Rechtzeitig zur neuen TV-Saison kommen die RTL-Erfolgsformate der Daytime zurück. Was meint unser Praktikant dazu?
Zur neuen TV-Saison darf eines im RTL-Programm nicht fehlen: Trash. Und dieser Trash findet sich häufig im Nachmittagsprogramm - sprich der Daytime - wieder. Denn Formate wie «Mitten im Leben», «Familien im Brennpunkt» oder «Die Schulermittler» zeugen nicht gerade von Qualität. Doch es sind gerade die Formate, die den Nerv des deutschen Publikums getroffen haben. Mehrere Millionen Menschen schalten zur Mittagszeit ein und lassen sich von den sogenannten Doku-Soaps berieseln.
Dass sich Menschen die Dokus gerne freiwillig antun, ist mir unverständlich. Vielleicht muss ich es auch gar nicht verstehen können. Möglicherweise möchte ich es auch nicht verstehen. Denn Tatsache ist: All diese Dokus sind gescriptet! Nichts ist echt. Und als würde dieser Fakt nicht schon ausreichen, ist auch die schauspieleriche Leistung der Laienschauspieler richtig gruselig. Es wirkt nichts authentisch genug. Den Personen ist das egal, schließlich springt für sie hinterher eine schöne Summe dabei heraus. Traurig genug, dass den meisten Leuten, die sich die Formate angucken, dem gar nicht bewusst sind. Kein Wunder, denn nur im kurzen Abspann von RTL, der am untersten Bildrand eingeblendet wird, wird in einem kurzen Satz erläutert, dass die Geschichten frei erfunden sind.
Doch was ist noch schlimmer als Leute, die gar nicht erst in Erwägung ziehen, dass alles erfunden ist? Die Antwort: Es sind Leute, die wissen, was auf sie zukommt! Genau, solche gibts auch. Und auch sie tragen dazu bei, dass die Formate sensationelle Marktanteile verzeichnen. Doch woran liegt dieser Erfolg? Diese Faszination beim Zuschauer? Meistens liegt es an den Geschichten und Charakteren, mit denen sich die Menschen identifizieren können. Obwohl nichts echt ist, werden Alltagsthemen behandelt. Manche davon sind natürlich überspitzt dargestellt, kommen beim Publikum aber anscheinend gut an.
Umso mehr regt es mich auf, wenn wirkliche Qualitätsformate im deutschen Fernsehen keine Chance mehr haben. Doch es gibt auch Leute, die eine Alternative im Daytime-Programm gefunden haben: kabel eins. Jawohl, kabel eins erweist sich als echter Retter in der Not. kabel eins zeigt amerikanische Sitcoms - und da sind sogar einige gute dabei wie «King of Queens» oder «Two and a Half Men». Der Erfolg der kabel eins-Daytime dürfte auch daran bedingt sein, dass die anderen Fernsehzuschauer von Sendern wie RTL, Sat.1 oder ProSieben weggetrieben worden sind. Erschreckend stellt der Fernsehzuschauer nämlich fest: Drei große Vollprogramme setzen auf das recht sinnlose Genre namens Scripted Reality. Und es ist kein Abwärtstrend in Sicht. Im Gegenteil. Es wird immer schlimmer. Eines ist klar: Wenn die Zuschauerzahlen der Dokus im Laufe der Jahre noch besser werden, wird sich das Tagesprogramm in Deutschland erheblich anders gestalten als zuvor. Gute Alternativen wird man eines Tages nicht mehr finden können. Und der bewusste Fernsehzuschauer wird dabei in die Röhre gucken.
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