Schlüter sieht's

«Schlüter sieht's»: Kein Spaß-Overkill?

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Sitcoms präsentieren sich weiterhin überall populär. Ein Kommentar zum anhaltenden Erfolg des Genres.

ProSieben hat in dieser Woche den Start neuer Staffeln seiner Comedy-Serien am Dienstagabend verkündet: Ab dem 07. September machen die «Simpsons» sowie «Two and a Half Men» wieder mit neuen Folgen die Bildschirme unsicher. Im gleichen Zug verkündete der Sender aber auch, dass man demnächst auch am frühen Nachmittag auf US-Comedy setzt. Die Reality-Dokus «It`s my Life» und die erste «We are Family»-Folge werden von 13.00 bis 15.00 Uhr durch die beiden Comedy-Serien «Malcolm Mittendrin» und «Scrubs – Die Anfänger» ersetzt, die zwar per definitionem keine direkten Sitcoms, aber ähnlich aufgebaut und äußerst verwandt mit den klassischen Vertretern des Genres sind. Ist dieser Schritt zu noch mehr Spaß am Nachmittag also sinnvoll – gerade angesichts des drohenden Sitcom-Overkills, der bei dieser massiven Anzahl an Sitcoms in der Daytime früher als gedacht kommen könnte?

Indikatoren für die Sitcom-Müdigkeit der deutschen Fernsehzuschauer gibt es bisher nicht: kabel eins dürfte angesichts der weiterhin hervorragenden Einschaltquoten seiner Comedys am Mittag und Nachmittag sehr zufrieden sein. Und ProSieben programmiert nicht ohne Grund diese beiden genannten Formate: «Scrubs – Die Anfänger» erzielt derzeit am Morgen regelmäßig hohe Marktanteile besonders in der jungen Zielgruppe der 14- bis 29-Jährigen. Und «Malcolm Mittendrin» ist seit Jahren eine feste Institution im Wochenendprogramm des Senders. Dort fiel (die schon vor Jahren eingestellte Comedy) vor der Fußball-Weltmeisterschaft noch mit ungewöhnlich starken Zahlen am Samstagnachmittag auf: Alle der im Mai in Doppelfolgen ausgestrahlten Ausgaben schafften es auf Zielgruppen-Marktanteile über dem Senderschnitt. Fünf der acht Episoden kletterten auf mehr als 14 Prozent; der Bestwert lag sogar bei immensen 19,4 Prozent bei den werberelevanten 14- bis 49-Jährigen.

Und auch «Two and a Half Men», das seit einiger Zeit nun in Dauerschleife bei kabel eins am Nachmittag ausgestrahlt wird, erreicht weiterhin ausschließlich zweistellige Marktanteile, die mehr als das Doppelte des Senderschnitts bedeuten. Und noch immer werden sogar auch exorbitante Zahlen von 16 Prozent Marktanteil oder mehr in der Zielgruppe gemessen, womit kabel eins meist hinter RTL die Nr.2 am Nachmittag ist. Ein Zeichen dafür, dass die Zuschauer die Geschichten um die Harper-Brüder nicht mehr sehen wollen, gibt es also wahrlich nicht. Und das, obwohl die vorhandenen Staffeln mittlerweile mindestens ein Dutzend Mal wiederholt wurden.

So ist es letztlich auch nicht verwerflich oder sinnlos, dass ProSieben zusätzlich noch auf US-Comedy am Nachmittag setzt. «Scrubs» und «Malcolm mittendrin» waren in Deutschland (anders als in den USA) nie die echten Quotenbringer und Kultserien für die Masse. Sie hatten und haben natürlich auch hierzulande einen Fanstamm, der besonders bei den Storys um Jungmediziner J.D. nicht zu verachten ist – doch gute Quoten erreichte das Format am Abend erst mit der kürzlich ausgestrahlten letzten Staffel sowie im Tagesprogramm. Noch 2008 enttäuschte die vorletzte Staffel von «Scrubs» am Mittwochabend mit oft nur einstelligen Marktanteilen. Jetzt aber – im Zuge des anhaltenden Sitcom-Hypes und dem Trend zu US-Formaten – können auch diese beiden Serien punkten. Nichts liegt näher für ProSieben, also auch am Nachmittag ab 13.00 Uhr damit Quote zu holen, solange die Zuschauer es noch wollen. Vorhersehbar ist aber ohne Zweifel, dass angesichts des Überangebots der drohende „Sitcom/US-Comedy-Overkill“ kommen wird – nur wann die Zuschauer diese Spaß-Müdigkeit um das Genre der Lacher vom Band befällt, steht in den Sternen. Bis dahin gilt das Sprichwort „Nach mir die Sintflut“ weiter…

Jan Schlüters Branchenkommentar beleuchtet das TV-Business von einer etwas anderen Seite und gibt neue Denkanstöße, um die Fernsehwelt ein wenig klarer zu sehen. Eine neue Ausgabe gibt es jeden Donnerstag nur auf Quotenmeter.de.

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