd («Aliens in America») als Travis Cobb
Ian Gomez («Felicity») als Andy Torres
Josh Hopkins («Ally McBeal») als Grayson Ellis

Kritik:


Ohne vorgreifen zu wollen: «Cougar Town» hat zu Beginn nicht wenige Probleme. Ein Großteil derer konnte bereits im Verlauf der ersten zehn Episoden ausgemerzt werden, wohingegen einige Andere entweder noch immer vorhanden oder nicht so sehr im Endprodukt, als eher der Prämisse selbst zu suchen sind. Eine hinsichtlich ihres Körpers von Selbstzweifeln geprägte 40-Jährige mit Courteney Cox zu besetzen? Ein schlechter Scherz. Cox, bekannt durch die Rolle der Monica Geller in der Erfolgssitcom «Friends» ist mit 46 noch immer eine äußerst attraktive Frau, deren Selbstwertgefühl so bald wohl nicht in den Keller sinken wird. Für die Schauspielerin war «Cougar Town» nichtsdestotrotz ein Wunschprojekt, nachdem sich das FX-Drama «Dirt» 2008 den schwachen Einschaltquoten geschlagen geben musste und Cox dem Fernsehen dennoch treu bleiben wollte. Anklang fanden ihre Ambitionen bei Bill Lawrence, der damals mit den Planungen für die achte und letzte Staffel «Scrubs» beschäftigt war.

Um aber nicht unvorbereitet in kaltes Wasser zu springen, führten die Beiden zuerst einen Testlauf durch: Für einen Storyarc von drei Folgen übernahm Cox in der Medizinercomedy das Amt des pensionierten Robert Kelso und überzeugte als Dr. Taylor Maddox sowohl Kritiker, als auch Lawrence. Dieser arbeitete anschließend mit Kollege Kevin Biegel ein Konzept aus, das nicht zuletzt durch die Erfahrungen seiner Ehefrau Christa Miller inspiriert wurde, die in der Serie Jules' Freundin Ellie verkörpert. Womit man als Fan von «Scrubs» bereits der ersten Hürde bevorsteht. Die Figur Jordan, Dr. Cox' niederträchtige Frau, gleicht Ellie fast aufs Haar. Während sich die Charakterzeichnung in «Scrubs» perfekt ins Gesamtbild fügte, muss man sich hier fragen, ob Lawrence nur einem Streit aus dem Weg gehen wollte. Wie auch andere Hindernisse wird Ellies Störfaktor im Verlauf von Staffel eins stark heruntergeschraubt. Wirklich nötig wird die ewig sarkastische, gelangweilte und fiese Figur aber nicht. Dass Miller durch Botox mutmaßlich so gut wie alle Gesichtszüge verloren hat, macht es nicht besser. «Scrubs» hat sich über diese Tatsache immerhin noch amüsiert.

Dass Tagline und Titel vor allem männliches Publikum abschrecken, hat Lawrence dank den Ergebnissen einer Studie inzwischen auch registriert und zieht nun eine Namensänderung in Betracht. An dieser Stelle sei erwähnt, dass «Cougar Town» auf keinen Fall speziell frauenaffin ist. Problematisch ist nur, dass man das zu Beginn durchaus glauben könnte. Der großartige männliche Cast rückt in den ersten Episoden noch in den Hintergrund und lässt so Raum für Jules Beziehung zu jüngeren Männern. Nach etwa der Hälfte der Staffel ist der nur langsam voranschreitende Wandel aber gänzlich vollzogen: «Cougar Town» wendet sich ab von der Besessenheit auf die eigene Direktive und wird zu Ensemble-Comedy – nicht das Symbol des Cougars, also einer Frau, die Frischfleisch Weisheit vorzieht, sondern die Beziehungen der Charaktere geraten in den Fokus. Wenn die ersten Sonntagabende bei Sat.1 also von einer gewissen Unschlüssigkeit begleitet werden, keine Sorge – dranbleiben lohnt sich.

Der Pilot mutet nämlich ähnlich an wie die nächsten Folgen auch: Für 20 Minuten wird man in das neue Serienunviserum geladen und danach schlagartig wieder herausgeworfen. Sich wirklich wohlzufühlen, wie es bei «Scrubs» sofort der Fall war, ist kaum möglich. Auch schafft man den Sprung zwischen Witz und Drama nicht derart galant und landet dabei eher auf der Nase, weshalb man anschließend eben direkt auf die fantastische Besetzung und ihre Harmonie untereinander setzt. Seien es die Pärchen Travis und Laurie, Bobby und Ellie oder Grayson und Jules – die Chemie stimmt, das Zusehen macht Spaß. Schön auch, dass «Cougar Town» bodenständiger ist als der große Bruder im Geiste und so auf eine andere Weise unterhalten kann. Hätte Jules jede Woche einen neuen Tween im Gepäck wäre die Bestellung einer zweiten Runde auf Grund schlechterer Rezension bestimmt nicht erfolgt. So darf man sich auf ein zweites Jahr der Serie freuen.

Auch die deutsche Synchronisation ist soweit gelungen. Andrea Aust leiht Courteney Cox ihre Stimme, wie sie es immerhin ein Jahrzehnt hindurch für «Friends» tat. Christa Miller, die für «Scrubs» von Andrea Loewig synchronisiert wurde, erhält mit Cathleen Gawlich allerdings eine neue Sprecherin. Diese dürfte Serienfans beispielsweise als Rose in «Two and a Half Men» bekannt sein. Das Beste herausgeholt haben Melanie Hinze und Viktor Neumann, die Laurie bzw. Bobby zu Worten verhelfen. Während Busy Philipps schlicht eine sehr eigene und interessante Stimme hat, spricht Brian Van Holt mit starkem texanischen Akzent, der seinen Szenen im Original immer etwas Besonderes verleiht. Dass man dieses Feeling hierzuland nicht adaptieren konnte, stand leider außer Frage. Dennoch insgesamt eine hörenswerte Leistung. Sat.1 ist zum Erwerb der Rechte jedenfalls nur zu beglückwünschen - nur mit den Einschaltquoten muss es jetzt noch funktionieren. Das Lead-In, bestehend aus «Navy CIS» und «The Mentalist» mag nicht jedem zusagen – in der Vergagenheit konnten sich Comedyformate wie «Sechserpack» allerdings durchaus hinter der Krimischiene behaupten. Sei es nun inhaltlicher oder senderinterner Erfolg: Abwarten ist die Devise.

Sat.1 zeigt «Cougar Town» ab dem 25. Juli 2010 immer sonntags um 22:15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/43440
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